Der Cimitero Monumentale della Certosa di Ferrara ist der Hauptfriedhof der Stadt, der sich innerhalb der Stadtmauern von Ferrara befindet und zur Siedlung Addizione Erculea gehört.
Der Komplex (zu dem auch die Kirche San Cristoforo alla Certosa gehört) wurde ursprünglich im Jahr 1452 auf Initiative von Borso d’Este als Kartäuserkloster gegründet und der Tradition zufolge außerhalb der Stadtmauern errichtet (damals gingen die Stadtmauern nicht weiter nördlich als die Achse, die damals vom Corso della Giovecca eingenommen wurde). Nach der Schließung des Klosters, nach der napoleonischen Niederlage, wurden die Mönche vertrieben und die Gebäude als Militärkaserne genutzt. Es wurde dann von der Gemeinde Ferrara gekauft und ab 1813 endgültig in einen städtischen Friedhof umgewandelt.
Der Architekt Ferdinando Canonici war für die Umgestaltung des Geländes mit den geschwungenen Arkaden, die den breiten grünen nach San Cristoforo führenden Rasen begrenzen, und den beiden Haupteingängen zum Friedhof verantwortlich. Nach Carlo Bassi erinnert die große Grünfläche davor an den Piazza dei Miracoli in Pisa. Die Mönchszellen des Kartäuserklosters sind im Laufe der Zeit zu Adelskapellen umgestaltet worden und der gesamte Komplex wurde in den dreißiger, fünfziger und siebziger Jahren erweitert[1].
Bei dem Erdbeben, das die Stadt Ferrara am 20. und 29. Mai 2012 erschütterte, wurden viele Teile der historischen Struktur beschädigt und wegen Einsturzgefahr für die Öffentlichkeit gesperrt und deshalb verbarrikadiert.
Der nahe gelegene jüdische Friedhof
Nicht weit von der Kartause entfernt, aber auch für die Straßenzufahrten deutlich abgetrennt, befindet sich der jüdische Friedhof bei der Via delle Vigne, auf dem u. a. Giorgio Bassani, Renzo Ravenna und sein Sohn Paolo Ravenna ruhen.
Famedio von Borso d’Este
Die erste Große Kreuzgang, an der Südseite der Kirche San Cristoforo alla Certosa, wurde von Pietrobono Brasavola in etwa zehn Jahren ab 1452 erbaut, und sein Modell der Arkaden in der Loggia wurde dann vom Architekten Canonici bei seinen Erweiterungsarbeiten im 19. Jahrhundert aufgegriffen[1].
In der Mitte, auf der Rückseite, befindet sich das Grabdenkmal von Borso d’Este[2]. Der Sarkophag aus dem 15. Jhdt. kann heute in dem später errichteten Famedio besichtigt werden. Daneben begann eine alte Landstraße, die das Gebiet der heutigen Piazza Ariostea erreichte[3].
Famedio der Kriegsgefallenen
An der Nordseite der Kirche, bei den Mauern, wurde in den 1930er Jahren der zweite Große Kreuzgang gebaut. Er wurde 1933 von Carlo Savonuzzi entworfen, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt. Am 20. August 1956 begannen die Arbeiten für den Bau eines Famedio, der hauptsächlich für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs bestimmt war[4][5].
Gedächtniskapelle der Gefallenen für die Freiheit
Die Gedächtniskapelle befindet sich im zweiten Großen Kreuzgang, in der Nähe des Famedio der Kriegsgefallenen. Am 16. November 2006 wurde hier die Asche von Alda Costa beigesetzt. Nach dem Erdbeben vom 20. und 29. Mai 2012 war der Bereich lange Zeit nicht zugänglich.
Kunstwerke und Grabdenkmäler berühmter Persönlichkeiten
Auf dem Friedhof befinden sich zahlreiche Grabdenkmäler bedeutender Persönlichkeiten oder das Werk berühmter Künstler.[6]
Beim Erdbeben im Jahr 2012 wurde auch die Kartause schwer beschädigt.
Die Kirche San Cristoforo alla Certosa wurde für unzugänglich erklärt und viele Bereiche wurden wegen Einsturzgefahr für Besucher gesperrt. In der Folge wurde damit begonnen, den gesamten Komplex abzusichern.
Seit dem Frühjahr 2019 ist der Komplex wieder fast vollständig nutzbar.
Literatur
Guido Armellini, Maria Cecchetti: …Come fa presto sera, o dolce madre, qui! – Itinerario pascoliano nelle Certose di Bologna e Ferrara. Hrsg.: Artegrafica Bolzonella. Padova 1984.
Angelo Andreotti, Giovanni Guerzoni (Hrsg.): Museo del silenzio – Memoria e simbolo nella Certosa di Ferrara. InterBooks, Padova 1988.
Carla di Francesco (Hrsg.): Ferrara. La Certosa – Rilievi e Restauri. InterBooks, Padova 1992.
Manuela Incerti (Hrsg.): La Certosa di Ferrara. Una città nella città – La configurazione dello spazio tra disegno e progetto. Bononia University Press, Bologna 2016, ISBN 978-88-6923-163-6.
Gerolamo Melchiorri: Nomenclatura ed etimologia delle piazze e strade di Ferrara e Ampliamenti. Hrsg.: Carlo Bassi. 2G Editrice, Ferrara 2009, ISBN 978-88-89248-21-8.
Giorgio Mantovani e Leopoldo Santini: Ferrara svelata. Hrsg.: 2G Editrice. Ferrara 2015, ISBN 978-88-89248-52-2.
Roberto Roda (Hrsg.): Fra presenza e assenza – Ricerche fotografiche nella Certosa di Ferrara. InterBooks, Padova 1985.
Roberto Roda, Renato Sitti (Hrsg.): La Certosa di Ferrara. InterBooks, Padova 1985.
Lucio Scardino, Antonio P. Torresi: Post Mortem – Disegni, decorazioni e sculture per la Certosa ottocentesca di Ferrara. Hrsg.: Liberty house. Ferrara 1998.
Offizielle Seite. certosadiferrara.it, abgerufen am 4. Juni 2020 (italienisch).
Certosa. Ferrara Terra e Acqua, abgerufen am 4. Juni 2020 (italienisch).
Gaetano Tumiati: Il miracolo Certosa. Cassa di Risparmio di Ferrara#Fondazione della Cassa di Risparmio di Ferrara Fondazione Carife, abgerufen am 4. Juni 2020 (italienisch).
↑Gian Paolo Bertelli: Il Famedio dei caduti di Ferrara. Istituto Nazionale del Nastro Azzurro, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2016; abgerufen am 17. Oktober 2024 (italienisch).
↑Ferrara - 4. Famedio Militare. Ministero per i Beni e le Attività Culturali, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2018; abgerufen am 4. Juni 2020 (italienisch).
↑Ranieri Varese: La scultura funeraria: dal Neoclassicismo al Naturalismo. In: Roberto Roda, Renato Sitta (Hrsg.): La Certosa di Ferrara, Quaderni del Centro Etnografico Ferrarese. InterBooks, Padua 1985, S.51–60.
↑Lucio Scardino, Antonio P. Torresi: Post Mortem – Disegni, decorazioni e sculture per la Certosa ottocentesca di Ferrara. Liberty house, Ferrara 1998.
↑Lucio Scardino: Certosa 1885–1985: un percorso storico/artistico. In: Roberto Roda, Renato Sitta (Hrsg.): La Certosa di Ferrara, Quaderni del Centro Etnografico Ferrarese. InterBooks, Padua 1985, S.73–80.