Bernardo Rossellino

Bernardo Rossellino, Grabmal des Leonardo Bruni, 1444, Marmor und Rosso di Maremma, Kirche Santa Croce, Florenz

Bernardo Rossellino, eigentlich Bernardo di Matteo Gamberelli (* zwischen 1407 und 1410 wahrscheinlich in Settignano; † September 1464 in Florenz)[1] war ein vor allem in Florenz, Rom und Pienza tätiger Bildhauer und Baumeister der Renaissance.

Leben und Werke

Bernardo kam wie sein jüngerer Bruder Antonio Rossellino (1427/28–1479) und ihr Vater Matteo di Domenico del Borra aus einer Familie von Steinmetzen aus Settignano, einem Ort nordwestlich von Florenz, wo sich bekannte Steinbrüche befanden. Weder sein genaues Geburtsjahr noch sein Geburtsort sind überliefert. Bernardo war der zweite von vier Söhnen, die alle als Steinmetze tätig waren. Bereits im Alter von sieben Jahren wurde er bei einem unbekannt gebliebenen Meister in die Lehre nach Florenz geschickt. Aus seinen ersten Arbeiten lassen sich Einflüsse des Bildhauers Lorenzo Ghiberti erkennen. Beeinflusst wurde er aber auch von den Arbeiten des Donatello und von zeitgenössischen florentinischen Architekten.[1]

Von 1434 bis 1435 bearbeitete er in Arezzo eine Figurengruppe für die Fassade des Palazzo della Fraternita della Misericordia.[2] Zwischen 1444 und 1450 (vielleicht aber auch erst 1455 nach seiner Rückkehr aus Rom) arbeitete Bernardo im Auftrag der Stadt Florenz am Wandgrabmal des Florentiner Kanzlers Leonardo Bruni für die Franziskanerkirche Santa Croce.

Rom

Ab 1. Dezember 1451 arbeitete Bernardo Rossellino im Auftrag von Papst Nikolaus V. Parentucelli an der alten Peterskirche, für die einen umfassenden Plan zur Neugestaltung entwarf, und am päpstlichen Palast auf dem Vatikan. Möglicherweise war er dem Papst von Leon Battista Alberti empfohlen worden.

Florenz

Palazzo Rucellai, Fassade, ca. 1455(?)–1460er Jahre, Pietra forte, Florenz

Nach seiner Rückkehr nach Florenz stand er ab 1461 der Dombauhütte (Opera del Duomo) vor. Als Baumeister war Bernardo nachweislich am Umbau des Palazzo Rucellai (1446–1451) und der Haustein-Verblendung des Gebäudes mit einer von ihm selbst oder – nach Auffassung Giorgio Vasaris (Vita des Leon Battista Alberti, 1550)[3] – von Leon Battista Albertis entworfenen Fassadengestaltung beteiligt.[4]

Pienza

Palazzo Piccolomini und Kirche S. Maria Assunta, 1460er Jahre, Pienza

Von 1460 bis zu seinem Tod leitete Bernardo den Ausbau der südlich von Siena gelegenen Siedlung Corsignano zur Residenzstadt des Papstes Pius II. Piccolomini (1458–1464), die nach ihm den Namen Pienza erhielt. Das Projekt folgte den städtebaulichen Idealen dieser Jahre und sollte im Sinne seines humanistisch gebildeten Initiators und Finanziers Pius II. Piccolomini die Vorstellungen von einem wohlgeordneten Gemeinwesen ins Bild setzen.

Zu Bernardos wichtigsten Bauwerken in Pienza gehören der Palazzo Piccolomini, die Kirche S. Maria Assunta und das städtische Rathaus (Palazzo Comunale).[5] Die enge Verwandtschaft zwischen der Fassadengestaltung des Palazzo Piccolomini und des Palazzo Rucellai sorgte in der kunstwissenschaftlichen Forschung (Charles R. Mack,[6] Francis W. Kent,[7] Brenda Preyer,[8] Elisabeth Heil[9]) für intensive Diskussionen über die Zuschreibung und Datierung des Florentiner Palastes.

Viele der unter Bernardo Rossellinos Leitung neu errichteten bzw. äußerlich neugestalteten Gebäude erhielten Sgraffito-Dekorationen;[10] etwa fünfzehn Fassaden des 15. Jahrhunderts haben sich erhalten.

Literatur

  • Charles Randall Mack: The Rucellai Palace. Some new proposals. In: The art bulletin. Nr. 56, 1974, S. 517–529.
  • Anne Markham Schulz: The Sculpture of Bernardo Rossellino and His Workshop. Princeton 1975.
  • Luciana Finelli: L’umanesimo giovane: Bernardo Rossellino a Roma e a Pienza. Rom 1984.
  • Massimo Bulgarelli: Gamberelli, Bernardo, detto Bernardo Rossellino. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 52: Gambacorta–Gelasio II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1999.
  • Oronzo Brunetti, Rosario Pagliaro: Bernardino Rossellino tra Roma e Firenze. In: „Quaderni di storia dell’architettura e restauro“, 13/14 (1996), S. 5–35.
  • Andreas Tönnesmann: Pienza – Städtebau und Humanismus. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2013, ISBN 978-3-8031-2717-4.
  • Giorgio Vasari: Das Leben des Giuliano da Maiano, Antonio und Bernardo Rossellino, Desiderio da Settignano und Benedetto da Maiano. Neu ins Deutsche übersetzt von Victoria Lorini. Hrsg., kommentiert von eingeleitet von Sabine Feser und Christina Irlenbusch. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012, ISBN 978-3-8031-5057-8.
Commons: Bernardo Rossellino – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Massimo Bulgarelli: Gamberelli, Bernardo, detto Bernardo Rossellino. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 52: Gambacorta–Gelasio II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1999.
  2. Madonna della Misericordia. In: fraternitadeilaici.it. Abgerufen am 23. Februar 2024 (italienisch, englisch).
  3. Giorgio Vasari: Leben des Brunelleschi und des Alberti. Hrsg.: Matteo Burrioni. Wagenbach, Berlin 2012, ISBN 978-3-8031-5056-1.
  4. Charles Randall Mack: The Rucellai Palace. Some new proposals. In: The art bulletin. Nr. 56, 1974, S. 517–529, hier S. 520.
  5. Andreas Tönnesmann: Pienza. Städtebau und Humanismus. Klaus Wagenbach, Berlin 2013.
  6. Charles Randall Mack: The Rucellai Palace. Some new proposals. In: The art bulletin. Nr. 56, 1974, S. 517–529, hier S. 518–529.
  7. Francis William Kent: The Making of a Renaissance Patron of the Arts. In: Francis W. Kent, Nicolai Rubinstein, Alessandro Perosa (Hrsg.): Giovanni Rucellai ed il suo Zibaldone. A Florentine patrician and his palace. Band 2, 1981, S. 9–95, hier S. 41.
  8. Brenda Preyer: The Rucellai Palace. In: Francis W. Kent, Nicolai Rubinstein, Alessandro Perosa (Hrsg.): Giovanni Rucellai ed il suo Zibaldone. A Florentine patrician and his palace. Band 2, 1981, S. 155–225.
  9. Elisabeth Heil: Fenster als Gestaltungsmittel an Palastfassaden der italienischen Früh- und Hochrenaissance. In: Studien zur Kunstgeschichte. Nr. 92. Olms, Hildesheim / Zürich / New York 1995, ISBN 3-487-09959-4, S. 45–57.
  10. Andreas Huth: "Degli sgraffiti delle case..." Zur Geschichte, Technologie und Erhaltung von Sgraffito-Dekorationen in Italien. In: Angela Weyer, Kerstin Klein (Hrsg.): Sgraffito im Wandel / Sgraffito in Change. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0802-9, S. 94–111, hier S. 110.

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