Chirostenotes war ein etwa 2,9 Meter langer, zweibeiniger Theropode. Ähnlich wie einige primitivere Oviraptorosauria wie Caudipteryx und Protarchaeopteryx könnte auch Chirostenotes Federn getragen haben. Die langen, schlanken Kiefer sind zahnlos. Wie einige andere Oviraptorosauria zeichnet sich der Schädel von Chirostenotes durch einen großen Schädelkamm aus, der dem des heutigen Kasuars ähnelt. Der Mittelfuß zeigt den sogenannten arctometatarsalen Zustand, der sich bei verschiedenen Gruppen „höherer“ Theropoden findet: der zweite und vierte Mittelfußknochen „quetschen“ das obere Ende des dritten (d. h. mittleren) Mittelfußknochens zwischen sich ein, sodass nur das untere Ende dieses Knochens Anteil am Fußrücken hat. Der Mittelfuß von Chirostenotes ist lang und macht 22 % der Länge der Hinterbeine (ohne Zehen) aus.[5] Über die Ernährung dieses Tieres ist wenig bekannt, möglicherweise handelte es sich um einen Allesfresser oder Pflanzenfresser.
Entdeckungsgeschichte
Bereits 1924 wurde ein Paar unvollständiger Hände entdeckt und von Gilmore als Chirostenotes („schmale Hand“) beschrieben.[6] Im Jahr 1932 wurden die Füße entdeckt und von Charles M. Sternberg als Macrophalangia („große Zehen“) beschrieben.[7] Obwohl man beide Funde später den Theropoden zuordnen konnte, war unklar, ob es sich um die gleiche Art handelt. 1936 wurde der Kiefer des Tieres entdeckt und später als Caenagnathus („neuer Kiefer“) beschrieben (Sternberg, 1940), anfangs galt er als Vogelkiefer.[8] Die Familie Caenagnathidae, in welche Chirostenotes eingeordnet wird, trägt noch immer den Namen dieser Gattung. 1988 wurde in einer Museumssammlung ein Skelett entdeckt und untersucht, das bereits 1923 gefunden wurde – dieses Skelett zeigt, dass alle Funde zur selben Dinosauriergattung gehören. Seitdem werden die Funde unter dem Namen Chirostenotes geführt, da dieser Name als erstes vergeben wurde (Prioritätsregel).[9] Des Weiteren wurden Chirostenotes Kiefer mit starken Zähnen zugeschrieben, die heute jedoch als Ricardoestesia geführt werden.[10]
↑William A. Parks: New species of dinosaurs and turtles from the Upper Cretaceous formations of Alberta (= University of Toronto Studies. Biological Series. Bd. 34, ISSN0372-4913). University of Toronto Press, Toronto 1933.
↑Philip J. Currie: The first records of Elmisaurus (Saurischia, Theropoda) from North America. In: Canadian Journal of Earth Sciences. Bd. 26, Nr. 6, 1989, ISSN0008-4077, S. 1319–1324, doi:10.1139/e89-111.
↑Lamanna, M. C.; Sues, H. D.; Schachner, E. R.; Lyson, T. R. (2014). A New Large-Bodied Oviraptorosaurian Theropod Dinosaur from the Latest Cretaceous of Western North America.PLoS ONE 9 (3): e92022. doi:10.1371/journal.pone.0092022
↑Charles W. Gilmore: A new coelurid dinosaur from the Belly River Cretaceous of Alberta. In: Canada, Department of Mines, Geological Survey. Bulletin. Nr. 38 = Geological Series. Nr. 43, 1924, ZDB-ID 2162591-8, S. 1–12, Digitalisat (PDF; 1,05 MB).
↑Charles M. Sternberg: Two new theropod dinosaurs from the Belly River Formation of Alberta. In: The Canadian Field-Naturalist. Bd. 46, Nr. 5, 1932, ISSN0008-3550, S. 99–105, Digitalisat.
↑Raymond McKee Sternberg: A toothless bird from the Cretaceous of Alberta. In: Journal of Paleontology. Bd. 14, Nr. 1, 1940, ISSN0022-3360, S. 81–85.
↑Philip J. Currie, Dale A. Russell: Osteology and relationships of Chirostenotes pergracilis (Saurischia, Theropoda) from the Judith River (Oldman) Formation of Alberta, Canada. In: Canadian Journal of Earth Sciences. Bd. 25, Nr. 7, 1988, S. 972–986, doi:10.1139/e88-097.
↑Philip J. Currie, J. Keith Jr. Rigby, Robert E. Sloan: . In: Kenneth Carpenter, Philip J. Currie (Hrsg.): Dinosaur Systematics. Approaches and Perspectives. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-36672-0, S. 107–126, doi:10.1017/CBO9780511608377.011.