Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1926/27 war die zehnte Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 346 Vereine.
Titelverteidiger war Olympique Marseille, der den Pokal erneut – und insgesamt zum dritten Mal seit 1924 – gewinnen konnte. Damit zog Marseille mit Red Star Paris gleich.
Gegner im Finale war wiederum – wie 1926 die AS Valentigney – eine Firmenmannschaft, und zwar die US Quevilly, deren Spielerkader nahezu geschlossen bei der Lozai-Werft in Petit-Quevilly nahe Rouen arbeitete. Im Vorjahr hatte USQ es bereits bis ins Achtelfinale geschafft, in dem sie ihrem diesjährigen Endspielkontrahenten mit 0:4 unterlegen war.
Die Pokalkommission des Landesverbands FFF setzte für Zweiunddreißigstel- und Sechzehntelfinale sämtliche Begegnungen sowie das Heimrecht fest, wobei Fragen der Reisedistanzen im großflächigen Frankreich ebenso eine Rolle spielten wie die Qualität der an den jeweiligen Orten vorhandenen Spielstätten und der Infrastruktur. Neu war in diesem Jahr, dass im Zweiunddreißigstelfinale nur 24 Partien ausgetragen wurden, weil die acht Viertelfinalisten des vorangegangenen Wettbewerbes ein Freilos bekamen. Dieses Experiment wurde in der Folge nicht wiederholt.
Ab dem Achtelfinale wurden die Paarungen frei ausgelost, die Partien fanden auf neutralem Platz statt. Endete eine Begegnung nach Verlängerung unentschieden, kam es zu einem oder mehreren Wiederholungsspielen (in den ersten beiden landesweiten Runden zunächst auf dem Platz des Gegners und danach weiter im Wechsel, ab dem Achtelfinale an neutralem Ort).[1]
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Coupe de France übergab nach dem Schlusspfiff des Endspiels zum ersten Mal Frankreichs StaatspräsidentGaston Doumergue den Siegerpokal an den Spielführer des Gewinners. Diese Zeremonie führt seither stets das Staatsoberhaupt oder in den seltenen Fällen, in denen dieses verhindert ist, ein anderer hochrangiger Politiker durch.[2] Das Finale 1926/27 sah noch eine weitere Premiere: erstmals war längs der Seitenlinien ein halbes Dutzend Balljungen postiert, gewandet in den Farben der Tricolore.[3]
Auf Seiten Marseilles waren drei Spieler bei allen drei gewonnenen Pokalendspielen beteiligt: Jean Boyer, Édouard Crut und Louis Jacquier; für Jean Cabassu (fehlte 1926), Ernest Clère, Maurice Gallay und Jules Dewaquez (1924 noch nicht dabei) war es der zweite Erfolg. Dewaquez allerdings gewann dennoch bereits seine dritte, Boyer sogar seine vierte Coupe: sie hatten schon früher mit Olympique Pantin (Dewaquez, 1918) bzw. mit CASG Paris (Boyer, 1919) in einer Siegermannschaft gestanden.
Literatur
Hubert Beaudet: La Coupe de France. Ses vainqueurs, ses surprises. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2003, ISBN 2-84253-958-3.
L’Équipe, Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007, ISBN 978-2-915535-62-4.
Alain Pécheral: La grande histoire de l'OM. Des origines à nos jours. Éd. Prolongations, o. O. 2007, ISBN 978-2-916400-07-5.