Bereits die Schriftzeichen haben sich teilweise aus Bildsymbolen für die dargestellte Sache, sogenannten Piktogrammen entwickelt: So deutet etwa das Zeichen Shān (山, „Berg“) eine Gebirgssilhouette mit drei Berggipfeln an. Ein weiteres Beispiel sind die jeweils aus drei beziehungsweise sechs durchgehenden oder unterbrochenen Linien bestehenden Dia- und Hexagramme des I-Ging, des Buches der Wandlungen.
Unter chinesischen Symbolen im engeren Sinne versteht man aber die Bildsymbole, also Gegenstände, die für bestimmte abstrakte Eigenschaften oder Zustände, seltener auch für Personen oder Objekte stehen.
Art der Verwendung
Bildsymbole der letztgenannten Art finden traditionell in der Kunst Verwendung, insbesondere in der Lyrik sowie der Malerei, aber auch in der Gebrauchskunst – etwa als Dekor auf Vasen, Lackdosen oder Ruyi-Zeptern, in neuerer Zeit auch als Tattoos. Dabei werden Symbole oft wie Worte miteinander kombiniert, um entweder die Bedeutung einzelner Symbole zu verstärken oder gar um durch ihr Zusammenspiel differenziertere Aussagen zu treffen.
Gründe für die Verwendung
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Zu den zentralen Prinzipien der chinesischen Kultur gehört die indirekte Kommunikation. Aus unterschiedlichen Gründen gilt es häufig als unschicklich, ein Anliegen dem Adressaten direkt mitzuteilen. So kann dies etwa zu Störungen der Harmonie oder gar zum Gesichtsverlust des Adressaten und/oder des Mitteilenden führen. Insbesondere im Rahmen der in der konfuzianischen Gesellschaft allgegenwärtigen Hierarchie-Verhältnisse können Kritik oder selbst auch nur Anregungen, Wünsche und Meinungen nicht offen vorgebracht werden, ohne dass dies empfindliche Sanktionen nach sich zöge. Des Weiteren verlangen die Positionen innerhalb der Hierarchie selbst schon wegen des früher stark verbreiteten Analphabetismus nach sinnfälligem und allgemein verständlichem Ausdruck. Auch erotische und sexuelle Themen unterliegen vielfachen Restriktionen und Tabus. Für alle diese Zwecke haben sich die Chinesen von jeher einer Vielzahl von Symbolen bedient.
Beziehung zwischen Symbol und Bedeutung
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Als Symbole für Eigenschaften dienen meist Gegenstände, die diese Eigenschaft selbst aufweisen: Für Langlebigkeit steht etwa u. a. die Kiefer, weil diese Nadelbäume häufig ein hohes Alter erreichen und auch unter unwirtlichen Bedingungen auf kargen Böden überleben können. Mandarinenten gelten als Symbol ehelicher Treue, da diese Wasservögel für ihre monogame Lebensweise bekannt sind.
Symbole für Personen oder Gegenstände dagegen ähneln diesen oft in Form und Gestalt oder teilen mit ihnen bestimmte Eigenschaften. So spiegeln etwa die verschiedenen Vogelsymbole für die einzelnen Beamtenränge exakt die Hierarchie wider, indem sie mit Kranich und Goldfasan beginnen und beim „Fliegenschnäpper“ enden. Jadeflöte und Päonie stehen traditionell für das männliche bzw. weibliche Geschlechtsorgan.
In anderen Fällen beruht die Verknüpfung zwischen Symbol und Bedeutung auf Sagen, Mythen oder literarischen Werken. So gelten Elstern etwa deshalb als Freudenbringer, weil sie im Mythos Die Weberin und der Kuhhirt am 7. Tag des Monats eine Brücke über die Milchstraße bilden und so den getrennten Liebenden ein Zusammenkommen ermöglichen.
Schließlich kann die Beziehung zwischen Symbol und Bedeutung aber auch in einer reinen Lautgleichheit oder -ähnlichkeit bestehen. So etwa beim Fisch (鱼yú), der durch die Lautähnlichkeit des Wortes traditionell mit Wohlstand und Überfluss (裕yù) in Verbindung gebracht wird.
Pfirsich (桃 táo) – Unsterblichkeit bei den Göttern, Langlebigkeit bei den Menschen (vgl. Xiwangmu); verschiedene sexuelle Bedeutungen
Pflaume (梅 méi) – Glück, neues Leben, Erneuerung, Vergänglichkeit; Unberührtheit, jungfräuliches Mädchen, sexuelle Freuden, Winter; einer der Drei Freunde des Winters; Zweite Pflaumenblüte: Wiederverheiratung bzw. erneuter Beischlaf in derselben Nacht; Weiden-Pflaumen-Krankheit: Syphilis
Bär (熊 xióng) – Tapferkeit, Stärke, Geburt eines Sohnes; Symbol für das Sternbild des „Scheffels“ (Großer Wagen); in der Qing-Dynastie Symbol für den 5. Offiziersrang
Drache (龍 / 龙 lóng) – Macht, Stärke, göttlicher Schutz, Symbol für den Kaiser, den Osten, den Regen, die Zeugungskraft, das Männliche (Yang); eines der vier Wundertiere; 5. Tier im chinesischen Tierkreis,
Ente (鸭 yā) – Ostchina: Homosexualität; Nordostchina: Penis; im Buddhismus: Unterdrückung des Bösen; Mandarinente: Eheliche Treue; in der Qing-Dynastie Symbol für den 7. zivilen Beamtenrang
Fasan (野雞 / 野鸡 yějī) – Unglück (teilweise steht aber gerade das Ausbleiben des Fasanenrufs dafür); Verführung; in der Qing-Dynastie Symbol für den 2. und 5. zivilen Beamtenrang (Gold- bzw. Silberfasan)
Fledermaus (蝙蝠 biānfú) – Glück; fünf Fledermäuse: fünf Glückseligkeiten (Gesundheit, langes Leben, Reichtum, Tugendhaftigkeit und ein schneller natürlicher Tod)
Fliegenschnäpper (鶲 / 鹟 wēng) – in der Qing-Dynastie Symbol für den 9. (und damit untersten) zivilen Beamtenrang
Kranich (鶴 / 鹤 hè) – Langes Leben, hohes Alter, Weisheit, Beziehung zwischen Vater und Sohn; in der Qing-Dynastie Symbol für den 1. zivilen Beamtenrang
Kröte (Frosch) (蛤蟆 háma) – Langes Leben, unerreichbare Wünsche, Unverwundbarkeit; eines der fünf Gifttiere
Leopard (Panther) (豹 bào) – Grausamkeit, Wildheit; in der Qing-Dynastie Symbol für den 3. Offiziersrang
Löwe (獅 / 狮 shī) – Schutz, insbesondere für Staat und Regierung; in der Qing-Dynastie Symbol für den 2. Offiziersrang
Nashorn (犀 xī) – in der Qing-Dynastie Symbol für den 7. und 8. Offiziersrang
Pfau (孔雀 kǒngquè) – Würde, Schönheit; in der Qing-Dynastie Symbol für den 2. zivilen Beamtenrang
Pferd (馬 / 马 mǎ) – schwach ausgeprägte Symbolik; mitunter Symbol für Frauen, für Unbändigkeit, für den Beamtenrang; 7. Tier im chinesischen Tierkreis
Phönix (鳳凰 fènghuáng) – Glück, das Weibliche (Yin), Symbol für die Kaiserin, seltener für den Süden, verschiedene sexuelle Bedeutungen; eines der vier Wundertiere
Qilin (oft fälschlicherweise als Einhorn bezeichnet) (麒麟 qílín) – Glück, Kindersegen, Frieden und Güte; eines der vier Wundertiere; in der Qing-Dynastie Symbol für den 1. Offiziersrang
Schildkröte (龜 / 龟 guī) – langes Leben, Beständigkeit, Unwandelbarkeit, kosmisches Geheimnis; eines der vier Wundertiere; aber auch: Schamlosigkeit, Penis, Zuhälter, Bordellbesitzer, Vater einer Hure u. a. 龜甲 / 龟甲 (guījiǎ) oder einfach nur 甲 wurde im alten China als Orakelknochen verwendet.
Schlange (蛇 shé) – Schlauheit, Bosheit, Hinterlist; 6. Tier im chinesischen Tierkreis, eines der fünf Gifttiere
Tausendfüßer (蜈蚣 wúgōng) – Eines der fünf Gifttiere
Tiger (虎 hǔ) – Mut, Tapferkeit, Exorzismus; 3. Tier im chinesischen Tierkreis; in der Qing-Dynastie Symbol für den 4. Offiziersrang (junger Tiger: 6. Offiziersrang); als Weißer Tiger steht er für Westen und Herbst
Wachtel (鵪鶉 / 鹌鹑 ānchún) – Mut; in der Qing-Dynastie Symbol für den 8. zivilen Beamtenrang
Spiegel (鏡 / 镜 jìng) – Glück, Eheglück, Geburt eines Sohnes, Beamtenrang; erlaubt das Sehen von Geistern und Dämonen sowie – im Buddhismus – der nächsten Existenzform
Gelb (黄 huáng) – Symbol für den Kaiser, die Erde, die Mitte und China; Ruhm, Fortschritt; in jüngerer Zeit aber auch Pornographie („Gelbe Literatur“, 黃色電影, Huángsè diànyǐng – „Gelber Film“)[1][2]
Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. München 1994, ISBN 3-424-00878-8.
Josef Guter: Lexikon der Götter und Symbole der Alten Chinesen. Marix Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-04-5.
Einzelnachweise
↑Hui-Chih Yu: A Cross-Cultural Analysis of Symbolic Meanings of Color. In: Chang Gung Journal of Humanities and Social Sciences. Band7, Nr.1, April 2014, S.49–74 (englisch, edu.tw [PDF; 411kB]).
↑Kirsi Kommonen: Narratives on Chinese colour culture in business contexts – The Yin Yang Wu Xing of Chinese values. In: Department of Languages and Communication, (Hrsg.): Helsingin Kauppakorkeakoulu/Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Helsinki. 2008, ISBN 978-952-488-279-8, ISSN1235-5674 (englisch, aalto.fi [PDF; 861kB]).