Der Name des Naturschutzgebietes ist das Drei Parallelflüsse-Naturschutzgebiet in Yunnan (云南三江并流保护区, Yúnnán Sānjiāngbìngliú bǎohùqū, englischThree Parallel Rivers of Yunnan Protected Areas) und der Nationalpark wird als Drei-Parallelflüsse-Nationalpark (三江并流风景名胜区, Sānjiāngbìngliú fēngjǐng míngshèngqū, englischScenic Area of the Three Parallel Rivers) bezeichnet.
Im Jahr 2003 wurde das Gebiet von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.[1] In der Beschreibung des Gebiets merkt die UNESCO an, dass es sich vermutlich um eine der biologisch vielfältigsten Regionen in der gemäßigten Zone handelt und aufgrund seiner Lage an der Kante zweier tektonischer Platten zudem eine ungewöhnliche geologische Vielfalt – von Schluchten und Karstgebieten bis zu gletscherbedeckten Berggipfeln – aufweist.[1] Aufgrund seiner geografischen Lage erstreckt sich das Gebiet über mehrere Klimazonen und mehrere biogeografische Regionen und bildet eine biogeografische Konvergenzzone.[2] Es beherbergt eine Vielzahl teils seltener und endemischer Pflanzen- und Tierarten.[1]
Die Welterbestätte im Nordwesten Yunnans liegt am östlichen Rand des Hochlands von Tibet, das hier einen Bogen nach Süden macht und sich in mehrere steile und vergletscherte Bergketten, das Hengduan-Gebirge, aufgliedert. Über eine Länge von 300 km fließen hier in bis zu 2000 m tiefen Schluchten der Jangtse, der Mekong und der Saluen nahezu parallel in Nord-Süd-Richtung nebeneinanderher. Sie werden durch die Bergketten des Hengduan-Gebirges mit zum Teil über 6000 m hohen Gipfeln voneinander getrennt. Bei diesen handelt es sich um den Gaoligong Shan an der Grenze zu Myanmar, den Nu Shan, der aus dem Meili Xueshan, dem Biluo Shan und dem Laowo Shan besteht, den Baimang-Yunliang Shan und den Laojun Shan sowie im Osten die niedrigeren Ketten Qianhu Shan und Hong Shan.[3]
Das Gebiet, dessen Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung 310 km und in Ost-West-Richtung 180 km beträgt, grenzt im Westen an Myanmar, im Osten an die Provinz Sichuan und im Norden an Tibet. Von den über 1.698.400 ha Gesamtgröße umfassen die 15 besonders geschützten Kernzonen 939.441,4 ha (55,3 %), die Pufferzonen machen 758.977,8 ha (44,7 %) aus (2010 wurden die Zonen noch einmal erweitert auf nunmehr 960.084 ha Kernzone und 816.413 ha Pufferzone).[1] Die geschützten Gebiete liegen im autonomen Bezirk Dêqên der Tibeter, im autonomen Bezirk Nujiang der Lisu und auf dem Gebiet der bezirksfreien Stadt Lijiang.
Die westlichen Gebirgsketten sind in den hohen Hanglagen von Wolken- und Nebelwald bestanden, der nach Süden hin eine tropische Ausprägung bekommt. Die nördlichen Bergregionen sind kahler und schneebedeckt. Hier findet sich nahe der tibetanischen Grenze der höchste Berg des Gebiets, der Kawagebo in den Meili-Bergen, von dem aus sich der südlichst gelegene Gletscher Chinas, der Mingyongqia, erstreckt. Es gibt 118 Gipfel, die höher sind als 5000 m. Die tiefste Stelle im Gebiet liegt auf 760 m über Seehöhe.
Bereits 1983 wurden im Gaolingong-Gebirge und im Baimang-Schneegebirge Nationalparks eingerichtet. Im Jahr darauf folgten weitere Ausweisungen von Naturschutzgebieten auf provinzieller Ebene am Bita- und am Napa-See, im Haba Xueshan und im Yunling Shan. Zum besonderen Schutz der Schwarzen Stumpfnase, einer endemischen Affenart, wurden die Reservate Baimang und Haba eingerichtet. 1986 folgte das Reservat im Laojun Shan. Im Jahr 2000 wurde dann ein Plan zur Unterschutzstellung des Gebiets an die Zentralregierung weitergeleitet und das Gebiet als UNESCO-Biosphärenreservat nominiert. 2003 erfolgte die Eintragung als Welterbestätte aufgrund der vier Kriterien besonderer landschaftlicher Schönheit (vii), besonderer erdgeschichtlicher Bedeutung (viii), besonderer ökologischer und evolutionsgeschichtlicher Bedeutung (ix) und einer besonders ausgeprägten Biodiversität (x).[5]
Geologie
Die Welterbestätte liegt in einem orogenetischen Gürtel, der unter dem Einfluss bedeutender plattentektonischer Aktivität stand und steht. Die Indische Platte schiebt sich hier unter die Eurasische Platte bzw. Tibetanische Platte,[6] was in der Vergangenheit zur Hebung des Qinghai-Tibet-Plateaus und des Hengduan-Gebirges führte. Bereits existierende Flüsse schnitten sich tief in das Terrain ein, wodurch sich das heutige, extreme Bodenrelief bildete. Die Gesteinstypen, die man hier findet, stammen zum großen Teil aus dem Erdmittelalter und lassen den Schluss zu, dass die Gebirge dieser Region einst zur ozeanischen Kruste des Tethysmeeres gehörten und später durch die Plattenkollision emporgehoben und stark deformiert wurden. Heute ist dies im Gebiet an komplexen Mustern gefalteter Sedimentschichten und zahlreichen weiteren ungewöhnlichen geologischen Formationen ablesbar.
Bemerkenswerte Beispiele für bedeutende, aus dem Quartär stammende Gletscher in der Region sind der Mingyongqia, der Siqia und der Haba. Ferner gibt es große, erosionsgeformte Granitvorkommen und erodierte Monolithen aus Rotsandstein, ähnlich jenen im Danxia Shan. Ein solches Gebiet findet sich in Lijiang Liming.
Klima
Vor allem im Südwesten ist das Klima des Gebiets vom Monsun beeinflusst, der sich am Rande des Hochlands von Tibet fängt und dort für eine permanente Schneedecke der Gipfel über 5000 m sorgt. Kühle Luftmassen aus dem Hochland von Tibet schaffen im Norden ein feucht-kühles Klima. In der Mitte herrscht durch Föhnwinde aus dem Westen ein warmfeuchtes, subtropisches Klima. Die durchschnittliche, jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 4600 mm im Gebiet des Dulong Jiang westlich von Gongshan und 300 mm in den oberen Tälern des Jangtse. Über 2400 m herrscht dauerhaft Nebel.
Große Teile des Gebietes sind von Wäldern bedeckt. Darunter finden sich Monsunwald in den unteren Abschnitten von Dulong Jiang und Saluen und halbfeuchte tropische Wälder an denen von Mekong und Jangtse. Montane Berghänge und heiße, trockene Täler sind teils mit Hartlaubwäldern bestanden, die meist von Eichenarten dominiert werden. An Mekong und Jangtse findet man diese Waldform im mittleren Flussabschnitt. Sommergrüne Laubwälder, meist aus Eichen oder Erlen, treten in Lagen zwischen 3000 und 3500 m auf. Daneben gibt es verschiedene Typen tropischer und gemäßigter Nadelwälder. In Lagen zwischen 2800 und 3300 m sind dies warm- bis kühlgemäßigter Nadelwald und zwischen 3300 und 4100 m kaltgemäßigte Tannenwälder.
An den unteren Abschnitten von Mekong und Jangtse finden sich in warmen Flusstälern zudem stellenweise Trockensavanne, in den oberen Bereichen der beiden Flüsse ein wüstenhafter Vegetationstyp aus Mikrophyll-Sträuchern. Weitere Vegetationstypen im Gebiet sind kaltgemäßigte Strauchvegetation, subalpine und alpine Wiesen, strauchbewachsene, alpine Blockhalden sowie Wasserpflanzengesellschaften an alpinen Seen.
Die Bevölkerungszusammensetzung des Gebietes umfasst zahlreiche der 25 Minderheitengruppen in der Provinz Yunnan – unter anderem die Derung, die kleinste ethnische Gruppe Yunnans. Weiterhin leben hier Tibeter, Nu, Lisu, Bai, Primi und Naxi. Viele dieser Völker kleiden sich noch in traditionelle Trachten.