Bridge International Academies

Bridge International Academies (BIA) ist ein Unternehmen zum Betrieb von profitorientierten Vorschulen und Primarschulen in Entwicklungsländern, vor allem in Afrika.

Geschichte

2008 wurde Bridge International Academies im kenianischen Nairobi von dem US-amerikanischen Ehepaar Shannon May und Jay Kimmelmann und dem kanadisch-schweizerischen Phil Frei gegründet. Kimmelmann war zuvor Software-Unternehmer. Ziel des Unternehmens ist der Betrieb von Schulen mit niedrigen Betriebskosten und Schulgebühren. Dabei kommt einheitliche Software zum Einsatz. 2009 wurde die erste BIA-Schule in Mukuru kwa Njenga im Osten Nairobis eröffnet.[1]

2014 wurden zehn BIA-Schulen in Kenia wegen mangelnder Qualität gerichtlich geschlossen. 2017 bestätigte ein anderes Gericht die Entscheidung.[2] 2016 verfügte die ugandische Regierung, dass zahlreiche BIA-Schulen schließen sollten – BIA weigerte sich und klagte dagegen. Der High Court entschied zugunsten der Regierung.[3]

2015 zählte Shannon May beim Weltwirtschaftsforum zu den 15 women changing the world in 2015 („15 Frauen, die 2015 die Welt verändert haben“).[4]

Struktur

Das Unternehmen betreibt rund 500 profitorientierte Vor- und Primarschulen in Kenia, Uganda, Nigeria und Indien.[5] Auch von der Privatisierung von Primarschulen in Liberia profitiert BIA.[6] Im Jahr 2025 sollen rund zehn Millionen Schüler in zwölf Staaten durch BIA unterrichtet werden.[6] Der Unterricht ist extrem standardisiert. Die Instruktoren folgen per Tablet einem genau festgelegten Ablaufplan, der ihnen beispielsweise vorformulierte Fragen vorschreibt und Vorgaben zum Lehrerverhalten macht, etwa „Lauf in der Klasse umher!“ (scripted teaching).[7] Üblicherweise werden die Instruktoren sechs Wochen lang ausgebildet und erhalten dann ein um 30 % niedrigeres Gehalt als studierte Lehrkräfte.[3]

Besitzverhältnisse und Finanzierung

Zu den Anteilseignern von Bridge International Academies gehört der britische Medienkonzern Pearson, der das Programm als Möglichkeit sieht, in Afrika geschäftlich Fuß zu fassen. So erwarb er auch die Mehrheit an der CTI Education Group, die in Südafrika rund 9000 Studenten an zwölf Orten ausbildet.[8] Zu den weiteren Investoren gehören die US-amerikanischen Investmentfirmen NEA und Learn Capital.[9]

Das Programm wird unter anderem von der Chan Zuckerberg Initiative, von Bill Gates Investments,[10] vom staatlichen britischen Department for International Development[1] und der Internationalen Finanz-Corporation der Weltbank in großem Umfang gefördert.[11] Ein weiterer Geldgeber ist das Omidyar Network mit Sitz in Kalifornien, das sich als „menschenfreundliche Investmentfirma“ sieht.[12]

Kontroversen

Im August 2017 verfassten 174 NGOs aus 50 Ländern einen Appell an die Investoren, ihr Engagement für Bridge International Academies zu beenden.[13]

Eine im September 2017 vorläufig veröffentlichte Studie aus Liberia zeigt zwar einen etwas besseren Schulerfolg, listet aber zahlreiche Mängel auf, etwa eine erhebliche Zahl aus den Schulen verdrängter Lehrkräfte und Schüler, und kritisiert vor allem die hohen Durchschnittskosten von 663 bis 1050 US-Dollar je Kind und Jahr, während der Jahresetat für ein Kind an einer staatlichen Schule bei 50 US-Dollar liegt.[14]

Einzelnachweise

  1. a b Government promises crackdown as teachers push for ban on UK-backed private schools. standardmedia.co.ke vom 8. Dezember 2016 (englisch), abgerufen am 21. September 2017
  2. Court upholds Busia’s decision to close 10 Bridge International schools. The Star vom 18. Februar 2017 (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  3. a b ZCommunications » A controversial American school chain and the battle to teach Africa’s children. In: zcomm.org. Abgerufen am 17. August 2017 (englisch).
  4. 15 women changing the world in 2015. weforum.org vom 15. März 2015 (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  5. Geschichte (Memento des Originals vom 27. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bridgeinternationalacademies.com bei bridgeinternationalacademies.com (englisch), abgerufen am 15. September 2017
  6. a b Liberia turns to the private sector in controversial overhaul of failing schools. The Guardian vom 31. August 2016 (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  7. „Ein Affront gegen unsere Souveränität“. In: Erziehung und Wissenschaft. 07–08/2017, S. 32–33.
  8. Bridge International Academies in Kenya: quality schooling for less than $4 per day. africanbrains.net vom 15. März 2011 (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  9. World Bank peddling private for-profit schools in Africa disguised as aid. mintpressnews.com (englisch), abgerufen am 21. September 2017
  10. Liste von Investoren (Memento vom 24. September 2017 im Internet Archive) bei bridgeinternationalacademies.com (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  11. Education International (EI), Kenya National Union of Teachers (KNUT): Bridge vs. Reality. A study of Bridge International Academies’ for-profit schooling in Kenya. (englisch; PDF)
  12. Investment approach (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.omidyar.com omidyar.com (englisch), abgerufen am 20. September 2017
  13. 174 organisations worldwide call investors to cease support to Bridge International Academies. right-to-education.org (englisch), abgerufen am 22. September 2017
  14. New research commissioned by Liberian government confirms: Bridge International Academies are failing. right-to-education.org (englisch), abgerufen am 21. September 2017

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