Die Dawudi Bohras oder Dawuditen (Da'udiyya) sind ismailitische Muslime. Sie sind Anhänger eines Sub-Zweiges der Tayyibi-Ismailiten. Die Tayyibiten[1] sind einer der beiden Zweige der Musta'li-Ismailiten, wobei der andere Zweig der der Hafiziten ist.
Die größte Musta'liten-Gruppe ist die der Bohras, von denen die vor allem in Indien anzutreffende Gruppe der Dawudi Bohras die größte ist.
Uneinigkeit über die Identität des 19. Imams spaltete die Ismailis: die Bohras glaubten, dass al-Mustali (gest. 1101) zum 19. Imam bestimmt wäre, während die Nizari-Ismailiten glaubten, dies wäre dessen älterer Bruder, Nizār (gest. 1095). Im Jahr 1132 trat der 21. Imam der Linie der Musta'li-Tayyibi-Ismailiten, Abū l-Qāsim at-Taiyib, in die Verborgenheit ein. Diese Reihe der Imame setzt sich im Geheimen bis heute fort. Seit al-Tayyibi’s Verborgenheit wurde die Gemeinschaft von einer Reihe von dā'ī-Oberhäuptern (religiöse Propagandisten, Missionare) geführt; diese Führer besitzen den Titel dā'ī al-Muṭlaq.
Geschichte
Die Geschichte der Bohras kennzeichnet zahlreiche Spaltungen, vor allem aufgrund von Differenzen über die Nachfolge der verschiedenen Dā'ī al-Mutlaq:
Nach dem Tod des 26. Dā'ī al-Muṭlaq, Da'ud ibn 'Ajab, im Jahr 1591 war die Nachfolge umstritten. Die Gemeinschaft teilte sich in: die Dawuditen, die Qutb Shah ibn Da'ud folgten, während die Sulaymanis auf der Seite von Sulayman ibn Hasan standen. Der Dā'ī al-Muṭlaq der Dawuditen residierte von nun an in Indien.
1840 wurde der 46. Dā'ī al-Muṭlaq der Dawudi Bohras, Syedna Muhammad Badruddin, im Alter von sechsundzwanzig Jahren zum Da'i ernannt und starb vier Jahre später: Diese Begebenheit löste eine neue Runde des Dissenses aus, es bildete sich die Atba-i Malak Jama'at.
In den 1970er Jahren gab es eine erneute politische Teilung, wobei sich eine Gruppe von der vom 52. Da'i angeführten loslöste, die Progressiven Dawudi Bohras, angeführt von Asghar Ali Engineer (1939–2013).
Literatur
Farhad Daftary: Kurze Geschichte der Ismailiten. Traditionen einer muslimischen Gemeinschaft (= Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften. Band4). Ergon, Würzburg 2003, ISBN 3-89913-292-0 (englisch: A Short History of the Ismailis. Übersetzt von Kurt Maier).
Farhad Daftary: Historical Dictionary of the Ismailis. 2012, books.google.de
Max Kasparek, Sonja Hock: Jemen: Das Harazgebirge: Natur – Kultur – Trekking. Wandern in einer wunderschönen Terrassenlandschaft zwischen Wehrdörfern im Bergjemen. Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und Yemen General Tourism Authority, 2006, books.google.de
↑Melvyn Thomas: Dr Sayedna Burhanuddin no more, pal of gloom descends on Dawoodi Bohras in Surat. In: The Times of India. 17. Januar 2014 (indiatimes.com).
Dawudi Bohras (Alternativbezeichnungen des Lemmas)