Die antiken Sarkophagreliefs (ASR, früher Die antiken Sarkophag-Reliefs, auch kurz Sarkophag-Corpus) ist ein wissenschaftlich-archäologisches Corpuswerk, in dem möglichst alle griechischen und römischen Sarkophage, die mittlerweile nicht mehr nur im Gebiet der früheren griechisch-römischen Welt, sondern auch in Nordeuropa und Nordamerika zu finden sind, erfasst werden sollen.
Die Erforschung römischer Sarkophage begann schon in der Renaissance. Papst Sixtus IV. ließ 1471 auf dem Kapitol in Rom ein Museum errichten, in dem auch Sarkophage ausgestellt wurden. 1550 reifte offenbar der Plan, alle Sarkophage aus Rom und seiner Umgebung in einem Corpus zu publizieren. Hierfür wurden diverse Kupferstiche angefertigt. Der Plan wurde nicht umgesetzt, jedoch wurden die Kupferstiche im sogenannten Codex Coburgensis gesammelt. Ein Teil des Werkes ist verloren gegangen, doch ergänzt heute der in der Mitte des 16. Jahrhunderts vor allem durch Kopie des Codex Coburgensis entstandene, aber qualitativ weniger hochwertige Codex Pighianus fehlende Teile. Beide Werke sind vor allem bei verloren gegangenen und (teil-)zerstörten Sarkophagen noch heute von unschätzbarem Wert. Auch Johann Joachim Winckelmann überlieferte in seinem Werk Monumenti inediti antichi viele Sarkophagreliefs, die zum Teil jedoch verfälscht sind. Ebenso wie in den Werken Giovanni Battista Piranesis, der in seinen Kupferstichen diverse Sarkophage dargestellt hatte, sind in diesen Werken die Reliefs jedoch nicht systematisch erfasst.
Im Vergleich zu anderen archäologischen Corpora (Corpus Vasorum Antiquorum, Corpus Speculorum Etruscorum und andere) sind bis heute nur relativ wenige Bände erschienen. Das hängt mit der Art der Publikationsweise zusammen. Anders als bei anderen Werken wird nicht nach chronologischen oder geographischen Gesichtspunkten publiziert, sondern nach thematischen Aspekten. Die einzelnen Teilbereiche sind:
I: Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben
II: Mythologische Cyklen
III: Einzelne Götter und Heroen
IV: Die dionysischen Sarkophage
V 1: Die Meerwesen auf den antiken Sarkophagreliefs
V 2: Die stadtrömischen Eroten-Sarkophage
V 3: Die Musensarkophage
V 4: Jahreszeiten-Sarkophage
VI: Die dekorativen römischen Sarkophage
VII: Die jüngeretruskischen Steinsarkophage
VIII: Die Sarkophage der westlichen Gebiete des Imperium Romanum
IX: Die Sarkophage Griechenlands und der Donauprovinzen
X & XI: N.A.
XII: Die mythologischen Sarkophage.
Somit müssen möglichst alle Sarkophage der Welt zu einem bestimmten Thema erschlossen werden, bevor ein Band abgeschlossen werden kann. Dabei muss oftmals Pionierarbeit geleistet werden, da selbst Sarkophage in Museen oft ungenügend erschlossen und nicht selten nicht einmal bildlich archiviert sind. Somit müssen die Herausgeber der Bände viele der Sarkophage erst persönlich begutachten und Bilder anfertigen. Oft ist das problematisch, da es zum einen nicht immer leicht ist, die Erlaubnis dafür zu erhalten, zum anderen sind nicht wenige Sarkophage als Spolien in Kirchen und neuzeitlichen Villen verbaut worden und somit schwer zugänglich. Jeder Sarkophag erscheint mit technischen Angaben (Aufbewahrungsort, Herkunft, Maßen, Datierung oder Datierungsvorschlag und älterer Literatur) sowie einer Beschreibung und möglichst Bildern im entsprechenden Band. Farbaufnahmen sind bis heute aus finanziellen und technischen Gründen nicht möglich, weshalb einige Sarkophage mit Farbresten nur ungenügend wiedergegeben werden können.
Da neben den bisher erschienenen 27 Bänden (Stand: 2020) auch unzählige weitere Einzelstudien durch die Arbeit am Corpus entstanden, ist die wissenschaftliche Leistung weitaus höher zu bewerten, als bei der Betrachtung nur der bisherigen Bände sichtbar wird. Die Arbeit am Corpus, die heute unter dem Dach des Deutschen Archäologischen Instituts erfolgt, wird noch lange andauern. Die einzelnen Bände erscheinen heute im Berliner Gebr. Mann Verlag.
Literatur
Guntram Koch: 125 Jahre Sarkophag-Corpus. Ein großes deutsches Forschungsvorhaben feiert Jubiläum. In: Antike Welt. 26, 1995, S. 365–377.