Als Kind erkrankte Dorothea Maetzel-Johannsen an Gelenkrheumatismus, der ein chronisches Herzleiden nach sich zog. Schon früh beschäftigte sie sich intensiv mit Zeichnen und Malen. 1907 bis 1909 absolvierte sie in Hamburg eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin und arbeitete anschließend an einer Schule in Schleswig. Daneben schuf sie freie Arbeiten in verschiedenen Stilrichtungen. 1910 heiratete sie den Hamburger Architekten und Maler Emil Maetzel. Als verheiratete Frau durfte sie im wilhelminischenKaiserreich nicht mehr als Lehrerin arbeiten und musste die Anstellung aufgeben.
Maetzel-Johannsen entwickelte für sich, ausgehend von dem französischen Maler Cézanne, eine eigene Handschrift, für die ein streng gegliederter Bildaufbau typisch ist. Dabei bezog sie den Pinselduktus gestalterisch mit ein. Parallel schuf sie auch sehr malerische Werke, die auf die deutsche Freilichtmalerei zurückgehen. Die flächige Wirkung wurde hier zum bestimmenden formalen Element. Ein dritter Werkbereich zeigt Arbeiten, in denen sie wiederum der Linie eine starke Bedeutung gab.
Zwischen 1911 und 1918 reiste sie wiederholt nach Berlin. Während des Ersten Weltkrieges nahm sie Unterricht bei Lovis Corinth. Nach Kriegsende begann für das Künstlerpaar in Hamburg eine erfolgreiche Zeit. Zusammen mit ihrem Ehemann gehörte Maetzel-Johannsen 1919 zu den Mitbegründerinnen der Hamburgischen Sezession. 1920 trat sie mit ihrem Mann der Hamburgischen Künstlerschaft bei.
Ausgehend von den Werken der aufgelösten Künstlergemeinschaft Brücke (Künstlergruppe), vom frühen Kubismus sowie von afrikanischerPlastik, schuf sie ab 1919 ihr expressionistisches Hauptwerk. Dabei erarbeitete sie sich eine individuelle Ausdrucksweise innerhalb des Expressionismus. Zwar finden sich in ihren Werken die typischen eckigen Konturen, die flächige Raumauffassung und dynamische Schrägkompositionen, anders als ihre Kollegen verzichtete die Künstlerin auf jegliche Aggressivität in ihren Kompositionen. In den Stillleben und Figurenbildern schwingt eine kontemplative Stimmung mit, die zum dynamischen Bildaufbau in Widerspruch steht.
1921 bezog Maetzel-Johannsen ein eigenes Atelier in Hamburg, in der Ulmenau 3. Hier entstanden Werke, in denen sie die Flächenwirkung der Bilder stärker betonte. Gleichzeitig beschäftigte sie sich mit der Neuen Sachlichkeit. Behutsam bezog sie den ab Mitte der 1920er Jahre sich in Deutschland ausbreitenden Stil in ihre Arbeiten mit ein.
1923 führte sie den Auftrag für Wandgemälde in der Hamburger Kunsthalle aus. 1925 hielt sie sich ein halbes Jahr lang in Paris und Chartres auf. In Frankreich nahm sie eine Vielzahl neuer Anregungen für ihr Werk mit zurück nach Deutschland, die in die letzten fünf Jahre ihres Schaffens einfließen sollten. Es entstanden Werke, die cézanneske Züge tragen, andere Bilder sind angelehnt an den Fauvismus. Schließlich gibt es auch eine Werkgruppe, in der sie versuchte, die Linie ins Malerische mit einzubeziehen. Vorherrschend jedoch ist in Maetzel-Johannsens Werken eine heitere bis melancholische Stimmung, der ein harmonischer Ausdruck innewohnt.
1929 unternahm sie noch eine Reise nach Visby auf der Insel Gotland. 1930 arbeitete Maetzel-Johannsen an einem Auftragsentwurf für ein Deckengemälde im Hamburger Planetarium. Die Ausführung blieb ihr verwehrt, denn sie starb am 8. Februar 1930 im Alter von 44 Jahren nach einer Operation an Herzschwäche. 1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Kunsthalle Hamburg ein Stillleben (Öl auf Leinwand, 60,5 × 50 cm, 1925) Dorothea Maetzel-Johannsens beschlagnahmt und danach vernichtet.[1]
Neben ihrem Ehemann hinterließ sie vier Kinder: Ruth (* 21. Juli 1911; † 22. Oktober 2002), Bogumil (* 1913; † November 1989), Peter (* 1915; † Juli 1940) und Monika (* 1917; † 10. Oktober 2010). Wie im Fall anderer Frauen in der Kunst war ihr Werk weitgehend vergessen. Erst 2014 erschien eine Monografie von Jan Buchholz und Doris von Zitzewitz über Leben und Werk der Künstlerin.[2]
Ein Grabstein für Dorothea Maetzel-Johannsen und ihren Ehemann befindet sich auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat S 12 (nahe Kapelle 1).
Ehrungen
Im August 2017 hat der Hamburger Senat beschlossen, einige bereits vorhandene Straßenschilder mit einem Informationsschild zu versehen, um auf diese Weise zusätzlich die weiblichen Angehörigen zu ehren, dies betrifft auch den Maetzelweg in Hamburg-Volksdorf.
Auswahl
Sitzender weiblicher Akt, 1913
Drei Mädchen am Wasser, 1918
Zwei Weibliche Akte, 1919
Das kranke Mädchen, 1919
Knabe mit rotem Ball, 1919
Schwertlilien und Kultgefäß, 1919
Annemarie, 1920
Zwei Mädchen mit Tulpe, 1921
Dachfenster, 1922
Näherin, 1923
Vier Studien für Wandbilder, 1923
Interieur mit weiblichen Akten, 1925
Paris, Pont Neuf, 1925
Sommerstrauß, 1927
Visby – Gelbe Bäume, 1929
Ausstellungen
1926: Gemeinschaftsausstellung mit dem Bildhauer Friedrich Wield, Hamburger Kunsthalle
Rolf Spörhase: Dorothea Maetzel-Johannsen. In: Der Kreis, Jg. 3, 1926.
Dorothea Maetzel-Johannsen, Selbstbildnis in Briefen. In: Der Kreis, Jg. 8, 1931.
Katalog zur Ausstellung Emil Maetzel – Dorothea Maetzel-Johannsen, Kunstverein Hamburg, Hamburg 1958.
Mathias F. Hans: Dorothea Maetzel-Johannsen, Monographie und Werkkatalog. Garbers, Hamburg 1986.
Die Sammlung Hermann-Josef Bunte, deutsche Malerei des XX. Jahrhunderts. Hamburg 1999, S. 48–50.
Emil Maetzel, Dorothea Maetzel-Johannsen. Ein Künstlerehepaar der Hamburgischen Sezession. Expressionistische Arbeiten. Haspa, Hamburg 2002.
Friederike Weimar: Die Hamburgische Sezession, 1919–1933. Geschichte und Künstlerlexikon. Verl. Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2003, ISBN 3-88132-258-2, S. 126–127.
Friederike Weimar: Wasser-Spiegelungen. „Das Auge Gottes“ im Garten der Künstlerfamilie Maetzel. In: Die Gartenkunst, Bd. 20 (2008), Heft 1, S. 219–224.
Jan Buchholz; Doris von Zitzewitz: Dorothea Maetzel-Johannsen. Leben und Werk. 2. Auflage, Wachholtz, Hamburg und Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02856-4.
Karin von Behr: Dorothea Maetzel-Johannsen. Nachlese. Leben und Werk. Wachholtz, Kiel / Hamburg 2016, ISBN 978-3-529-03437-4.
Eva-Maria Bast: Dorothea Maetzel-Johannsen. Für die Kunst – Hamburgische Sezession. In: dies.: Hamburger Frauen: historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-66-6, S. 110–112.