Eduard Paulus liegt begraben auf dem Fangelsbachfriedhof in Stuttgart (Grab Nr. 11-7-10-5203).[2]
Werke: Humoristischer Vierzeiler
Er ist der Urheber des besonders von Schwaben und insbesondere Württembergern vielzitierten Vierzeilers:
Der … und der Hegel,
der … und der Hauff,
das ist bei uns die Regel,
das fällt hier gar nicht auf.
Der erste Teil der beiden Reimpaare wird heute jeweils beliebig mit Schiller, Schelling, Uhland, Mörike, Kerner oder Hölderlin aufgefüllt, wohingegen Hegel und Hauff des Reimes wegen feststehen. Die Ursprungsfassung lautete:
Wir sind das Volk der Dichter,
Ein jeder dichten kann,
Man seh’ nur die Gesichter
Von unser einem an.
Der Schelling und der Hegel,
der Schiller und der Hauff,
das ist bei uns die Regel,
das fällt hier gar nicht auf.
Interpretation
Peter Bamm bezeichnete den Vierzeiler als einen der arrogantesten Sätze, mit denen ein Volksstamm angibt. Und im Kontext von „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“[3] wird er heute vielfach so genutzt.
Bei Paulus ist dies differenzierter zu betrachten. Der Vierzeiler entstammt einer wilden Parodie, die als „Trümmer“ aus einer politischen Komödie „Götterdämmerung“ in seinen 1897 erschienenen „Arabesken“ veröffentlicht wurde. Darin treten in einem Walhall, das der Dichter auf die Heide bei Jüterbog ansiedelt – schon zu Preußens Zeiten der größte militärische Schießplatz – eine muntere Mischung von Charakteren auf: Germanische Götter wie Wodan, Freia und Loki, aber auch Dichter und Geister von Dichtern sowie Chöre wie der Chor der Arbeiter, der Chor der Gründer und der Chor (bismarckfreundlicher) Nationalliberaler … und Die Sieben Schwaben. Uhlands „Der gute Kamerad“ wird zitiert, ebenso Theobald Kerners „Auswandererlied“. Mit der Anspielung auf das „Weltgericht“ wird sowohl auf Schiller als auch Bengel Bezug genommen. Allgemein bekannte und in die Umgangssprache eingegangene Anekdoten über württembergische Sozialisten werden ebenfalls eingeflochten.
Karl Moersch[4] ordnete diese vielfältigen Anspielungen in einem Vortrag in die politische Situation Württembergs innerhalb des Deutschen Kaiserreichs nach Bismarcks Entlassung und der wilhelminischen Ära ein. So sei Paulus zwar durchaus, typisch unschwäbisch, zur Selbstironie fähig, aber das württembergische Bildungsbürgertum, einschließlich seines Königs und auch Vertreter der heutigen Generation seien sich bei aller machtpolitischen Unterlegenheit einer auf einer württembergspezifischen langen Bildungstradition begründeten geistigen Überlegenheit stets bewusst gewesen und hätten diese, quasi kompensatorisch, sehr zum Missfallen ihrer Gegenüber auch kundgetan.
Auszeichnungen und Ehrungen
1882 große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft
↑Richard Strobel: Eduard Paulus der Jüngere und Franz Xaver Kraus. Württembergs und Badens Anfänge des Kunstdenkmäler-Inventars. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 17. Jg., Heft 2, 1988, S. 43–52 (Digitalisat (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)).
↑Hermann Ziegler: Fangelsbach-Friedhof (= Friedhöfe in Stuttgart, Band 5), Stuttgart 1994, S. 157.
↑Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1907, S. 38.
Literatur
Oskar Paret, Otto von Güntter: Eduard Paulus der Jüngere. In: Schwäbische Lebensbilder Bd. 5, Stuttgart 1950, S. 440–457 (mit Schriftenverzeichnis).
Richard Strobel: Eduard Paulus der Jüngere, zweiter Landeskonservator in Württemberg, gestorben vor 100 Jahren am 16. April 1907. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 36. Jg. 2007, Heft 2, S. 122–130 (Digitalisat).
Daniel Reupke: Der Dichter-Denkmalpfleger: Eduard Paulus der Jüngere (1837–1907) und das Inventar der „Kunst- und Altertumsdenkmale in Württemberg“. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 51. Jg. 2022, Heft 4, S. 242–249 (Digitalisat).