Es wurden vier Rennen ausgetragen, zwei für Amateure und zwei erstmals auch für Berufsfahrer. Als Disziplinen standen Fliegerrennen, heute Sprint, über 1 Meile sowie Steherrennen über 100 km (hinter unmotorisierten Mehrsitzer-Schrittmachern) auf dem Programm. Rund 60 Fahrer aus elf Nationen waren am Start. Ausrichter war die „International Cyclists Association“, eine Vorgänger-Organisation der UCI.
Da der Veranstalter, der Deutsche Radfahrer-Bund, darauf bestand, die Weltmeisterschaften dem 25. Jahrestag des deutschen Sieges über Frankreich im Jahre 1870 zu widmen, lehnten die französischen Fahrer eine Teilnahme ab; Fahrer anderer Nationen solidarisierten sich mit ihnen, darunter der für den Sprint favorisierte Italiener Gigi Pontecchi.
Überraschender Sieger im Steher-Rennen für Berufsfahrer wurde der erst 18-jährige Waliser Jimmy Michael. Bei der Entscheidung im Sprint der Berufsfahrer kam es zum Eklat: Zunächst gab es zu Unstimmigkeiten darüber, ob stehend oder fliegend gestartet werden sollte. Im Endlauf wiederum hielt der Amerikaner Banker einen Schatten für den Zielstrich und wähnte sich schon als Sieger, als der Belgier Protin an ihm vorbeifuhr und gewann. Versuche, diesen Endlauf wiederholen zu lassen, scheiterten jedoch, so dass Protin Weltmeister blieb.
Werner Ruttkus/Wolfgang Schoppe/Hans-Alfred Roth: Im Glanz und Schatten des Regenbogens. Ein Rückblick auf die Rad-Weltmeisterschaften im Rennsport, die seit 1895 in ganz Deutschland durchgeführt wurden, Berlin 1999