Dmitri Wassiljewitsch Schirkow (russischДми́трий Васи́льевич Ширко́в, englische Transkription Dmitry Shirkov; * 3. März1928 in Moskau; † 23. Januar2016 in Dubna)[1] war ein russischer theoretischer Physiker.
Dmitri Schirkow studierte Physik an der Lomonossow-Universität mit dem Abschluss 1949. 1954 wurde er promoviert über Neutronendiffusion und 1958 habilitierte er sich (russischer Doktortitel) über Renormierungsgruppenmethoden in der Quantenfeldtheorie. Ab 1942 war er am Steklow-Institut und 1960 bis 1969 am Mathematischen Instituts der Sibirischen Abteilung der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften an der Universität in Nowosibirsk, wo er das Institut für Theoretische Physik leitete. Ab 1969 war er am JINR in Dubna und gleichzeitig ab 1972 Professor an der Lomonossow-Universität zunächst in der Abteilung Quantenstatistik und Feldtheorie und ab 1992 in der Abteilung Hochenergiephysik. 1993 bis 1997 leitete er das Labor für Theoretische Physik am JINR, deren Ehrendirektor er wurde.
Er war ein Mitarbeiter von Nikolai Nikolajewitsch Bogoljubow, mit dem er in den 1950er Jahren über Axiomatische Quantenfeldtheorie arbeitete und um 1955 die Renormierungsgruppenmethode entwickelte. In den 1960er Jahren befasste er sich mit elastischer und quasielastischer Streuung von Hadronen bei niedriger Energie. 1969 trat er für einen universellen repulsiven Charakter der starken Wechselwirkung zwischen Hadronen bei sehr kurzen Abständen ein. Er forschte auch über Supraleitung.
Ab den 1970er Jahren befasste er sich vor allem mit der Renormierungsgruppe (RG) für die Untersuchung des asymptotischen Verhaltens verschiedener Quantenfeldtheorien. Er untersuchte deren Rolle in verschiedenen Gebieten der theoretischen Physik und führte 1988 das Konzept der funktionalen Selbstähnlichkeit auf Basis der RG ein. Er entwickelte in den 1990er Jahren mit Wladimir F. Kowalew ein Verfahren zur Klärung der Natur der Singularitäten bei einer breiten Klasse von Randwertproblemen der mathematischen Physik. Seit 1996 entwickelte er mit I.L. Solowtsowim eine Methode der analytischen Störungstheorie in der Quantenchromodynamik.
In den 1950er Jahren war er auch im sowjetischen Atombombenprojekt bzw. Kernenergieprojekt als Theoretiker.
Evolution of the Bogoliubov Renormalization Group. 1999, arxiv:hep-th/9909024
mit V. F. Kovalev: Bogoliubov Renormalization Group and Symmetry of Solution in Mathematical Physics. In: Physics Reports, Band 352, 2001, S. 219–249, arxiv:hep-th/0001210
mit V. Kovalev: Functional self-similarity and renormalization group symmetry in mathematical physics. In: Theor. Math. Phys., Band 121, 1999, arxiv:math-ph/0001027
mit I. L. Solovtsov: Analytical Approach in QCD. In: Theor. Math. Phys., Band 120, 1999, arxiv:hep-ph/9909305