Das Dorf liegt etwa einen Kilometer westlich des Hallwilersees am Rande des Seetals auf einer erhöht liegenden Terrasse. Dem Seeufer entlang erstrecken sich ausgedehnte Sumpfgebiete mit Schilfgürteln, die unter Naturschutz stehen. Der Aabach bildet die östliche Gemeindegrenze. Westlich des Dorfzentrums steigt das Gelände steil an hinauf zur Hochebene von Leutwil. Einen Kilometer südlich des Dorfes liegt die Ortschaft Alliswil.[6]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 241 Hektaren, davon sind 21 Hektaren bewaldet und 58 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 578 m ü. M. an der südwestlichen Gemeindegrenze, der tiefste auf 448 m ü. M. am Aabach. Nachbargemeinden sind Hallwil im Norden, Seengen im Nordosten, Meisterschwanden im Südosten, Birrwil im Süden, Leutwil im Westen und Dürrenäsch im Nordwesten.
Geschichte
Auf der Halbinsel Risi werden jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlungen vermutet. Die erste urkundliche Erwähnung von Bonoltswile erfolgte im Jahr 1220 im Urbar des Klosters Einsiedeln, das hier einen Meierhof zur Verwaltung für seine umfangreichen Güter in der Umgebung unterhielt. Der Ortsname stammt vom althochdeutschenBanwalteswilari und bedeutet «Hofsiedlung des Banwalt».[5] Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, übernahmen 1273 die Habsburger die Landesherrschaft und die Blutgerichtsbarkeit. Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit waren seit dem 13. Jahrhundert die Herren von Trostburg. Dieses Recht fiel Mitte des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft an die Herren von Reinach.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Boniswil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Das Dorf war Teil des Gerichtsbezirks Trostburg im Amt Lenzburg. Dieser Bezirk war von 1486 bis 1616 im Besitz der Hallwyler und gelangte danach ebenfalls an Bern. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Beim Franzoseneinfall im März 1798 entmachteten die Franzosen die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus, die 1803 aufgelöst wurde. Boniswil gehört seither zum Kanton Aargau.
Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Dorf zu einem wichtigen Umschlagplatz für die Baumwollindustrie. Mehrere hundert Spinner und Weber waren damals in Heimarbeit mit der Herstellung farbiger Tücher beschäftigt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Strohflechterei auf und verdrängte die Tuchweberei. Am 15. Oktober 1883 erhielt die Gemeinde einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, als die Seetalbahn den Abschnitt Lenzburg–Beinwil am See eröffnete. Im selben Jahr wurde die erste Zigarrenfabrik eröffnet, bald darauf folgten unter anderem eine Bonbonfabrik und drei Kistenfabriken. Das Nachbardorf Alliswil wurde 1898 auf Anordnung der Kantonsregierung eingemeindet. Bis zu Beginn der 1960er Jahre blieb die Bevölkerungszahl weitgehend konstant, seither hat sie sich aufgrund einer verstärkten Bautätigkeit verdoppelt. Boniswil entwickelte sich zu einer Wohngemeinde.
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Hügel stehende weisse Sumpfschnepfe mit gelbem Schnabel und schwarzen Beinen.» Bereits das Gemeindesiegel von 1811 zeigte eine Schnepfe, allerdings auf geradem Boden mit Sumpfgras. Später gab es eine Version, in der die Schnepfe von blauen Wellen umspült gezeigt wurde. Die heutige Variante wurde 1953 eingeführt.[8]
Bevölkerung
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[9]
Jahr
1764
1798
1850
1900
1930
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
Einwohner
253
398
695
580
665
653
688
809
944
1087
1316
1421
1520
Am 31. Dezember 2023 lebten 1751 Menschen in Boniswil, der Ausländeranteil betrug 17,8 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 43,7 % als reformiert und 19,0 % als römisch-katholisch; 37,3 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[10] 92,0 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,7 % Italienisch, 1,4 % Albanisch, 1,1 % Türkisch und 0,8 % Französisch.[11]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Boniswil gehört zum Friedensrichterkreis XII (Seon).[12]
Wirtschaft
In Boniswil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 240 Arbeitsplätze, davon 3 % in der Landwirtschaft, 35 % in der Industrie und 62 % im Dienstleistungsbereich.[13] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der näheren Umgebung (hauptsächlich in Seon und Lenzburg).
↑ abBeat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S.97–98.
↑Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 20. Mai 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
↑Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juni 2019; abgerufen am 21. Juni 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch