Die Biblioteca Angelica liegt in Rom an der Piazza Sant’Agostino direkt neben der Kirche Sant’Agostino in der Nähe der Piazza Navona. Sie trägt den Namen ihres Gründers Angelo Rocca (1546–1620), unter Papst Sixtus V. Leiter der Vatikanischen Druckerei und Titularbischof von Tagaste in Numidien, der seine private Büchersammlung von 20.000 Bänden zur Verfügung stellte.[1] Sie ist eine öffentlich zugängliche Forschungsbibliothek mit den Sammlungsschwerpunkten bei Schöner Literatur und Literaturgeschichte, Kirchengeschichte, vor allem Augustinus und die Geschichte der Augustinischen Orden, Reformation, Gegenreformation und Kontroverstheologie.[2]
1604 wurde die Bibliothek gegründet und am 23. Oktober 1614 als eine der ersten Bibliotheken überhaupt für die Allgemeinheit geöffnet.[3] Erster Bibliothekar bis 1620 war Fulgenzio Gallucci, später Generalprior des Ordens und Bischof von Boiano.[4] Die ältesten Bestände gehen zurück auf die Augustiner, die zahlreiche Schriften zur Reformation und zur Gegenreformation sammelten und die Bibliothek betrieben. 1661 erhielt die Bibliothek die Drucke aus dem Besitz des Lukas Holste, 1761 erwarb der General der Augustiner Vasquez für 30.000 Scudi die Bibliothek des Kardinals Domenico Passionei. Seit 1940 verwahrt die Angelica die Bibliothek der Accademia letteraria dell’Arcadia, die dort seither auch ihren Sitz hat.
Bereits seit der Eroberung Roms durch die Truppen des Königreichs Italien wird die Bibliothek vom Staat kontrolliert, seit 1975 untersteht sie dem italienischen Kulturministerium(Ministero della Cultura).
Bestände
Die Bibliothek umfasst heute ca. 200.000 bibliothekarische Einheiten in verschiedenen Sprachen, mehr als 100.000 gehören zum Altbestand Fondo Antico. Hinzu kommen 600 laufende Zeitschriften. Die Bedeutung der Angelica beruht auf den Sammlungen von Handschriften, Inkunabeln und frühen Drucken.
Unter den 2664 Handschriften[5] befinden sich elf arabische Codices. Eine der bekanntesten Handschriften ist der Codex Angelicus, eine griechische Bibelhandschrift aus dem 9. Jahrhundert. Vier Jahrhunderte später entstand das Exemplar von De balneis Puteolanis (Ang. lat. 1474), das über die Sammlung Passionei in die Bibliothek gekommen ist.[6] Ebenfalls über Passionei in die Bibliothek gekommen ist Ms. 1102, eine illuminierte Dantehandschrift des ausgehenden 14. Jahrhunderts, wohl in Bologna entstanden.[7]Ms. 10 ist der Liber memorialis von Remiremont, ein im 9. Jahrhundert begonnenes Memorialbuch und bis gegen 1200 in Remiremont benutzt und aktualisiert. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist der Codex in der Angelica nachweisbar, sein zwischenzeitlicher Verbleib und sein Weg nach Rom lässt sich nicht rekonstruieren.[8]
Giulia Bologna: Manoscritti e miniature. Il libro prima di Gutenberg. Milano 1988, S. 180
Alfredo Serrai: Angelo Rocca fondatore della prima biblioteca pubblica europea (nel quarto centenario della Biblioteca Angelica), Edizioni Sylvestre Bonnard, Milano 2005, ISBN 88-86842-95-3
Chiara Faia: Libri mandati a ligare ... Conti e spese della Biblioteca Angelica ; uno studio del Libro dell'esito (1620–1701). Vecchiarelli, Manziana (Roma) 2008, ISBN 978-88-8247-235-1.
↑Dieses Datum nennt Bologna, Manoscritti e miniature S. 180. Die Seiten der Bibliothek, des Ministeriums und des Senats nennen nur das Jahr 1604 für die Gründung.
↑Die Zahl nach Bologna. Die Bibliotheksseite nennt „circa 3000 Bände“. Eine detaillierte Beschreibung der alten Bestandteile der Handschriftensammlung, auch vor und nach Rocca, bei Manus online
↑Informationen unter den Rarità bibliografiche. Möglicherweise wurde der Druck erst nach dem Umzug der beiden Deutschen nach Rom in Subiaco von dortigen Mönchen, die sich bei Sweynheym und Pannartz die nötigen Kenntnisse angeeignet hatten, zum Abschluss gebracht, alternativ gilt dies als letztes Werk, das von Sweynheym und Pannartz in Subiaco realisiert wurde.