Dóra Maurer studierte von 1956 bis 1961 an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest. 1967 erhielt sie ein Arbeitsstipendium in Wien und lebte dann 30 Jahre abwechselnd in Wien und Budapest.
Von 1975 bis 1977 leitete sie mit Miklós Erdély einen „Kreativität–Visualität“-Kurs im Kulturhaus Ganz Mávag in Budapest. Zwischen 1987 und 1991 war Maurer Gastprofessorin an der Ungarischen Akademie für Angewandte Kunst. Von 1990 bis 2007 war sie Dozentin an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste, ab 2003 bis 2007 Professorin daselbst.
Dora Maurer verwendet in ihrer Kunst mehrere Medien und Materialien: Druckgrafik, Malerei, Fotografie, Experimentalfilm. Zentrale Begriffe sind darin Bewegung, Veränderung und Dokumentation bzw. Spur(hinterlassen), Zusammenhänge von Raum und Zeit, Systematisierung, Regel und die Abweichung davon.
Anfang der 1960er Jahre begann ihre künstlerische Laufbahn mit Radierzyklen organischer Formen, wandte sich Ende des Jahrzehnts der Konzeptkunst und der Serialität zu, verschob Mengen von verschiedenen Materialien in geometrischen Strukturen, schuf Fotoreihen und experimentelle Filme, die sich mit der Wahrnehmung von Veränderung beschäftigen, betrachtete auch die Druckgrafik als Aktion und Spurendokumentation. Ihre Werke entbehren nicht einer gewissen Ironie und des Humors. Sie entwickelte Anfang der 70er Jahre in ihrer Malerei das bis heute gültige System Displacements, und die darauf basierende Reihe der Quasi Bilder, herausgeschnittene Teile der Reihenbilder als geformte Bildkörper.
1982 bemalte sie in Schloss Buchberg (Niederösterreich) einen alten Turmraum total, Raum quasi Bild, das zu einem Schlüsselwerk wurde: Ab dieser Zeit enthalten ihre bis dahin orthogonale Bildformen räumliche Bezüge und auch ihre Farbgebung wird dementsprechend sensibilisiert. Die Regel erreichte im Laufe der 90er Jahre mit der Serie Quod libet eine neue Station, um die Jahrtausendwende entstanden des Weiteren die Overlappings-Bilder: Die rechteckigen Formen erscheinen auf einer Kugeloberfläche und haben einen schwebenden Charakter.
2022 war ihr Werk Miteinander das Motiv für die Verhüllung des Ringturms in Wien. Dafür wurde das 4.000 Quadratmeter große Kunstwerk auf insgesamt 30 Netzbahnen gedruckt – mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge.[1]
Des Weiteren ist sie kunstpädagogisch und ausstellungsorganisatorisch tätig.
Einzelausstellungen
1975: Verschiebungen, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz (AT)
1984: Munkák / Works, Museum Ernst, Budapest / Museum moderner Kunst, Wien (AT)
1997: Quasi-Bilder und Bilder 1990–1997, Ludwig Múzeum, Budapest (H)
1998: Arbeiten 1975–1997, Quadrat, Josef Albers Museum, Bottrop (D)
2001: Parallel Oeuvres, Maurer–Gáyor, Museum of Art, Győr (H)
2008: Concise Oeuvre, Museum Ludwig, Budapest (H)
2010: Schwerelos, Museum der Wahrnehmung, Graz (A)
Deploiement, Espace Topographie de l’Art, Paris (F)
Groh, Klaus, in: Aktuelle Kunst in Osteuropa, DuMont, Köln 1972.
Maurer, Dóra: Rézmetszet, rézkarc. Corvina Kiadó, Budapest 1976.
Neusüss, Floris M., in: Das Fotogramm in der Kunst des XX. Jh.s, DuMont, Köln 1990.
Ronte, Dieter: Prinzipien Festlegungen, Beke, László: Objective Tenderness. In: Ronte–Beke: Munkák / Arbeiten / Works 1970–1993. Monografie. Present Time Foundation, Budapest 1994.
Néray Katalin: Das Objekt der Beobachtung. Dóra Maurers postkonzeptuelle Geometrie. Katalog zu: Maurer Dóra Munkák/Arbeiten 1990–1997, Kortárs Mûvészeti Múzeum / Ludwig Múzeum Budapest / Josef Albers Museum, Quadrat, Bottrop.
Honisch, Dieter: Das Bild als Transfer, in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 50, Heft 17, München 2000.
Maurer, Dóra: Fényelvtan, a fotógramról. Magyar Fotográfiai Múzeum–Balassi Kiadó, 2001.
Gomringer, Eugen: The Shifts of D.M., catalogue Photoworks, Vintage Galéria, Budapest, 2007
Király Judit: Mathematische Bezüge in der Kunst von Dóra Maurer, in: Maurer Dóra. Monografie. Ludwig Museum Budapest, 2008.
Peternák, Miklós: The Influence of Conceptual Art in Hungary 1988, detail, in: Dóra Maurer, Traces 1970–1980. Dominik Art Projects, Kraków 2011.