Caroline Kempter war die Tochter des Max Josef Kempter und seiner Frau Caroline, geb. Rief. Die Eheleute besaßen in Illertissen ein Gut und die Gastwirtschaft „Hirsch“. Als Tochter aus wohlhabendem Haus wählte sie nicht den im 19. Jahrhundert vorgegebenen Weg einer gutsituierten Ehefrau und Mutter, sondern konnte sich durch Ausbildung, selbständige Arbeit und Durchsetzungsvermögen eine eigenständige Karriere als freischaffende Künstlerin in München aufbauen. Ihr Leben ist beispielhaft für die frühe Emanzipationsgeschichte der Frauen im späten 19. Jahrhundert gegen den Widerstand der bestehenden Gesellschaftsordnung.
Von 1899 bis 1904 unterrichtete sie als Lehrerin an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins München die Fächer Blumen, Landschaften und Stillleben. Zusätzlich führte sie eine eigene Privatschule mit Atelier. Mit ihren Schülern reiste sie im Sommer zunächst an den Starnberger See, von 1916 bis 1925 im Sommer und Herbst nach Landsberg am Lech.
Als freischaffende Künstlerin schuf Kempter Landschaften (überwiegend oberbayerische Motive), Blumenstücke und Stillleben. Sie malte in Öl und Aquarell, schuf Zeichnungen und in ihren letzten Lebensjahren auch farbige Holzschnitte. Zwischen 1889 und 1922 nahm sie häufig an Ausstellungen im Münchner Glaspalast teil. Sie beschickte unter anderem auch die Große Berliner Kunstausstellung (1891, 1897), die Bremer Kunstausstellung (1891) und eine Ausstellung der Münchner Sezession (1912).
Caroline Kempter starb im Alter von 69 Jahren in Illertissen und wurde auf dem dortigen Waldfriedhof begraben, wo ihre Grabstätte erhalten ist. Ihr Grabstein trägt die Inschrift „Caroline Kempter, Kunstmalerin“.
Ehrungen und Gedenken
Der Caroline-Kempter-Weg in Illertissen wurde nach ihr benannt.[2]
Das Heimatmuseum Illertissen zeigt seit seiner Neukonzeption 2018 im „Kempter-Kabinett“ Werke und persönliche Gegenstände von Caroline Kempter.[3]
Werke (Auswahl)
Blühender Garten, Öl auf Leinwand
Landschaft, Öl auf Leinwand
Weisse Rosen, Öl auf Leinwand
Blumenstillleben mit Büchern, Öl auf Leinwand (Link zum Bild)
Beate Sauerbrey: Caroline (Lina) Kempter (1856-1925), eine vergessene Illertisser Persönlichkeit. Aufsatz in mehreren Teilen in der Jahresschrift „Der Heimatfreund“ des Vereins für Heimatpflege Illertissen und Umgebung e. V.
1. Teil: Von der Bürgerstochter zur freischaffenden Kunstmalerin in München (Nr. 22, Oktober 2009)
2. Teil: Von der Studentin an der kgl. Kunstgewerbeschule zur freischaffenden Künstlerin (Nr. 23, Oktober 2010)
3. Teil: Von der freien Künstlerin zur Lehrkraft an der Damenakademie in München (Nr. 24, Oktober 2011)
4. Teil: Die eigene Malschule (Nr. 25, Oktober 2012)
5. Teil: Die letzten Jahre. Abschluss und offene Fragen (Nr. 26, Oktober 2013)
Erinnerungsblatt Lina Kempter. In: Anton Kanz: Tüssen. BoD, 2020, S. 494 (Digitalisat)