Christian Friedrich Henrici studierte ab 1719 an der Universität Wittenberg Jura und setzte sein Studium 1720 an der Universität Leipzig fort. Da er anschließend nur geringe Einnahmen als Hauslehrer hatte, begann er seine Karriere als Dichter 1721 in Leipzig und verfasste anfangs derb erotische Gedichte und Dramen. Die ersten Kontakte zu Bach waren vermutlich eher zufälliger Natur.
Beide Gedichte erschienen in der 1724–1725 veröffentlichten Gedichtsammlung „Sammlung erbaulicher Gedancken“, die dem Grafen Franz Anton von Sporck gewidmet war. Dieser war auch mit Bach bekannt und könnte den Kontakt zwischen Komponist und Dichter angeregt haben.
Henricis dichterische Begabung wurde auch zum Ausgangspunkt einer Beamtenlaufbahn. So brachte ihm ein Bittgedicht an August den Starken 1727 die Stelle eines Aktuars beim Oberpostamt in Leipzig ein. Kurz darauf wurde er Postsekretär, 1734 Oberpostkommissar und 1740 wurde er dazu Kreissteuer- und Stadttranksteuereinnehmer der Weininspektion.
Seine Frau Johanna Elisabeth war Taufpatin von Johanna Carolina Bach (1737–1781), der zweitjüngsten Tochter Johann Sebastian Bachs.
Werke
Sammlung Erbaulicher Gedanken über und auf die gewöhnlichen Sonn- und Fest-Tage, in gebundener Schreib-Art entworffen. Leipzig 1725
Teutsche Schau-Spiele, bestehend in dem Akademischen Schlendrian, dem Ertzt-Säuffer und der Weiber-Probe. Zur Erbauung und Ergötzung des Gemüths entworffen. 3 Bde., Berlin, Frankfurt und Hamburg 1726
Paul Flossmann: Picander (Christian Friedrich Henrici). Dissertation Leipzig 1899
Walter Hinck: Das deutsche Lustspiel des 17. und 18 Jh. und die italienische Komödie. 1965. S. 142–167
Horst Steinmetz: Die Komödie der Aufklärung. 1966, S. 15
Christian Geltinger: „… Henrici alias Picander dictus“. Gesellschaftsdichtung bei Christian Friedrich Henrici. 2000 (Magisterarbeit an der Universität Regensburg)
Gerda Riedl: Picander, Manlius Ulpianus, eigentl.: Christian Friedrich Henrici. In: Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7), Bd. 9, S. 156
Reiner Marquard: Das Lamm in Tigerklauen. Christian Friedrich Henrici alias Picander und das Libretto der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Rombach Verlag, Freiburg 2017, ISBN 978-3-7930-9896-6.