Er studierte an der Universidad Católica in Santiago de ChileJura. Schon während seiner Studentenzeit, im Jahr 1934, trat er in die Konservative Partei ein und schloss sich deren Jugendorganisation an, dem Movimiento Nacional de la Juventud Conservadora (deutsch: „Nationale Bewegung der konservativen Jugend“), die sich 1936 in Falange Nacional umbenannte, eine an faschistischen Vorbildern in Europa orientierte und stark kirchlich beeinflusste christsoziale und antikommunistische Bewegung in Chile. Nach dem Ende seines Studiums arbeitete er als politischer Publizist und war bis 1937 Chefredakteur der Tageszeitung El Tarapacá.
1938 gehörte er zu den Gründern der Partei Falange Nacional, als sich die Falange von der Konservativen Partei abspaltete und im Verlauf der 1940er Jahre der Christdemokratie annäherte. 1945 wurde er Staatsminister für öffentliche Bauten (Obras Públicas) in der linksgerichteten Regierung von Juan Antonio Ríos Morales. 1949 wurde er in den Senat gewählt. 1957 beteiligte er sich an der Gründung der Christdemokratischen Partei Chiles (PDC). Im September 1964 gewann Frei die Präsidentschaftswahlen.[1]
Seine Amtszeit bis 1970 war von der tiefen Spaltung Chiles geprägt. Frei versuchte sich an den überfälligen Sozialreformen und an einer Modernisierung von Staat und Verwaltung. Er bemühte sich um eine Verbesserung der Versorgung der Armen und um eine Landreform. Dabei geriet Freis Regierung immer mehr zwischen die Fronten und konnte es keiner Seite recht machen: Den Linken gingen seine Reformbemühungen nicht weit genug, während die konservativen Kräfte – besonders die einflussreichen Familien, denen ein erheblicher Teil des Grundbesitzes und der chilenischen Großunternehmen gehörte – in seinen Umverteilungsbemühungen bereits Umsturz, Chaos und Kommunismus sahen. Als Freis Amtszeit 1970 endete, wurde bei den Präsidentschaftswahlen der Kandidat der vereinigten Linken, Salvador Allende, mit relativer Mehrheit gewählt.
Frei wurde wieder Senator und behielt den Vorsitz der Christdemokraten. Auch nach dem von den Christdemokraten unterstützten Militärputsch von Augusto Pinochet, der im September 1973 Freis Nachfolger Allende gewaltsam stürzte, blieb Frei noch bis 1977 Vorsitzender und rechtfertigte die Militärdiktatur, z. B. im November 1973 in einem Brief an Mariano Rumor, den Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Weltunion, in dem er den Putsch als notwendig und Berichte über die vom Militärregime begangenen Grausamkeiten als „Lügen“ und „gigantische Kampagne“ des „Weltkommunismus“ bezeichnete.[2] Nach seinen späteren Angaben wusste Frei frühzeitig vom Putsch gegen Allende.[3]
Später wandelte sich Frei zum Gegner der Diktatur und wurde als Parteivorsitzender abgesetzt.
Tod
Frei starb am 22. Januar 1982 unter mysteriösen Umständen in einer Klinik in der Hauptstadt Santiago, in der er wegen einer Leistenbruch-Operation behandelt worden war. Obwohl er den Eingriff zunächst gut überstanden hatte, verstarb er kurz darauf nach sechs weiteren Operationen an den Folgen einer sich rapide verschlimmernden Infektion. Von Freis Familie wurde behauptet, dass in Gewebeproben, die von Experten der belgischen Universität Gent untersucht worden sind, Spuren von Senfgas und dem hochgiftigen Thallium gefunden wurden, das Infektionen beschleunigen kann.[4] Allerdings gibt es bis heute noch keine Bestätigung der Universität Gent.[5] Zudem entnahmen drei Pathologen der Klinik der Katholischen Universität seine Organe, die danach spurlos verschwanden.
Sein Sohn, Eduardo Frei Ruiz-Tagle (* 1942), wurde als Nachfolger von Patricio Aylwin zum chilenischen Präsidenten gewählt. Ende Januar 2007 reichte er, inzwischen im Amt des Senatspräsidenten, Privatklage wegen Mordes ein. Freis Familie verdächtigt die ehemalige militärische Geheimpolizei DINA, hinter dem Tod des Ex-Präsidenten zu stehen.[6]
Im Dezember 2009, knapp 28 Jahre nach seinem Tod, wurden vier ehemalige Ärzte und zwei mutmaßliche Helfer wegen der Vergiftung von Frei Montalva festgenommen.[7] Die chilenischen Ermittlungsbehörden sahen 2013 einen möglichen Zusammenhang mit der mutmaßlichen Vergiftung Pablo Nerudas, der 1973 wenige Tage nach dem Staatsstreich im selben Krankenhaus starb.[8] Im Januar 2019 wurden in Santiago de Chile die damaligen Ärzte des Ex-Präsidenten, sein Chauffeur, ein Armeeoffizier sowie ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter wegen des Mordes an Frei in erster Instanz zu Gefängnisstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt.[9] Am 25. Januar 2021 hob die neunte Kammer des Appellationsgerichts von Santiago das Urteil auf und sprach die sechs Angeklagten frei, da sie die von der Vorinstanz und der Nebenklage als hinreichend bewerteten Indizien nicht als Beweis gelten ließ und ein Fremdverschulden am Tode Freis für nicht plausibel hielt.[10] Die Familie reagierte enttäuscht auf den Freispruch und kritisierte das umstrittene Berufungsurteil scharf, da das Gericht damit die offizielle Darstellung der Geschehnisse, wie sie von den seinerzeitigen Regierungsstellen unter der Diktatur verbreitet wurde, unkritisch rehabilitiert und die 20-jährige Ermittlungsarbeit von Polizei und Justiz ignoriert habe. Auch die PDC charakterisierte den Spruch als „erratisch“, verwies auf die Haltung der Staatsanwaltschaft, die eine Bestätigung der erstinstanzlichen Verurteilung beantragt hatte, und erwartet eine Korrektur der Entscheidung durch den von Freis Angehörigen angerufenen chilenischen Obersten Gerichtshof.[11]
Lateinamerika am Scheideweg. v. Hase & Koehler, Mainz 1978, ISBN 3-7758-0956-2.
Literatur
Cristián Gazmuri, Patricia Arancibia, Alvaro Góngora (Hrsg.): Eduardo Frei Montalva (1911–1982). Fondo de Cultura Económica, Santiago de Chile 1996, ISBN 956-7083-62-2.
Sebastian Hurtado-Torres: The Gathering Storm: Eduardo Frei’s Revolution in Liberty and Chile’s Cold War. Cornell University Press, Ithaca 2020, ISBN 978-1-5017-4718-2.
Benedicto Castillo Irrtibarra: Magnicidio. La verdad del asesinato del Presidente de la República Eduardo Frei Montalva, en un complot organizado y ejecutado por agentes de las brigadas de exterminio de la DINA, CNI y DINE. Momentum, Santiago de Chile 2011, ISBN 978-956-8089-34-4.
Georg Sutterlüty: Die chilenische Politdynastie Frei und ihre vorarlbergischen Wurzeln. In: Rheticus. Vierteljahresschrift der Rheticus-Gesellschaft. 28, Heft 1, 2006, S. 71–94.