Nach einer kurzen Zeit Mitte der 1960er Jahre beim Cannonball Adderley Sextet gründete er zusammen mit den späteren Jazzstars Keith Jarrett, Cecil McBee und Jack DeJohnette sein eigenes Quartett. Nach Tourneen in Europa (einschließlich des damaligen Ostblocks) und Auftritten auf dem Newport und dem Monterey Jazz Festival[2] wurde das Quartett aufgrund geschickten Marketings und breit gefächertem Repertoires extrem populär.[3] Die Musik des Quartetts erreichte ein Publikum auch über den Jazz hinaus und ermöglichte ihm beispielsweise einen Auftritt im Fillmore West, wo sonst fast ausnahmslos bekannte Größen aus der Rockmusik gastierten. Anstelle von McBee war bereits 1967 Ron McClure Mitglied des Quartetts geworden, das sich 1969 auflöste. Lloyd zog sich – abgesehen von vereinzelten Aufnahmen (teilweise zusammen mit Musikern der Beach Boys) – aus der Szene zurück und arbeitete als Lehrer für Transzendentale Meditation.
In den 1980er Jahren überzeugte ihn Michel Petrucciani zu einer Rückkehr ins Musikgeschäft. Nach erfolgreichen Platten mit Petrucciani für das Elektra-Label und Blue Note Records wechselte Lloyd Ende der 1980er Jahre zu ECM. Dort spielte er zunächst teilweise mit skandinavischen Musikern aus dem ECM-Stamm zusammen. Seit 1999 arbeitet er wieder üblicherweise mit rein amerikanischen Bands, in denen er mit Musikern wie z. B. Billy Higgins, Ralph Peterson, Geri Allen, Larry Grenadier, Brad Mehldau, Jason Moran oder Eric Harland zusammenspielte. Seit 2007 besteht sein New Quartet mit Jason Moran, Reuben Rogers und Eric Harland; daneben tritt er auch in anderen Konstellationen auf.
Lloyd vermag auf dem Saxophon und auf der Querflöte virtuos und zugleich sehr einprägsam zu spielen. Auf dem Tenorsaxophon beispielsweise sind die Einflüsse von Lester Young und Coleman Hawkins mit der hymnischen Haltung von John Coltrane geschickt und unterhaltsam verknüpft.[4] Daneben setzt er gelegentlich auch das Taragato und die Gyaling, die tibetische Form der Oboe, ein. „Coltrane hat das Element der Spiritualität in die Musik eingebracht. Das hat mich geprägt,“ bekannte der Saxophonist in einem Interview.[5]
Der Film Charles Lloyd: Arrows Into Infinity (2012) folgt der langen und glanzvollen Karriere von Charles Lloyd.
Live in Kopenhagen 11. Juli 1983, mit Michel Petrucciani (Piano), Palle Danielsson (Bass), Woody Sonship Theus (Schlagzeug) sowie Bobby McFerrin (Gesang)
↑New Surge for a Tired, Old Idiom. LIFE 9. Juni 1967, S. 15
↑Mit seinem dort aufgenommenen Album Forest Flower, das mehr als eine Million Mal verkauft wurde, brachte Lloyd dem Publizisten Tom Conrad zufolge „die Avantgarde-Freiheiten, impressionistische Harmonien, Elemente von dem, was wir heute Weltmusik nennen, und Variationen auf Rock-Rhythmen zusammen. Die Mischung wirkte auf ihr Publikum wie ein Sirenen-Ruf.“ Zit. nach Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Band 2. Reinbek 2002