Monique Serf, die sich später Barbara nennt, wurde als Kind einer jüdischen Familie in Paris geboren. Ihr Vater, Jacques Serf (1904–1959), stammte aus dem Elsass, ihre Mutter, Esther, geborene Brodsky (1905–1967),[1] aus Odessa; sie waren seit dem 21. April 1927 verheiratet.[2] Monique ist ihr zweites Kind. Ein Bruder, Jean, wurde 1928 geboren, ein weiterer, Claude, 1942; ihre Schwester Régine kam 1938 zur Welt. Als Barbara zehn Jahre alt war, flüchtete die Familie aus dem von deutschen Truppen besetzten Teil Frankreichs und gelangte im Juli 1943 in die südostfranzösische Landgemeinde Saint-Marcellin im Département Isère. Dort musste sich Barbara bis 1944 vor dem Zugriff der Deutschen bzw. des mit Deutschland kollaborierendenVichy-Regimes verstecken. Nach der Befreiung Frankreichs, die sie in einer Pension in Le Vésinet (Département Yvelines) bei Paris erlebte, hörte ein Musiklehrer aus der Nachbarschaft sie singen und beschloss, ihr Talent zu fördern. Barbara erhielt Gesangs- und Klavierunterricht. 1947 immatrikulierte sie sich am Pariser Konservatorium und studierte beim Tenor Gabriel Paulet. Die Stimme bezeichnete Barbara später als ihr wichtigstes Instrument, als Ausdruck ihrer Seele. Klavier spielte sie nach Gehör, das sie u. a. am Jazz schulte und das ihr so in ihren Kompositionen teils ungewöhnliche Akkorde ermöglichte.[3]
Ihre ersten künstlerischen Gehversuche unternahm Barbara am Ende der 1940er Jahre im KabarettLa Fontaine des Quatre Saisons in Paris. Von 1950 bis 1952 lebte sie in Brüssel, wo sie in Künstlerkreisen verkehrte und vor Freunden Chansons von Édith Piaf, Juliette Gréco und Germaine Montero sang. Nach ihrer Rückkehr nach Paris lernte sie Jacques Brel und Georges Brassens kennen, mit deren Liedern sie fortan auftrat. Nebenbei schrieb sie auch eigenes Material, das sie während ihrer Auftritte vortrug. 1957 nahm sie in Brüssel ihre erste Single auf, die jedoch weitgehend unbeachtet blieb. Der Durchbruch kam 1964 mit der LangspielplatteBarbara chante Barbara. Mit Anne Sylvestre gilt Barbara als eine der ersten französischen Sängerinnen, die eigene Lieder vortrugen; bis dahin waren Frauen hauptsächlich als Interpretinnen männlicher Autoren in Erscheinung getreten. Als neu galt auch, dass sich eine Sängerin auf dem Flügel begleitet.[4] Die Schriftstellerin Marie Chaix, die so wie sie bittere Erinnerungen an den Vater hatte, wurde ihre persönliche Sekretärin.[5]
Im Jahr 1967 veröffentlichte Barbara eine Langspielplatte mit deutschen Versionen einiger ihrer Chansons (Barbara singt Barbara). Weitere deutsche Fassungen ihrer Lieder liegen von Walter Brandin vor. In den 1970er Jahren versuchte Barbara sich auch als Schauspielerin, doch blieb ihr auf diesem Gebiet ein großer Erfolg versagt.
Ihr letztes Studio-Album (Barbara) veröffentlichte sie 1996. In ihren letzten Lebensjahren setzte sich Barbara für den Kampf gegen AIDS ein. Gérard Depardieu, langjährig ein Freund der Künstlerin, trug Anfang 2017 in Paris Barbaras bekannteste Lieder in einer eigenen Show vor, die danach auf CD veröffentlicht wurde.[6]
Barbara heiratete 1953 in Brüssel-Ixelles den Arzt (nach anderen Angaben: den Juristen) Jean-Luc Sluys; die Ehe wurde 1956 geschieden.[7] Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit im Pariser Stadtteil Quartier des Batignolles und lebte von 1973 bis zu ihrem Tod infolge eines toxischen Schocks[8] in einem historischen Landhaus in Précy-sur-Marne. Sie hatte keine Kinder, ihre Schwester Régine lebt in Tel Aviv. Über die Jahre der Verfolgung im Zweiten Weltkrieg sprach Barbara in der Öffentlichkeit nie. Die Wahrnehmung ihrer jüdischen Abstammung als etwas, das man verstecken müsse, habe ihren Ausdruck geprägt, sie habe ihren Liedern das Geheimnisvolle gegeben, das einen großen Teil ihres Charmes ausmacht, erklärte sie.[3]
Nachruhm und Ehrungen
2001 würdigte die französische Post mit der Herausgabe einer Briefmarke zu 0,46 € die ungebrochene Popularität der verstorbenen Sängerin.
In Frankreich erschienen zahlreiche Biografien über sie, zudem zwei Dissertationen sowie weitere Bücher über Aspekte ihres Lebens und Werks. Von 2010 bis 2014 wurde fünfmal der von Staatspräsident François Mitterrand geschaffene „Prix Barbara“ für französische Nachwuchs-Sänger-Songschreiber verliehen.
Die Stadt Göttingen ehrte die Chansonsängerin mehrmals: Bereits zu Lebzeiten, am 24. April 1988, wurde Barbara die Ehrenmedaille der Stadt Göttingen verliehen; posthum, am 22. November 2002, wurde am Haus Geismarlandstraße 19, dem ehemaligen Spielort des Jungen Theaters, in dem Barbara aufgetreten war, eine Gedenktafel enthüllt.[9] Außerdem wurde am selben Tag im Göttinger Stadtteil Geismar die Barbarastraße[10] eingeweiht.
Am 19. Juni 2018 wurde eine neue Station der Pariser Métro nach ihr benannt. Die Station wurde im Jahr 2022 in Betrieb genommen.
RbbKultur sendete am 1. Juni 2020 das Doku-Porträt Die Frau in Schwarz: Die Chansonnière Barbara von Jean-Claude Kuner.[11] Der Autor verarbeitet darin neben eigenen Recherchen, darunter ein Interview mit der Schauspielerin Jeanne Balibar, die Barbara in dem französischen Biopic-Film Barbara (2017) darstellte, Material von Radio-Canada und dem Schweizer Sender RTS.[12]
Barbara, die Lady des französischen Chansons. (im Original Barbara – Chansons pour une absente) Dokumentation aus Archivmaterial, Regie Cyril Leuthy, Frankreich, 2016. 62 Min (Animationen Sébastien Laudenbach)
Autobiografie
Ende 2017 erschien im Wallstein Verlag (Göttingen) Barbaras unvollendete AutobiografieEs war einmal ein schwarzes Klavier … Unvollendete Memoiren. in deutscher Übersetzung[14], auf Französisch waren sie schon 1998 erschienen.