Der Verführer läßt schön grüßen
Der Verführer läßt schön grüßen (Originaltitel: Alfie) ist eine von Lewis Gilbert inszenierte Literaturverfilmung nach dem Theaterstück Alfie von Bill Naughton. Die Hauptrolle spielt Michael Caine. 1975 folgte die Fortsetzung Alfie, der liebestolle Schürzenjäger, in der allerdings Alan Price die Hauptrolle übernahm.
Handlung
Alfie Elkins liebt das ungezwungene Leben im London der Swinging Sixties.[1] Für ihn ist es von vorrangiger Bedeutung, Spaß zu haben und emotionale Bindungen zu vermeiden. Als Gilda, mit der er lediglich ab und zu schläft, ein Kind von ihm bekommt, ist es für ihn selbst umso überraschender, dass ihm seine Rolle als Vater auch Freude bereitet. Dennoch möchte er mit Gilda keine feste Beziehung eingehen, so dass sie einen anderen Mann heiratet.
Alfie geht es gesundheitlich zunehmend schlechter. Als bei ihm Tuberkulose festgestellt wird, muss er sechs Monate in einem Sanatorium verbringen. Nach seiner Entlassung schläft Alfie mit Lily, der Frau eines anderen Patienten. Er fängt auch Verhältnisse mit weiteren Frauen an. Zum einen ist da Annie, die für ihn kocht und die Wohnung sauber hält. Zum anderen genießt er die Gesellschaft der lebenslustigen Amerikanerin Ruby.
Die Beziehung mit Annie wird zu einer Belastung für Alfie, da er auch bei ihr das Eingehen einer festen Bindung scheut. Er verlässt Annie.
Lily erwartet ein Kind von Alfie, der sie dazu nötigt, eine illegale Abtreibung von einem Kurpfuscher vornehmen zu lassen.
Ruby verliert das Interesse an Alfie und nimmt sich einen jüngeren Liebhaber.
Am Ende ist Alfie allein. Einsam blickt er zurück auf sein vergangenes Handeln und muss sich nun mit den Konsequenzen seiner Taten auseinandersetzen.
Kritiken
„Eine unausgewogene Mischung aus zynischem Witz und bitterem Ernst, die sich um die Themen Liebe, Ehebruch und Abtreibung dreht. Zwar kurzweilig und flott inszeniert, auch beachtlich gespielt und mit einer attraktiven Musik versehen, krankt der Film an seinen plumpen Dialogen und dem moralinsauren Schluss.“
„Es gibt kaum etwas, das Alfie zurückhält. Michael Caine gibt eine beeindruckend starke Vorstellung als der weibstolle Antiheld. Mit Dialogen und Situationen, die humorvoll, beißend, ungehobelt und letztendlich oft auch ergreifend sind, kann der Film durchaus schockieren. Aber hinter seiner rauen Philosophie verbergen sich Scharfsinnigkeit, spitze Bemerkungen und eine pointierte Moral.
Eines der geschicktesten Mittel, die der Film einsetzt, ist der häufige Gebrauch der direkten Ansprache des Publikums. Dabei ist die Wirkung nicht immer gleichermaßen erfolgreich wie bei Groucho in den Filmen der Marx Brothers. Aber dieser Kunstgriff hat recht gut in Bill Naughtons Theaterstück funktioniert und hier ist es ebenso.“
„Basierend auf dem Theaterstück von Bill Naughton schlägt Lewis Gilberts Film neue Wege ein, indem er seinen lasterhaften Antihelden dessen sexuelle Abenteuer, einer offenen und geistreichen Beichte gleich, direkt in die Kamera verkünden lässt. Caine ist vor der Kamera derart ungezwungen, dass dieses grundsätzlich theatralische Stilmittel wunderbar auf der Leinwand wirkt, besonders als Alfie beginnt, den Wert seiner wurzellosen und sorgenfreien Existenz zu hinterfragen.
Wenn man den Film aus der Perspektive der Zeit nach AIDS betrachtet, erscheint Alfies leichtfertiger Umgang mit der unverschämten Millicent Martin, der mausgrauen Jane Asher und der vulgären Shelley Winters als eindeutig lebensmüde. Allerdings bleibt seine zwanglose sexuelle Freizügigkeit nicht folgenlos, und die stärkste Szene im Film zeigt Alfie, wie er sich gezwungen sieht, eine illegale Abtreibung für eine seiner Geliebten in die Wege zu leiten.“
„Keckzüngige Komödie um einen Londoner Vorstadt-Casanova mit recht mürber Moral. Zügig inszenierter Streifen mit ansprechenden schauspielerischen Leistungen, der jedoch nicht allzuviel Tiefgang hat. Nur für Erwachsene mit einer Vorliebe für Frivolität.“
Anmerkungen
- Die Dreharbeiten fanden überwiegend in London und Umgebung und in den Twickenham Film Studios in Middlesex statt.[6]
- Der Verführer läßt schön grüßen wurde mit einem Budget von ca. 350.000 Pfund Sterling produziert und spielte in den USA allein ca. 10 Millionen Pfund Sterling an den Kinokassen ein.[7]
- Tag der Erstaufführung war in der BRD der 2. September 1966.[8]
- Im Jahre 1967 wurde Michael Caine als Bester Hauptdarsteller für seine Rolle für einen Oscar nominiert.[9]
- 2004 wurde das Remake Alfie mit Jude Law in der Hauptrolle in die Kinos gebracht.
Auszeichnungen (Auswahl)
Soundtrack
- Sonny Rollins: Alfie. Original Music from the Score., Grp Records – Wiederveröffentlichung der Filmmusik, aufgenommen mit einer elfköpfigen Band unter der Leitung des Dirigenten Oliver Nelson (neu gemastert).
- Soundtrackliste
- "Alfie's Theme" – 9:41
- "He's Younger Than You Are" – 5:09
- "Street Runner with Child" – 3:59
- "Transition Theme for Minor Blues or Little Malcolm Loves His Dad" – 5:49
- "On Impulse" – 4:28
- "Alfie's Theme Differently" – 3:44
- Aufgenommen am 26. Januar 1966 im Rudy Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, New Jersey, USA.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. David Bishop: Starring Michael Caine. London 2003, ISBN 1-903111-57-9, S. 18–23
- ↑ Katholisches Institut für Medieninformation (KIM) und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): Lexikon des internationalen Films. Das komplette Angebot in Kino, Fernsehen und auf Video. Band V-Z, Rowohlt, Hamburg 1995, ISBN 3-499-16357-8, S. 6100
- ↑ Alfie | Variety. 3. Januar 2016, archiviert vom Original am 3. Januar 2016; abgerufen am 10. März 2024. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/variety.com
- ↑ BBC - Films - review - Alfie. In: bbc.co.uk. 24. September 2014, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch).
(letzter Zugriff: 8. November 2010)
- ↑ Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 357/1966
- ↑ Drehorte (letzter Zugriff: 8. November 2010)
- ↑ Matthew Field: Michael Caine. You're a Big Man, London 2003, ISBN 0-7134-8876-X, S. 27
- ↑ Lexikon des internationalen Films. Band V-Z, Hamburg 1995, S. 6100
- ↑ Matthew Field: Michael Caine, S. 27
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