Daniela von Bülow wuchs als älteste Tochter des Dirigenten Hans von Bülow und seiner Frau Cosima in Berlin auf. Als Kind erlebte sie die Entfremdung zwischen ihren Eltern; nach deren Scheidung 1870 kam sie zu ihrer Mutter Cosima, die im selben Jahr Richard Wagner heiratete, mit dem sie schon seit 1864 ein Verhältnis gehabt hatte. Fortan lebte sie zuerst in Tribschen, anschließend in Bayreuth, hielt aber die Verbindung zu ihrem leiblichen Vater aufrecht. Von Ostern 1875 bis 1877 war sie in der Internatsschule Luisenstift nahe Dresden eingeschult, im ersten Jahr davon mit ihrer Schwester Blandine.[1] Zeitweise stand sie unter der Obhut der Gräfin Schleinitz, der engen Freundin ihrer Mutter, die selber keine Kinder hatte und in deren Berliner Salon sie verkehrte. In den achtziger Jahren begleitete sie ihren Stiefvater Wagner nach Italien, wo sie ihren zukünftigen Mann Henry Thode in Venedig kennenlernte. Nach der Hochzeit 1886 lebte sie vor allem in Italien, am Garda- und Comer See, bis sie 1915, nach der Scheidung von Thode, nach Bayreuth zurückkehrte.
Daniela war eine begabte Pianistin und pflegte in Bayreuth das Andenken ihres Stiefvaters, etwa in Vorträgen.
Harry Graf Kessler notierte über eine Begegnung mit Daniela Thode in Bayreuth:
„Sie zog mich an, weil sie mit einem mir bis dahin unbekannten Fanatismus einen mystischen Kult betrieb, die Anbetung ihres Stiefvaters Richard Wagner. Ich glaube, dass diese Art von Mystik, die einen Menschen nicht bloß zu einem Übermenschen umdeutete, sondern auch gegen jede Kritik wie gegen ein Attentat schützte, erst von den Wagnerianern erfunden worden ist. Jedenfalls war Daniela Thode ganz von dieser Anschauung durchtränkt, jedes Wort, das sie sprach, glühte und leuchtete von ihr. Sie selbst bekam dadurch etwas verführerisch Priesterliches, Magierhaftes.[3]“
Familie
Daniela von Bülow heiratete 1886 den Kunsthistoriker Henry Thode (1857–1920). Die Ehe wurde 1915 geschieden, sie blieb kinderlos.
↑Frank Andert: Wagner-Kinder im Luisenstift. (PDF; 84 kB) Teil 63. In: Kötzschenbrodaer Geschichten. September 2013, abgerufen am 14. November 2013.
↑ abErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 612.
↑Vgl. Kessler, Gesichter und Zeiten, Frankfurt/Main 1988, S. 185.