Die Bunte Kronwicke ist eine ausdauernde krautige Pflanze.[3] Die niederliegenden bis aufsteigenden Stängel sind kantig und 30 bis 60, selten bis zu 120 Zentimeter lang.[1]
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in kurzen Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die unpaarig gefiederte Blattspreite enthält vier bis, meist sechs bis zwölf Paare von Fiederblättchen. Die Fiederblättchen sind bei einer Länge von 0,5 bis 2 Zentimetern länglich-eiförmig und enden in Spitzchen.[1] Es sind Nebenblätter vorhanden.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht je nach Standort von Mai bis September, meist von Juni bis August[3]. Auf einem relativ langem Blütenstandsschaft sind 5 bis 20 Blüten sind in einem kopfigen, doldenförmigenBlütenstand angeordnet.[1] Eine Anzahl von 20 Blüten wurde schon von Linné bei der Erstveröffentlichung angegeben.[4]
Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der grüne Kelch ist weitglockig. Die rötlich-lilafarbene und weiße Blütenkrone[1] hat die typische Form eine Schmetterlingsblüte.[3] Die Fahne ist rosafarben, das Schiffchen weiß mit dunkelviolettem oberen Ende.[1] Die Flügel sind weiß.
Die aufrechte Hülsenfrucht ist bei einer Länge von 2,5 bis 5 (2 bis 8) Zentimetern schmal-linealisch, vierkantig mit hakig gebogenem Schnabel und durch drei bis sechs Einschnürungen schwach gegliedert.[1]
Die Bunte Kronwicke ist ein ausdauernder Hemikryptophyt[3] und eine Schaftpflanze. Sie ist erst ab dem 2. Jahr blühfähig. Die Blätter zeigen eine Nyktinastie: Sie werden zur Nacht hin in eine "Schlafstellung" nach oben geklappt.[6] Die Bunte Kronwicke ist ein Tiefwurzler und bildet Wurzelknöllchen durch Symbiose mit Stickstoff bindenden Bakterien der Gattung Bradyrhizobium. Die Bunte Kronwicke bildet bis in 90 Zentimeter Bodentiefe ein ausgedehntes Wurzelsystem und wird zu den Rohboden-Pionierpflanzen gerechnet. Vegetative Vermehrung erfolgt durch wurzelbürtige Sprosse, also durch Wurzelbrut.
Die Blüten sind „Pollen-Schmetterlingsblumen“ mit Pumpeinrichtung.[6] Im Gegensatz zu anderen Fabaceen mit einem freien Staubblatt wird in der Blüte kein Nektar abgesondert, wohl aber an der fleischigen Außenseite des Kelches.[6]Bestäuber sind Honigbienen und andere Hautflügler.[6] Die Blüten sind selbststeril.[3]
Die Früchte sind bei der Reife senkrecht stehende Bruchfrüchte. Sie sind zwischen den Samen durch sekundäre Trennwände eingeschnürt und zerfallen in vier bis zehn einsamige, nussartige, 4 bis 5 mg schwere Glieder. Es handelt sich hier also um Bruchhülsen. Die spezifisch leichten Teilfrüchte können herunterfallen und eine Schwerkraftausbreitung bewirken oder sie werden durch starke Winde fortgetragen. Auch eine Ausbreitung als Wasserhafter ist möglich.
Diese kalkliebende Pflanzenart gedeiht in Mitteleuropa in trockenen Wiesen, Wald- und Gebüschsäumen, Rainen, Steinbrüchen und Bahndämmen. Sie gedeiht auf basenreichen, neutralen bis milden Böden und ist eine Charakterart der Ordnung Origanetalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Mesobromion, Onopordion oder der Ordnung Agropyretalia vor.[5] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil im Gfällwald oberhalb Hägerau bis zu einer Höhenlage von 1400 Metern auf.[7]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[1]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Coronilla varia durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 743.[4] Die Neukombination zu Securigera varia(L.) Lassen wurde 1989 durch Per Lassen in Svensk Botanisk Tidskrift, Band 83, S. 86 veröffentlicht. Synonyme Securigera varia(L.) Lassensind Coronilla haussknechtiiBoiss. und Coronilla hirtaBoiss.[8]
Diese Art wurde früher der Gattung Coronilla zugeordnet. Um die verwandtschaftliche Beziehung besser darzustellen, wurden einige Arten im letzten Jahrhundert der monophyletischen Gattung Securigera zugeordnet.
Giftigkeit
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Alle Pflanzenteile, davon besonders die Samen, sind giftig.
Hauptwirkstoffe sind Coronilla-Glykoside mit digitalisartiger Wirkung und Psoralen.
Das junge Kraut wird von Schafen gern gefressen; bei Beginn der Fruchtreife wird die Pflanze aber von allen Haustieren gemieden.[6]
Trivialnamen
Für die Bunte Kronwicke bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Beilkraut (Schlesien), Giftwicki (Schweiz), Klaft (Österreich), Kronwicke (Schlesien, Schwaben), Peltschen (Schwaben), Schaflinse (Schlesien, Bern), Falsche Sparsette (Schweiz) und Bunte Vogelswicken.[9]
Literatur
Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.605.
↑ abcdeGustav Hegi, Helmut Gams: Familie Leguminosae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, Band IV, Teil 3, Seite 1473–1475. Verlag Carl Hanser, München 1964.
Securigeravaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 23. Juli 2021.