Chris Abani wurde in Afikpo im Südosten Nigerias geboren. Sein Vater Michael war ein Angehöriger des Volkes der Igbo, seine Mutter Daphne Engländerin.[2] Als der Biafra-Krieg begann, war er sechs Monate alt. Seine Mutter floh mit ihm und seinen Geschwistern nach Großbritannien. Diese Erfahrung verarbeitete er später in poetischer Form in Daphne’s Lot (2003).[1]
Als er nach dem Krieg nach Nigeria zurückkehrte, veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte im Alter von zehn Jahren. Mit 16 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman Masters of the Board (1985), in dessen Folge er schweren politischen Verfolgungen ausgesetzt war. Der politische Thriller handelt von einem Komplott der Nazis, die die unwissenden Regierungen der Dritten Welt als Schachfiguren benutzen, um an die Macht zurückzukehren. Abani wurde im selben Jahr verhaftet, weil die nigerianische Militärregierung behauptete, dass Masters of the Board den Entwurf für einen gescheiterten Putsch geliefert hätte.[1]
Nachdem er inhaftiert und gefoltert worden war, entwickelte sich Abani nach seiner Freilassung zu einem entschiedenen politischen Kritiker. Er schrieb und inszenierte Stücke für eine antidiktatorische Guerilla-Theatergruppe. Sein 1987 verfasster Roman Sirocco wurde bei der Veröffentlichung vom Staat beschlagnahmt. Seine literarische Tätigkeit führte zu zwei weiteren Gefängnisaufenthalten, u. a. im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis Kirikiri. Nach seiner Freilassung zwangen ihn wiederholte Anschläge auf sein Leben 1991 ins britische Exil.[1]
In London setzte Abani seinen politischen Aktivismus fort und war eng mit der schwarzen britischen Kunstszene verbunden. Außerdem erwarb er einen Masterabschluss in Gender- und Kulturstudien an der University of London. Um 1996 begann er, Gedichte über seine Gefängnis-Erfahrungen zu schreiben, die in Kalakuta Republic (2000) gesammelt wurden. Nach der Ermordung eines Nachbarn 1999, bei der Abani glaubte, selbst das beabsichtigte Opfer gewesen zu sein, floh er ein zweites Mal ins Exil nach Los Angeles. Dort schrieb er weiterhin Gedichte und veröffentlichte kurz nacheinander Daphne’s Lot und Dog Woman (2004). In beiden Lyriksammlungen stehen starke Frauen im Mittelpunkt.[1]Dog Woman wurde von Gemälden der portugiesischen Malerin Paula Rego inspiriert.[2]
Abanis nächster Roman GraceLand (2004) erzählt die Geschichte eines jungen Elvis-Imitators im postkolonialen Lagos, der sich durch Armut, häuslichen Missbrauch und politische Verfolgung kämpft. Seine erste NovelleBecoming Abigail (2006) ist eine Betrachtung über das Leiden und Überleben. Sie erzählt die Geschichte des jungen Mädchens Abigail, das aus Nigeria nach Großbritannien entführt und von ihrem Cousin zur Prostitution gezwungen wird.[1]