Conrad Mair war der Sohn der Memminger Patrizier Andreas Mair (um 1470–1546) und seiner Frau Barbara (* um 1475), geborene Löhlin.[4] Am 6. September 1531 heiratete er die Augsburger Patrizierin Euphrosina Walther (* um 1504; † 26. April 1572).[4] Damit erhielt er das Bürgerrecht und die Stubenfähigkeit in Augsburg. Die Aufnahme in die Herrenstube erfolgte noch im selben Jahr.[1][5]
Dem Fuggerfaktor Georg Hörmann und dem königlich böhmischen Rentmeister Heinrich Rybisch war er freundschaftlich verbunden, so dass die drei 1531 beim Medailleur Matthes Gebel ein für die Renaissancezeit seltenes Dreierbildnis in Auftrag gaben. Auf der Rückseite der Medaille finden sich ihre jeweiligen Wappenschilde und ein verkürztes lateinisches Zitat aus Psalm 133: QVAM IVCVNDVM HABITARE FRATES IN VNVM („Wie lieblich ist es, wenn Brüder in Einheit leben.“)[2] In den Jahren 1533 und 1535 nahm Mair am HofeOttheinrichs von der Pfalz in Neuburg an Pferderennen teil, denen große gesellschaftliche Bedeutung zukam. 1533 belegte er dabei den dritten Platz und erhielt einen wertvollen Sachpreis.[6]
Conrad Mair und seine Frau Euphrosina hatten sieben gemeinsame Kinder:[5][7]
Regina Mair (* um 1532; † 1609)
Conrad III. Mair (* um 1533; † 25. September 1591)
Apollonia Mair (* um 1535)
Eleonora Mair (* um 1537)
Euphrosina Mair (* um 1540; † 18. November 1623)
Raymund Mair
Anton Mair
1538 erfolgte Mairs Aufnahme ins Augsburger Patriziat,[1][5] das in diesem Jahr um 39 Familien erweitert wurde.[8]
Mairs Sohn Konrad III. war einer der fünf Augsburger Schüler, die Hieronymus Wolf von 1548 bis 1551 in Basel und Paris betreut hatte. Konrad II. selbst war ein Gönner Wolfs und gewährte ihm 1551 nach seiner Flucht aus Paris in seinem Augsburger Haus so lange Unterkunft, bis Wolf geschuldete Gelder eintreiben konnte, obgleich sich dieser beklagte, dass im Haus von Bürgermeister Mair wegen des gleichzeitig stattfindenden Reichstags kaum Platz für ihn gewesen sei.[9][10][11]
Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Conrad Mair, Anton Fugger und Georg Hörmann, einem weiteren Fuggerfaktor und Freund Mairs:[12][13]
Zunächst war Conrad Mair für die Fugger in Österreich tätig (ab 1512 in Innsbruck, ab 1518 in Hall, ab 1527 in Wien) und wurde ein enger Vertrauter von Anton Fugger und einer der bedeutendsten Angestellten des Gemeinen Handels.[1][5]
1527 erwarb er eine Beteiligung an Anton Fugger & Gesellschaft in Höhe von 1.000 fl., die er 1553 noch einmal um 2.250 fl. erhöhte.[5]
Im Augsburger Münzskandal von 1543 war er einer der Bürgen für den schwer belasteten Münzmeister Baltasar Hundertpfund.[16]
1549 übernahm er in Böhmen für einige Jahre die gesamte Produktion des Schlackenwalder und SchönfelderZinns, wahrscheinlich als Strohmann der Fugger, die hierzu große Kredite beisteuerten.[17][18]
Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg beschlossen der Große und Kleine Rat Augsburgs am 17. Januar 1547, sich dem Kaiser auf Gnade und Ungnade zu ergeben und bestimmten am 24. Januar eine Delegation, die hierzu den förmlichen Kniefall vor Kaiser Karl V. zu vollziehen hatte und der auch Conrad Mair als Vertreter der Patrizier angehörte.[19] Nachdem Kaiser Karl V. in der Folge das Zunftregiment aufgehoben und Augsburg mit Dekret vom 3. August 1548 die Karolinische Regimentsordnung aufgezwungen hatte,[20] war Conrad Mair eine von 41 namentlich genannten Personen, die sich für Ämter aufgrund kaiserlicher Ernennung bereitzuhalten hatten,[21] und er beschritt im Folgenden eine stadtpolitische Laufbahn, die neben der Vertrauensstellung bei Anton Fugger merklich durch sein katholisches Bekenntnis begünstigt wurde.[1] Mair saß von 1548 bis 1552 im Kleinen Rat von Augsburg und war 1548 zusätzlich Spital-/Almosenherr.[5][22][23] Mit Einführung der neuen Handwerkerinnungen als unpolitische Selbstverwaltungsinstitutionen wurde er 1549 als einer der Strafherren mit der Zunftaufsicht betraut.[24] Von 1550 bis 1561 war er jeweils einer der Amtsbürgermeister.[5] Beim Kaiserbesuch in Augsburg im Jahr 1559 war er Mitglied des offiziellen Empfangskomitees für Karl V.[25] 1560 beauftragte der Augsburger Rat u. a. Mair und seinen Amtskollegen Wolfgang Paler den Älteren, Vorschläge zur Umsetzung der Reichsmünzordnung von 1559 auszuarbeiten.[26] Von 1561 bis 1565 war Mair schließlich geheimer Rat und gehörte von 1564 bis zu seinem Lebensende dem Stadtgericht an.[5][17][27]
Conrad Mairs Vermögenssteuerleistung stieg von 40 fl. im Jahr 1534 auf 115 fl. im Jahr 1562.
Von 1550 bis 1565 trat er auch als Gläubiger in Erscheinung. Es sind ausgereichte Darlehen in Höhe von 115.844 fl. bekannt, von denen Anton Fugger insgesamt 90.000 fl. in Anspruch nahm. Weitere Schuldner waren Daniel Schleicher (15.644 fl.), Hans Jakob Fugger, Ursula von Harrach und der Graf von Ortenburg. 1565 nahm Conrad Mair schließlich selbst ein Darlehen in Höhe von 7.265 fl. auf.[28] Zum Zeitpunkt seines Todes belief sich sein Nettovermögen auf knapp 36.000 fl. Es umfasste u. a. Bergwerke im Montafon, ein Haus in Augsburg und das Gut Bergheim.[17]
Literatur
Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg sowohl in Ansehung ihres besondern Standes als auch in Ansehung einer jeden einzlen Familie beschrieben und aus bewährten Geschicht-Schreibern und Urkunden gezogen durch Paul von Stetten, jünger. Mit 228. in Kupfergestochenen Wappen und Siglen versehen. Johann Jakob Haid, Augsburg 1762, §. 37. Mayr., S.250–251 (digitale-sammlungen.de).
Wolfgang Reinhard, Mark Häberlein, Ulrich Klinkert, Katarina Sieh-Burens, Reinhard Wendt (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts: Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500–1620. Akademie Verlag, Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-05-007193-0, L1: Mair, Konrad II (Lfdnr: 7582), S.494f., doi:10.1515/9783050071930-007.
Peter Geffcken: Mair, Kaufmanns- und Patrizierfamilie. In: Augsburger Stadtlexikon Online. Günther Grünsteudel, Günter Hägele und Rudolf Frankenberger, abgerufen am 29. August 2022.
↑Karl Domanig: Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Hinsicht: nach dem Bestande der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 1907, S.17, doi:10.11588/diglit.15377, urn:nbn:de:bsz:16-diglit-153770.
↑ abcdefghWolfgang Reinhard et al. (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. 2015, S.494f.
↑Miriam Hall Kirch: “For Amusement, Merrymaking, and Good Company”: Horse Racing at a German Princely Court. In: Professor Pia F. Cuneo (Hrsg.): Animals and Early Modern Identity. Ashgate Publishing, Ltd., 2014, ISBN 978-1-4094-5743-5, S.96 (englisch, google.de [abgerufen am 2. September 2020]).
↑Günter Ogger: Kauf dir einen Kaiser. Th. Knaur Nachfolger München/Zürich, 1978, S. 176, abgerufen am 6. September 2020.
↑Reinhard Hildebrandt: Die George Fuggerischen Erben. Duncker & Humblot, 1966, S.117 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
↑Mark Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger: Soziale Beziehungen, Normen und Konflikte in der Augsburger Kaufmannschaft um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, 2015, ISBN 978-3-05-007429-0, S.319 (google.de).
↑ abcMark Häberlein: Die Fugger: Geschichte einer Augsburger Familie (1367–1650). W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 978-3-17-018472-5, S.124 (google.de [abgerufen am 9. September 2020]).
↑Jacob Strieder: Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen: Monopole, Kartelle, und Aktiengesellschaften im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit. Duncker & Humblot, München / Leipzig 1914, S.441ff. (google.de).
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↑Paulus Hector Mair: P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band32. Leipzig 1917, S.84 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
↑Paulus Hector Mair: Beilage II zu P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band32. Leipzig 1917, S.405 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
↑Paulus Hector Mair: Beilage VI zu P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band32. Leipzig 1917, S.476 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
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