Die synthetisch hergestellte Verbindung war bereits unter der Bezeichnung „Hydrogen-Autunit“ bekannt und 1955 von Virginia Ross beschrieben. Die Summenformel stimmt mit der des später entdeckten Minerals überein, allerdings wurde die chemische Zusammensetzung in der Schreibweise HUO2PO4·4H2O (Uranyl-Hydrogen-Phosphat-Tetrahydrat) publiziert.[9]
In der Natur wurde die Verbindung erstmals 1952 von G. S. Gritsaenko in der Oxidationszone der Uranlagerstätte „Karakat“ etwa 60 km nordwestlich von Chudschand (auch Khozhebt, ehemals Leninabad) im Karamazar-Gebirge (Provinz Sughd) in Tadschikistan entdeckt. Eine erste Beschreibung des Minerals erfolgte 1958 durch Andrei Andrejewitsch Tschernikow (russischАндрей Андреевич Черников, englisch: Andrei Andreevich Chernikov; 1927–2013), allerdings noch unter dem Namen „Hydrogen-Autunit“.[10] Die geringen Mengen des Minerals reichten nicht aus, um mehr als die Messung der Brechungsindizes, die Bestimmung der Hauptkomponenten durch Spektralanalyse und auf die Bestimmung des Fluoreszenzspektrums durchzuführen.[11]
Das Mineral wurde 1988 auf Vorschlag von Daniel Atencio zu Ehren von Tschernow benannt, allerdings in der englischen Transkription Chernikov als Chernikovite,[3] die auch im Deutschen als Chernikovit übernommen wurde.[5]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Chernikovit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis vom Uranylkomplex zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Abernathyit, Meta-Ankoleit, Natrouranospinit, Trögerit, Uramarsit und Uramphit die „8.EB.15“ bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Chernikovit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40.02a.19 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.
Durch seinen Urangehalt von bis zu 54,34 % ist das Mineral sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 97,26 kBq/g[7] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).
Unter UV-Licht fluoresziert es intensiv gelbgrün.
Bildung und Fundorte
Chernikovit bildet sich auf Quarz in Syenit-Spalten, auf versteinertem Holz (Karakat, Tajikistan) und in turmalinhaltigen Graniten und granitischen Pegmatiten (Brasilien). Es ist je nach Fundort vergesellschaftet mit Autunit, Meta-Autunit, Uranophan, Phosphuranylit, Torbernit bzw. Meta-Torbernit,
Haiweeit und "Uranopal”.
Aufgrund der starken Radioaktivität und Toxizität sollten Mineralproben von Chernikovit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollten eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.
Virginia Ross: Studies of uranium minerals (XXI): synthetic hydrogen-autunite. In: American Mineralogist. Band40, 1955, S.917–919 (englisch, rruff.info [PDF; 171kB; abgerufen am 8. November 2022]).
A. A. Chernikov: New data on some uranium and uranium-bearing minerals. In: Proceeds of the 2nd United Nations International Conference on the Peaceful Uses of Atomic Energy. Band2, 1958, S.298–299 (englisch, rruff.info [PDF; 311kB; abgerufen am 7. November 2022]).
Daniel Atencio: Chernikovite a new mineral for (H3O)2(UO2)2(PO4)2·6H2O superseding "hydrogen autunite". In: The Mineralogical Record. Band19, 1988, S.249–252 (englisch, rruff.info [PDF; 2,7MB; abgerufen am 7. November 2022]).
John Leslie Jambor, Ernst A. J. Burke: New mineral names. In: American Mineralogist. Band74, 1989, S.1399–1404 (englisch, rruff.info [PDF; 615kB; abgerufen am 7. November 2022]).
Daniel Atencio, Raphael Hypolito: Fosfatos e silicatos secundários de urânio de Perus, São Paulo. In: Revista Brasileira de Geociências. Band24, Nr.1, 1994, S.43–51, doi:10.25249/0375-7536.19944351 (portugiesisch, researchgate.net [PDF; 369kB; abgerufen am 7. November 2022]).
↑ abcde
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↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.526 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdef
Chernikovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52kB; abgerufen am 7. November 2022]).
↑ abcChernikovite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. November 2022 (englisch).
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Virginia Ross: Studies of uranium minerals (XXI): synthetic hydrogen-autunite. In: American Mineralogist. Band40, 1955, S.917–919 (englisch, rruff.info [PDF; 171kB; abgerufen am 8. November 2022]).
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Igor V. Pekov: Minerals first discovered on the territory of the former Soviet Union. 1. Auflage. Ocean Pictures, Moscow 1998, ISBN 5-900395-16-2, S.60, 298, 360.
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