Der im historischen Stadtteil Dorotheenstadt gelegene Platz gliedert sich in eine kleinere Grünfläche östlich und in eine größere Freifläche westlich der Oper. Er bildet die Mitte des ab 1740 von Friedrich dem Großen geplanten und von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ausgeführten Forum Fridericianum.
Grünfläche
Den östlichen Teil des Platzes bildet eine Grünfläche, die um 1740 als privater Garten des Prinzessinnenpalais („Prinzessinnengarten“) im Verlauf des zugeschütteten Festungsgrabens angelegt wurde. Die mit Bäumen bepflanzte und von einer Mauer umgebene Grünfläche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach in den Platz eingegliedert. Beim Wiederaufbau des Prinzessinnenpalais wurde sie 1964 von Rolf Rühle als öffentlicher Garten des Operncafés („Operngarten“) neu angelegt und zuletzt 2002 von Birgit Hammer umgestaltet.
Freifläche
Den westlichen Teil des Platzes bildet eine Freifläche, die um 1740 als Teil des Forum Fridericianum angelegt wurde, dem von Friedrich dem Großen zunächst größer geplanten und dann von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff kleiner ausgeführten „Residenzplatz ohne Residenz“.[1] An den Rändern wurden die Königliche Oper, die katholische Hedwigskirche, die Königliche Bibliothek, das Palais des Markgrafen von Schwedt und das Palais des Prinzen Heinrich errichtet. Das barocke Palais des Markgrafen von Schwedt wich im Jahr 1834 schließlich dem klassizistischen Palais des Prinzen Wilhelm, der 1861 zum König von Preußen und 1871 zum Deutschen Kaiser aufstieg.
Im Jahr 1845 ließ Friedrich Wilhelm IV. den Platz von Peter Joseph Lenné zur Grünfläche umgestalten und mit Sträuchern bepflanzen. In der Mitte wurden 1895 das Kaiserin-Augusta-Denkmal von Fritz Schaper errichtet und 1914 die Zufahrtsrampe des Lindentunnels gebaut. Durch diese Maßnahmen ging die Wirkung des als Architekturplatz konzipierten Stadtraumes weitgehend verloren.[2]
Im Jahr 1928 ließen der Berliner Magistrat und die Preußische Staatsregierung den Platz anlässlich des Umbaus der Staatsoper von Eduard Fürstenau wieder zur Freifläche verwandeln. Dabei wurden das Kaiserin-Augusta-Denkmal in den Park Monbijou versetzt und die Zufahrtsrampe des Lindentunnels zurückgebaut.[3] Die Fläche erhielt eine Pflasterung mit 51 × 51 cm großen Granitplatten in 5,20 m messenden Quadraten und dazwischen mit 10 × 10 cm kleinen Granitsteinen. Seitdem präsentiert sich der historische Opernplatz wieder wie zur Zeit Friedrichs des Großen als reiner Architekturplatz.[4]
Das Opernplatz-Areal war am 10. Mai 1933 Hauptschauplatz der durch die Deutsche Studentenschaft in Deutschland geplanten und durchgeführten Bücherverbrennungen. In Berlin verbrannten etwa 70.000 Studenten, Professoren und Mitglieder der SA und SS Bücher von als „undeutsch“ bezeichneten Autoren, darunter Schriften von Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann, Karl Marx und Kurt Tucholsky. Kästner hatte sich unter die fanatisierten Zuschauer begeben, er „hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen, abgefeimten Lügners [Anm.: gemeint ist Propagandaminister Joseph Goebbels]. Begräbniswetter hing über der Stadt“.[5]
Die historische Bebauung erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Schäden. Beim Wiederaufbau des Ost-Berliner Stadtzentrums wurden die Gebäude am Platz unter Bewahrung der historischen Fassaden, zum Teil nach ihrer Entkernung, rekonstruiert. Das Bauensemble rund um den Platz steht unter Denkmalschutz.
Von 1928 bis 1990 diente die Freifläche hauptsächlich als Parkplatz. Seit Dezember 2004 befindet sich unter dem Bebelplatz eine Tiefgarage mit zwei Untergeschossen für 462 Fahrzeuge mit direktem Zugang zur Staatsoper Unter den Linden. Von dem Verbindungsgang führt eine Tür zum verbliebenen Teil des Lindentunnels,[6] dessen Westrampe sich von 1916 bis 1926 zwischen Opernhaus und Kommode befand.[7] Die in den 2000er Jahren erfolgte Verengung des Boulevards Unter den Linden, der sich in diesem Bereich zu einer überbeanspruchten Autostraße entwickelt hatte, soll dazu beitragen, den historischen Stadtraum Forum Fridericianum wieder aufzuwerten. Im Jahr 2006 eröffnete im Süden des Platzes das exklusive Rocco Forte Hotel de Rome.
Benennungen
Nach Fertigstellung der Königlichen Oper 1743 erhielt er den Namen Platz am Opernhaus und umfasste die Fläche zwischen Oper und Kommode, vom Prinz-Heinrich-Palais bis zur St.-Hedwigs-Kirche. In den Jahren 1845–1850 wurde der Platz zwischen Oper und Kommode nach Plänen von Peter Joseph Lenné begrünt[8] und erhielt den Namen Opernplatz. Die Fläche nördlich der Oper hieß weiterhin Platz am Opernhaus.[9] Im Jahr 1910 erfolgte die Umbenennung in Kaiser-Franz-Joseph-Platz nach dem österreichischen KaiserFranz Joseph I.[10] Am 31. August 1947 wurde der Platz nach August Bebel (1840–1913) benannt, dem Mitbegründer und Führer der deutschen Sozialdemokratie.[11] Die Bezeichnung August-Bebel-Platz wurde später zu Bebelplatz verkürzt. Über alle Umbenennungen hinweg wurde und wird der Platz umgangssprachlich Opernplatz genannt.
Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Denkmäler ab 1942 in gemauerten Einhausungen, die bei Scharnhorst und Bülow repräsentativ gestaltet waren.[15] Am Beginn der DDR-Zeit wurden 1950 alle Denkmäler anlässlich des ersten Deutschlandtreffens der Jugend entfernt. Die Sockel der Statuen Bülows und Scharnhorsts schmückten nun in Deutsch (Bülow) und Russisch (Scharnhorst) ein Lob- und Dankesspruch für Stalin.[16] Im Zuge der Rehabilitierung des preußischen Erbes wurden die ebenfalls abgebauten Bronzedenkmäler für Yorck, Blücher und Gneisenau 1964 im hinteren Bereich der Grünfläche neu aufgestellt.
Nach der Wiedervereinigung wurden 2002 im vorderen Bereich der Grünfläche auch die Marmordenkmäler für Scharnhorst und Bülow unter Verlust ihrer programmatischen Bezüge neu aufgestellt. In jüngerer Zeit fordern Bürgerinitiativen, Kunsthistoriker und Publizisten mit Verweis auf den Gestaltungswert der Schinkelzeit und auf Artikel 8 der Charta von Venedig, alle Denkmäler an ursprünglicher Stelle wieder aufzustellen.[17][18] Der Landesdenkmalrat lehnte dies 2017 mit Verweis auf den Gestaltungswert der DDR-Zeit und auf die Widmung der Neuen Wache jedoch ab.[19]
Am 20. März 1995 wurde das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung des israelischen Künstlers Micha Ullman eingeweiht. Durch eine gläserne Bodenplatte in der Platzmitte blickt man in einen unterirdischen Raum mit leeren, für etwa 20.000 Bücher (so viele wurden verbrannt)[20] Platz bietenden, weißen Bücherregalen aus Beton.
Die völkerverbindende Ausstellung der United Buddy Bears kehrte nach drei Jahren Welttournee nach Berlin zurück und präsentierte sich 2006 auf dem Bebelplatz weitläufig um dieses Mahnmal Versunkene Bibliothek.[21] Seit 2010 liegt von dem israelischen Autor Chaim Be’er auch die deutsche Übersetzung seines RomansBebelplatz vor, in dem der Platz und dieses Denkmal eine bedeutende Rolle spielen.[22]
↑Horst Fritzsche: Wegweiser zu Berlins Straßennamen, Mitte. Berlin 1995, ISBN 3-89542-073-5
↑Peter Bloch, Waldemar Grzimek: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert – Das klassische Berlin. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1994, S. 94.
↑Kirsten Otto: Berlins verschwundene Denkmäler. Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute. Lukas, Berlin 2020, ISBN 978-3-86732-357-4, S. 150–152.
↑Laurenz Demps: Die Neue Wache – Vom königlichen Wachhaus zur zentralen Gedenkstätte. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2011, S. 149.
↑„Werke der Bildhauerei, der Malerei oder der dekorativen Ausstattung, die integraler Bestandteil eines Denkmals sind, dürfen von ihm nicht getrennt werden; es sei denn, diese Maßnahme ist die einzige Möglichkeit, deren Erhaltung zu sichern.“ – Artikel 8 der Charta von Venedig (Weblink)
↑Ergebnisprotokoll Landesdenkmalrat (LDR), Sitzung am 6. Oktober 2017 (PDF)
↑Wolfgang Becker: Die gestörte Idylle des Platzes. Der öffentliche Raum und die moderne Kunst: ein Denkmodell. In: die waage, Zeitschrift der Grünenthal GmbH 36, 1997, Nr. 1, S. 38–44, hier: S. 42.
↑Dorothee Dubrau: Architekturführer Berlin-Mitte. Band 2. Berlin 2009, ISBN 978-3-938666-07-4, S. 1078–1079.