Der von Georg Flemmig zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägte Begriff Bergwinkel[1] beschreibt bildlich diese Region, da hier das Tal der Kinzig fast rechtwinklig nach Südwest abbiegt, nachdem es südostwärts aus dem Quellgebiet kommt und sie fast ringsum von Berghöhen umgeben ist:
Als Bergwinkel wurde im Wörterbuch der deutschen Sprache von Joachim Heinrich Campe allgemein „ein Winkel zwischen Bergen, ein Thal, welches sich zwischen zwei Bergen in einen spitzen Winkel endet“ definiert.[2] Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm[3] erklärt Bergwinkel als „vallis angusta inter montes“ also nur als ein „enges Tal zwischen den Bergen“.
Der „Bergwinkel“ um Schlüchtern wird nicht gleichgesetzt mit dem „Schlüchterner Becken“.[4][5] Im Gegensatz zum definierten Begriff des Schlüchterner Becken als Naturraum 141.6[6] im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands[7] oder als Landschafts-ID 14104 (mit einer Fläche von 108 km²) in den Landschaftssteckbriefen[8] des Bundesamtes für Naturschutz bezieht Bergwinkel ohne eine klare Begrenzung das gesamte Umland von Schlüchtern mit ein.[9][10][11][12][13]
Geografie und Geologie
Orographisch bildet der Landrücken im Norden des Bergwinkels einen Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide und trennt den Bergwinkel von der Fuldaer Senke. Geologisch spiel(t)en hier der Basalt als vulkanisches Gestein, Muschelkalk und Buntsandstein ebenso wie Braunkohle, Eisen- und Manganerze eine Rolle.[14] Politisch befinden wir uns an der früher hier verlaufenden Grenze zwischen dem Hochstift Würzburg, der Fürstabtei Fulda und der Grafschaft Hanau.[15]
Flora und Fauna
Im Bergwinkel wird eine große Zahl an Schutzgebieten, in erster Linie als Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz (NSG) und/oder Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) ausgewiesen.[16] Weitere Flächen sind als national bedeutsame Flächen für den Biotopverbund erfasst.[17][18]
Wilhelm Praesent (Hrsg.): Bergwinkel-Chronik. Zeittafel und Bilderbuch zur Geschichte des Kreises Schlüchtern. Zusammengest. u. hrsgg. im Auftr. d. Heimatbundes Schlüchtern. Schlüchtern: Verlag des Heimatbundes 1929
Wilhelm Praesent (Hrsg.): Bergwinkel-Geschichten. Sagen, Volksglaube, Legenden, Märchen, Schwänke und Anekdoten aus der Schlüchterner Gegend. H. Steinfeld Söhne, 1931 und 1954
Otto Rabenstein und Hans Möller: 1000 Jahre Schlüchtern 993-1993. Ein historisches Lesebuch, 1. Auflage, herausgegeben von der Stadt Schlüchtern, Druckerei Schneider Schlüchtern, 1993
Einzelnachweise
↑Hans-Wolfgang Bindrim in "Sluohderin - Schlüchtern 993 - 1993", Wissenschaftliche Beiträge zur Kloster- und Stadtgeschichte im Jubiläumsjahr", Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Bergwinkel e.V. Schlüchtern, S. 106, Schneider Schlüchtern 1994
↑Brigitte Schwenzer: Die naturräumlichen Einheiten, Herausgegeben vom Institut für Landeskunde, auf Blatt 140 Schweinfurt, Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Selbstverlag Bad Godesberg, 1968
↑Der 1978 gegründete Heimat- und Geschichtsverein Bergwinkel e.V. schreibt auf seiner Webseite: „Der Wirkungsbereich des Vereins umfaßt ausdrücklich nicht nur die Stadt Schlüchtern, sondern auch ihr gesamtes Umland, den „Bergwinkel“, ohne feste Begrenzung.“
↑„… Abweichungen gibt es auch im Norden, denn der Bergwinkel wird Bezug nehmend auf die naturräumliche Gliederung der Bundesrepublik Deutschland (Meynen & Schmithüsen 1955) als Schlüchterner Becken integriert …“ auf spessartprojekt.de
↑Der Bergwinkel-Bote: Inhaltsverzeichnis 1955-2023 entstand ursprünglich 1914 als „Schlüchterner Heimatbote“ für den ehemaligen Landkreis Schlüchtern. Ab 1955 wurde die Publikation unter der Bezeichnung „Bergwinkel-Bote“ wieder aufgegriffen.
↑Erläuterungen im Flyer der „Spessartspuren - Spazierwandern in Schlüchtern“
↑„… Das Schlüchterner Land im Bergwinkel ist Huttensches Land. Auf Schritt und Tritt begegnen wir den steinernen Zeugen jener Zeit, in der Ulrich von Hutten auf der Steckelburg bei Schlüchtern geboren wurde …“ in der Fuldaer Zeitung, Ausgabe vom Mittwoch, 27. September 1939, abgerufen am 20. August 2023
↑Königliches Oberbergamt im "Amtsblatt der Regierung in Kassel", No. 9, S. 52, 13. Februar 1869