Die Division 1 1990/91 war die 53. Austragung der professionellen französischen Fußballliga. Meister wurde zum siebten Mal seit 1937Olympique Marseille, das zudem seinen dritten Titel in Serie gewann.
Erster Spieltag war der 21. Juli 1990, letzter Spieltag der 22. Mai 1991. Eine dreiwöchige Winterpause gab es vom 24. Dezember bis 13. Januar.[1]
Teilnahmeberechtigt waren die Vereine, die die vorangegangene Spielzeit nicht schlechter als auf dem 17. Platz abgeschlossen hatten, dazu zwei direkte Aufsteiger aus der zweiten Division und der Gewinner der Relegationsrunde. Somit spielten in dieser Saison folgende Mannschaften um den Meistertitel:
Es galt die Zwei-Punkte-Regel; bei Punktgleichheit gab die Tordifferenz beziehungsweise, wenn auch dabei – wie zwischen Nantes und Toulon – Gleichstand herrschte, die höhere Zahl erzielter Treffer den Ausschlag für die Platzierung.
Titelverteidiger Marseille hatte vor Saisonbeginn wie bereits die drei vorangegangenen Jahre erneut keine Kosten gescheut und ein halbes Dutzend neuer Spieler verpflichtet. Deren Einbau in die Mannschaft gelang Trainer Gili auf Anhieb;[2] umso überraschter war die Öffentlichkeit, als Präsident Tapie nach neun Punktspielen, in denen Olympique sieben Siege und zwei Unentschieden erreicht hatte, Gili durch den „Weltmeistermacher“ Beckenbauer ersetzte. Der hatte einen denkbar schlechten Start an der Canebière (Niederlagen gegen Cannes vor eigenem Publikum, wo die Fans in Sprechchören Gili feiern, sowie bei den um den Klassenerhalt kämpfenden Mannschaften aus Sochaux und Nancy). Als Marseille dann Anfang Dezember auch noch mit 0:4 bei Auxerre unterging – die Mannen von Trainer Roux lösten in diesen Wochen nach einer Serie von 13 Spielen ohne Niederlage OM auch an der Tabellenspitze ab –, wurde „Kaiser Franz“ zum Sportdirektor „hochgelobt“ und durch Goethals ersetzt, der kurz vorher in Bordeaux entlassen worden war. Bei den Girondins wurde dann Gili Nachfolger des Goethals-Nachfolgers Rohr.[3] Marseille fing sich zu Beginn des Jahres 1991 wieder, nachdem Goethals die Abwehr umgebaut und dabei auch die torgefährlichen Angreifer entlastet hatte; ein 7:0 gegen Lyon und ein 6:0 gegen Nantes brachten Olympique wieder auf die Erfolgsspur, während Auxerre insbesondere aufgrund des längeren Ausfalls seines Spielmachers Scifo nachließ.[4] Im Ergebnis blieb Marseille ungefährdet und gewann die Meisterschaft mit relativ deutlichem Vorsprung vor Monaco und der Elf aus der Bourgogne. Am Tabellenende standen Sochaux, Toulouse und Rennes vor dem Gang in die Division 2.
Mehr als der sportliche Verlauf dieser insgesamt besonders trefferarmen Spielzeit bestimmten aber persönliche Auseinandersetzungen und die Aufdeckung finanzieller Unregelmäßigkeiten die öffentliche Wahrnehmung dieser Saison. Der „Dauerzank“ zwischen den Klubpräsidenten von Bordeaux und Marseille mündete in den Vorwurf, Marseille habe sich wiederholt Siege durch Bestechung gegnerischer Spieler erkauft. Diese Anklage konnte Girondins-Präsident Bez allerdings nicht beweisen, und dass daran doch etwas Wahres gewesen sein könnte, stellte sich erst gut zwei Jahre später anlässlich der „Affäre OM-VA“ heraus. Bereits während der laufenden Spielzeit entdeckten die Verbandskontrolleure der DNCG bei Toulon eine schwarze Kasse und bei Bordeaux eine gewaltige Finanzlücke; Letztere fand sich, wenn auch erst nach Beendigung der Punktspiele, ebenfalls bei den Vereinen aus Brest und Nizza.[2] Konsequenz für diese drei Klubs war der Zwangsabstieg, der für die sportlich ermittelten Absteiger zugleich den Klassenerhalt bedeutete. Auch die zu Beginn der anschließenden Sommerpause bereits ausgespielten Barrages wurden dadurch obsolet; zur folgenden Saison stiegen aus der zweiten Division Olympique Nîmes, Le Havre AC und Racing Lens auf.
Hubert Beaudet: Le Championnat et ses champions. 70 ans de Football en France. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2002, ISBN 2-84253-762-9
Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2009. Vecchi, Paris 2008, ISBN 978-2-7328-9295-5
Jean-Philippe Rethacker: La grande histoire des clubs de foot champions de France. Sélection du Reader’s Digest, Paris/Bruxelles/Montréal/Zurich 2001, ISBN 2-7098-1238-X