Daniel Düsentrieb (englischer Originalname Gyro Gearloose) ist eine Comicfigur der Walt Disney Company, die von Carl Barks erfunden wurde und 1952 das erste Mal in einem Comic erschien.[1]
Er hat die Gestalt eines anthropomorphenHuhns, ist Diplom-Ingenieur und von Beruf Erfinder, wobei er immer wieder seine Genialität und seinen Einfallsreichtum unter Beweis stellt.[2]
Die Alliteration „Daniel Düsentrieb“ stammt von der deutschen Übersetzerin Erika Fuchs. Der Originalname Gyro Gearloose ist mehrdeutig – Gyro bedeutet Kreisel, Gearloose kann man als Leerlauf oder lockeren Keilriemen übersetzen, es kann aber auch als „lockeres Zahnrad“ und damit als Anspielung auf die Redewendung to have a screw loose (dt. „eine Schraube locker haben“) verstanden werden.[3]
Daniel Düsentriebs Wahlspruch in den deutschen Ausgaben, „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“, stammt ursprünglich aus dem Ingenieurlied von Heinrich Seidel („Dem Ingenieur ist nichts zu schwere“).[4][5]
Daniel Düsentrieb taucht das erste Mal im Mai 1952 in einem Comic auf, doch eine ähnliche Gestalt kam bereits 1937 in einem Trickfilmentwurf von Interior Decorators vor.[6][7] Barks steuerte für den Film zwei Entwürfe bei. Eine Figur wurde zu Franz Gans, die andere wurde seinerzeit nicht verwendet, bildete jedoch später die Grundlage für Daniel Düsentrieb.[2] Als Barks für die Geschichte Eine peinliche Enthüllung (Gladstone’s Terrible Secret) in Heft 140 der Reihe Walt Disney’s Comics and Stories eine Figur benötigte, ließ er auf fünf Bildern Daniel Düsentrieb vorbeihopsen. Düsentrieb versuchte hier, mithilfe einer Hüpfstelze und eines umgeschnallten Butterfasses Sahne in Butter zu verwandeln.
1956 wurde Daniel Düsentrieb in einer vierseitigen Geschichte für die Uncle-Scrooge-Hefte erstmals zur Hauptfigur. 1962 erhielt er eine eigene Heftreihe, die allerdings schnell wieder eingestellt wurde.
Barks meinte später: „Hätte ich gewusst, dass ich einmal ein eigenes Heft mit Düsentrieb-Geschichten machen würde, hätte ich ihn nur etwa so groß wie Donald oder Dagobert gemacht. Dann wäre er leichter zu zeichnen gewesen. Er war ein großer, schlaksiger Hühnervogel, der nicht so einfach in die Bilder mit den Enten hineinpasste.“
Biografie
Daniel Düsentriebs Vater hieß Dübel Düsentrieb (Fulton Gearloose) und führte in Entenhausen ein kleines Reparaturgeschäft. Sein Großvater Dankwart Düsentrieb (Ratchet Gearloose) war wie er Erfinder und arbeitete schon damals für Dagobert Duck.
Nach den Geschichten von Don Rosa ist Daniel Düsentrieb 1914 in Entenhausen geboren.
Charakterisierung
Daniel Düsentrieb macht seine Erfindungen aus Freude an der Arbeit statt aus finanziellem Interesse und passt in das Klischee des Garagenerfinders. Seine Erfindungen verkauft er oft stark unter ihrem Wert. Er hat „nützliche“ Sachen wie den Brotschmierapparat, die Dunkelbirne, das tragbare Loch oder das Telefon mit eingebautem Bügeleisen erfunden, kann aber auch leicht innerhalb einer Woche ein überlichtschnelles Raumschiff konstruieren und weist in diesem Zusammenhang auch noch die Existenz von Tachyonen nach. Für Dagobert und Donald Duck – besonders für dessen Alter EgoPhantomias – hat er immer die richtige Erfindung parat, und wenn es mal etwas hakt, hilft ihm sein kleiner, selbstgebauter und über künstliche Intelligenz verfügende Roboter Helferlein (Little Helper oder nur Helper).
Im Gegensatz zu Donald Duck oder Dagobert Duck stand die Persönlichkeit von Daniel Düsentrieb schon von Anfang an fest – ein etwas weltfremder und zerstreuter, aber genialer Erfinder, dessen Maschinen und Erfindungen allerdings oft anders arbeiten als geplant – er „will stets das ‚Gute‘, schafft meistens nur ‚Böses‘“.[8] Ein weiterer Ausspruch von ihm lautet: „Besser gut abgeschaut als schlecht selber gebaut.“
Die Figur Daniel Düsentrieb spiegelt ein wenig Carl Barks wider, der selbst gerne Erfinder geworden wäre.[9] Anfangs stammten alle Erfindungen Düsentriebs von Barks.
Der Name Daniel Düsentrieb steht heute im deutschsprachigen Raum als Synonym für den genialen, etwas schusseligen Erfinder.[10][11][12][13][14] So hat die Technische Universität Hamburg zusammen mit dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) einen Daniel-Düsentrieb-Wettbewerb ausgeschrieben, der jährlich einen Preis an Schulen verleiht.[15][16]
Name in anderen Ländern
Außerhalb der deutschsprachigen Länder hat Düsentrieb die folgenden Namen:
Arabische Länder: عبقرينو („Abqarino“)
Argentinien: Pardal, Giro Sintornillos
Brasilien und Portugal: Prof. Pardal („Professor Speer“)
Carl Barks, Michael Barrier: Carl Barks. Die Biographie. Erweiterte und verbesserte Gesamtausgabe. Brockmann und Reichelt, Mannheim 1994, ISBN 3-923801-99-8, DNB943184177.
↑Dr. Erika Fuchs. Egmont Ehapa → Comics & Magazine → Hall of Fame. In: ehapa.de.Egmont Ehapa Verlag GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Dezember 2008; abgerufen am 23. September 2024.
↑Dichter und Verstandesmensch in: VDI nachrichten, 23. Juni 2017, Nr. 25, S. 3.
↑Heinrich Seidel: Ingenieurlied in: gedichte.xbib.de, Die Deutsche Gedichtebibliothek.
↑Manfred Schwarz: Ingenieurmangel: Warten auf Daniela Düsentrieb. Zu wenig Frauen studieren Ingenieurwissenschaften (= Hamburger Institut für Berufliche Bildung – HIBB [Hrsg.]: Informationen für Hamburger Berufliche Schulen – IHBS. Band18, Nr.1/2008). D & K Druck GmbH, Hamburg 2008, S.18 (hamburg.de [PDF; 1,3MB; abgerufen am 21. September 2024]).
↑Irvin Robbin, Roland Weis, Anne-Lies Ihme, Hauke Kock, Leonard Vosburgh, Otto Ehlert, Paul E. Blackwood, Gerd Werner: Erfindungen, die unsere Welt veränderten, S. 37.
↑Daniel Düsentrieb-Preis. Technik-Wettbewerb für Hamburger Schulen – 2019-2021. In: ddp.tuhh.de. Technische Universität Hamburg, Institut für Mathematik (E-10), 15. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. November 2021; abgerufen am 21. September 2024.