Der Verfassungsschutz präparierte einen gestohlenen Mercedes SL mit Munition und gefälschten Pässen, darunter auch einem Pass mit dem Foto von Debus. Vordrucke und Dienstsiegel stammten aus Einbrüchen bei Behörden. Fahrer des Fahrzeugs war ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes. Das Fahrzeug war ursprünglich im Januar 1978 bei einer Polizeikontrolle in Salzgitter sichergestellt worden, wobei sich dessen Fahrer durch Flucht der Überprüfung entzogen und das Auto zurückgelassen hatte.
Zur Durchführung des Anschlags hatte der Verfassungsschutz zwei Kriminelle – Klaus-Dieter Loudil und Manfred Berger – angeworben. Am 25. Juli 1978 wurde die Bombe gezündet und verursachte nur geringen Sachschaden. Zu einem Ausbruch kam es nicht. Loudil wurde später den Medien als Tatverdächtiger präsentiert.
Diskussion über die Arbeit des Privatdetektivs Werner Mauss
Die Tagesschau sendete am 9. Oktober 1989 einen Beitrag von Jochen Graebert über den Bericht des Untersuchungsausschusses zum Celler Loch.[3] Graebert berichtete, dass sich die Ausschussmitglieder bei der Bewertung der Rolle der V-Männer uneinig gewesen seien. Zur Rolle von Werner Mauss sagte er: „Einig ist man sich nur darüber, dass der Privatdetektiv Mauss Konzepte und fingierte Aktionen der V-Männer unkontrolliert selbst bestimmen konnte.“[3] Im Anschluss kommentiert Heiner Herbst „Im Übrigen stimmen in der Bewertung dessen Arbeit die Ausschussmitglieder zu erheblichen Teilen überein, indem sie nämlich festgestellt haben, dass hier bei dieser Arbeit es doch manchmal zu erheblichen Rechtsverstößen gekommen ist, und dass hier Grund besteht Kritik zu üben.“ Mauss erwirkte folgende Gegendarstellung, die in der Tagesschau vom 13. November 1989 von Sprecher Werner Veigel verlesen wurde:[4]
„Die Tagesschau vom 9. Oktober 1989 hat über die Beendigung der Arbeit des Niedersächsischen Untersuchungsausschusses berichtet, der sich mit dem fingierten Sprengstoff-Attentat des Verfassungsschutzes befasst hat, das unter dem Stichwort ‚Celler Loch‘ bekannt geworden ist. In diesem Zusammenhang hieß es: ‚Einig ist man sich nur darüber, dass der Privatdetektiv Mauss Konzepte und fingierte Aktionen der V-Männer unkontrolliert selbst bestimmen konnte.‘ Hierdurch kann der Anschein entstehen, ich sei an Konzepten und fingierten Aktionen beteiligt gewesen, die mit dem sogenannten Celler Loch in Verbindung stehen. In Wirklichkeit habe ich mit diesen Konzepten und Aktionen nie etwas zu tun gehabt.“
– Gegendarstellung von Werner Mauss, von Werner Veigel in der Tagesschau verlesen[4]
Folgen für Debus
Der Verfassungsschutz hatte Ausbruchswerkzeug in Debus’ Zelle schmuggeln lassen, das bei der dem Anschlag folgenden Durchsuchung gefunden wurde und die Tatbeteiligung von Debus beweisen sollte.
Als weiterer Beweis wurde das sogenannte Dellwo-Papier veröffentlicht, das angeblich vom RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo stammte (Dellwo bestritt dies), in dem es heißt, dass „durch Anschläge auf den äußeren Bereich von Vollzugsanstalten“ eine „Zusammenlegung einsitzender Terroristen zu Interaktionsgruppen“ erreicht werden solle.[5]
1979 wurde Debus in die JVA Hamburg-Fuhlsbüttel verlegt. Dort beteiligte er sich, nachdem Anträge auf Hafterleichterungen mit Hinweis auf den Sprengstoffanschlag abgelehnt worden waren, im Februar 1981 an einem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF, der am 16. April 1981 zu seinem Tode führte.
Am 28. Januar 1989 wurde der später mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnete Dokumentarfilm Das Celler Loch von Herbert Linkesch (Regisseur) und Rudi Reinbold (Produzent) erstmals ausgestrahlt.[6]
Im Juli 2015 wurde vor dem Gefängnis ein herausgetrenntes Stück der damaligen Mauer als Erinnerungsstück aufgestellt. In einen Edelstahlrahmen eingefasst, wurde ein aufbereitetes Stück der Betonmauer mit Celler Loch und einer Texttafel direkt vor dem JVA-Eingang aufgebaut.[7]
Rolf Cranzen: Aktion Feuerzauber.SWR2 Wissen 12. Oktober 2007, 27 min. Manuskript (RTF; 52 kB).
Christa Ellersiek, Wolfgang Becker: Das Celler Loch. Die Hintergründe der Aktion Feuerzauber. Galgenberg, Hamburg 1987, ISBN 3-925387-30-7.
Butz Peters: Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF. Argon, Berlin 2004, ISBN 978-3-87024-673-0, S. 659 f., Endnote 375, S. 807 f.
Eckart Spoo: Die Staatsbombe. Wie Niedersachsens Regierungschef Ernst Albrecht den Terrorismus bekämpfte. In: Georg M. Hafner, Edmund Jacoby (Hrsg.): Die Skandale der Republik. Büchergilde Gutenberg, Frankfurter am Main, 1989, ISBN 978-3-7632-3641-1; Neuausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1992, ISBN 978-3-499-19187-9, S. 285–293.
↑Rolf Cranzen: Aktion Feuerzauber. (RTF; 52 kB) 12. Oktober 2007, S. 4f., archiviert vom Original am 5. November 2012; abgerufen am 10. November 2024 (27 min.).