Eberhard Kessel, Sohn des Staatsanwalts Paul Kessel und seiner Frau Helen, geborene Woolnough, besuchte von 1917 bis 1925 Gymnasien an verschiedenen Orten. Nach dem Abitur nahm er ein Geschichtsstudium an der Universität Leipzig auf, das er in Berlin fortsetzte und um Philosophie und Klassische Philologie ergänzte.[1]Albert Brackmann, Fritz Hartung und Friedrich Meinecke waren dort seine akademischen Lehrer.
In der Zeit des Nationalsozialismus erhielt Kessel jedoch keine Dozentur, „da er nicht bereit war, dem Nationalsozialismus Konzessionen zu machen.“[2] In amerikanischer Kriegsgefangenschaft allerdings konnte er eine akademische Lehrtätigkeit aufnehmen:
„Im Lager Dermott im Staate Arkansas wurde eine Lageruniversität eingerichtet, und Dr. Kessel wurde zum Ordinarius der geschichtswissenschaftlichen Abteilung bestellt“
Kessel war ab 1947 verheiratet mit Gisela Kessel, geborene Krause, und Vater von zwei Kindern.
Leistungen
Kessel war vor allem Geistes- und Ideenhistoriker und nahm dabei eine zwischen Leopold von Ranke und Friedrich Meinecke liegende Haltung ein, dessen Werke er mit herausgab. Als solcher versuchte er, die in der Geschichte wirksamen Ideen zu ergründen und sie als Grundlage der Gegenwart zu verstehen. Daher betrachtete er die Geschichte nie als Wissenschaft „von totem Fakten- und Datenwissen“.[2]
Bibliographie, in: Heinz Duchhardt (Hrsg.): Festschrift für Eberhard Kessel zum 75. Geburtstag. Fink, München 1982, ISBN 3-7705-2080-7, S. 365–370.
Die Magdeburger Geschichtsschreibung im Mittelalter bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt 7, 1931, S. 109–184 (zugleich: gekürzte Fassung der Dissertation, Berlin 1931).
Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Schlacht bei Torgau. Junker und Dünnhaupt, Berlin 1937 (= Schriften der Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Historischen Seminar der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Allgemeine Reihe, 17; zugleich: Habilitationsschrift, Berlin 1936).
als Hrsg.: Carl von Clausewitz – Strategie aus dem Jahr 1804, mit Zusätzen von 1808 und 1809. Hamburg 1937.
Zeiten der Wandlung. Hauptepochen abendländischer Geschichte. Van der Horst, Hamburg 1950.
als Hrsg.: Die Briefe von Carl Schurz an Gottfried Kinkel. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1965.
Wilhelm v. Humboldt. Idee und Wirklichkeit. Koehler, Stuttgart 1967.
als Mitherausgeber: Jahrbuch Amerikastudien und Beihefte. Ab 1968.
Militärgeschichte und Kriegstheorie in neuerer Zeit. Ausgewählte Aufsätze. Hrsg. und eingeleitet von Johannes Kunisch. Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-06249-3 (= Historische Forschungen. Band 33).
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Hrsg.): Eberhard Kessel 1907–1986. Ansprachen gehalten anläßlich der Akademischen Trauerfeier des Fachbereichs 16 – Geschichtswissenschaft – am 25. Juni 1986. Mainz 1986.
Eberhard Kessel in Internationales Biographisches Archiv 17/1986 vom 14. April 1986, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 48/2007, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Ludwig Biewer: Eberhard Kessel und sein Beitrag zur Erforschung der preußischen Geschichte. In: Hans-Christof Kraus (Hrsg.): Das Thema „Preußen“ in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik vor und nach 1945 (= Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, N.F., Beiheft 12), Berlin 2013, S. 403–417.
Ludwig Biewer: Eberhard Kessel (1907–1986). In: Heinz Duchhardt (Hrsg.): Mainzer Historiker, Mainz University Press, Mainz 2020 (= Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz, 16), ISBN 978-3-8471-1115-3, S. 171–190.
Eberhard Kessel im Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz 1477–1973.
Einzelnachweise
↑ abcKessel, Eberhard. In: Wolfgang Weber: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen des Faches bis 1970. 2. Auflage. Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1987.