Dieser Artikel behandelt das taiwanische Unternehmen ELSA Technology Inc. Für das Schweizer Nahrungsmittelunternehmen ELSA (Estavayer Lait SA) siehe Estavayer Lait.
Die ELSA Technology Inc. (chinesisch艾爾莎科技, PinyinÀiěrshā kējì) wurde 2003 gegründet und ist heute ein Hersteller von Grafikkarten, Mainboards und LED-Technologie mit Sitz in Taipeh in der Republik China (Taiwan). Die Wurzeln der Marke liegen jedoch in Deutschland: Die ursprünglich bekannte ELSA GmbH (Abkürzung für Elektronische Systeme Aachen), später ELSA AG, war ein deutscher Hersteller von Grafikkarten und Modems, der 2002 insolvent wurde. Die Insolvenz führte zu vielfachen Ausgründungen, Nachfolgeunternehmen und dem Verkauf des Markennamens.
Die „ELSA Gesellschaft für elektronische Systeme mbH“ wurde am 11. Dezember 1980 von Klaus Langner und Andreas Steinkopf zur Entwicklung von Industrieelektronik, speziell zur Datenkommunikation, gegründet und am 9. Januar 1981 mit einem Stammkapital in Höhe von 20.000 DM in das Handelsregister beim Amtsgericht Aachen eingetragen. Der damalige Standort war in Würselen, bevor man zunächst nach Stolberg und anschließend in die Monheimsallee in Aachen umzog. Das erste zugelassene Modem, das nicht von der damaligen Deutschen Bundespost stammte, wurde von ELSA entwickelt. Es war das Modell MicroLink 2400M aus dem Jahr 1988 und kostete seinerzeit als Tischmodell 1950 DM.[1]
Der Elektrotechnikstudent Theo Beisch, der sich mit der Herstellung von Grafikbeschleunigern beschäftigte, stieß 1986 zu Langner und Steinkopf, wodurch sich das Produktportfolio um Computergrafik erweiterte. Die Produkte hatten aufgrund ihrer hochwertigen Technik und Zuverlässigkeit bald einen guten Ruf, was dem Unternehmen zu rascher Expansion verhalf. Ab 1989 eröffnete ELSA mehrere Filialen in den USA, Taiwan und Japan.
ELSA war sowohl im Bereich Datenkommunikation als auch in der Computergrafik erfolgreich. Im Unternehmenssektor DFÜ sind Modems, ISDN-Adapter und WLAN-Geräte erwähnenswert. Zugpferde der Computergrafik waren vornehmlich Grafikkarten und Monitore. Der Aachener Hersteller von Computerzubehör konnte vor allem dadurch Absatzerfolge verzeichnen, dass er die Hardware frühzeitig mit optimierter Software (Treiber) für Windows-Betriebssysteme anbot. Der Aufwand der Software-Entwicklung übertraf dabei häufig den der Hardware-Entwicklung – sowohl in personeller als auch in finanzieller Hinsicht. Durch dieses branchenuntypische Vorgehen erwarb sich ELSA in den neunziger Jahren den Ruf eines Qualitätsherstellers.
Als Resultat der unternehmerischen Ausrichtung auf den Profi-Einsatz ergaben sich überproportional viele Testsiege in einschlägigen deutschsprachigen Fachmedien. Kombiniert mit einer intensiven Pressebetreuung führte das über ein Jahrzehnt lang zu einem beständigen und mediengetriebenen Geschäftserfolg. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die Produktbezeichnungen MicroLink (Modem), LANcom (Netzwerktechnik), XHR, GLoria, Winner, Erazor und Gladiac (Grafikkarten) sowie Ecomo (CAD-Monitore).
Im Jahr 1995 schied Klaus Langner aus dem Unternehmen aus, um sich vollständig auf den Aufbau des Internetproviders GINKO (später von QSC übernommen) zu konzentrieren. 1998 folgte der Börsengang der ELSA AG am Neuen Markt.
ELSA AG
Die ELSA AG musste 2002 Insolvenz anmelden, nachdem ihr mehrere Banken die Kreditlinie gekündigt hatten. Aus Teilen des Unternehmens entstanden durch Management-Buy-out neue Firmen[2], wie z. B. die Firma Devolo von Heiko Harbers zur Weiterführung der Datenkommunikationsprodukte für Endverbraucher oder von Ralf Koenzen die LANCOM Systems GmbH, welche die professionelle Telekommunikationstechnik übernahm.[3] 2018 übernahm Rohde & Schwarz 100 % der Lancom Systems und gliederte diese gemeinsam mit der Rohde & Schwarz Cybersecurity und der Rohde & Schwarz SIT GmbH ihrem neu gegründeten Geschäftsbereich Networks & Cybersecurity ein, wobei alle drei Unternehmen als eigenständige Töchter agieren.[4][5] Andererseits entstanden auch Neugründungen durch ehemalige Mitarbeiter wie z. B. AixSolve oder neguTec.
Neue ELSA GmbH
Aus den Resten des Unternehmens wurde im August 2002 die Neue ELSA GmbH von Theodor-Josef Beisch (dem Cousin von Theo Beisch) und Falk W. Spahn gegründet, die von Anfang an mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte; zeitweise konnte man monatelang keine Gehälter zahlen. Zudem hatte der Insolvenzverwalter der („alten“) ELSA AG die Namensrechte 2003 an taiwanische Investoren verkauft, die daraufhin in Taiwan die Firma ELSA Technology Inc. gründeten. Am 27. November 2003 wurde die Neue ELSA GmbH zu einer Geldstrafe wegen Markennamenmissbrauchs verurteilt und im Jahr 2004 liquidiert.
ELSA Technology GmbH
Fast gleichzeitig mit der Liquidation der Neue ELSA GmbH gründete die taiwanische ELSA Technology Inc. die ELSA Technology GmbH in Würselen als Europazentrale des Unternehmens unter der Leitung von Olaf Liebelt und Franklin Chang. Das Produktportfolio beschränkte sich fast ausschließlich auf Grafikkarten. Auch die ELSA Technology GmbH besteht inzwischen nicht mehr.
Das Unternehmen ELSA Technology Inc. ist in Taiwan nach wie vor aktiv. Der Produktschwerpunkt liegt inzwischen im Bereich LED-Technik. Weiterhin gibt es in Japan noch einen Ableger von ELSA, der noch aktiv ist, die ELSA Japan Incorporation, diese wurde 1997 als Joint Venture mit der ELSA AG gegründet und vertreibt nach wie vor Computerkomponenten wie Grafikkarten, Thin-Clients und VR-Headsets.[6] Außerdem werden die Geräte des britischen Unternehmens Datapath Ltd. in Japan vertrieben.
Produktgalerie
Modem „Microlink 28.8 TQV“ aus dem Jahr 1996 (damaliger Preis ca. 280 DM)