Von Morgan Stanley wechselte Wieandt 1998 zur Deutschen Bank. 2000 wurde er zum jüngsten Bereichsvorstand im Corporate Center ernannt. In seiner Funktion als Head of Corporate Development war er ab 2001 mit seinem Team zuständig für die Strategieentwicklung und die Durchführung von strategischen Transaktionen.[7] Seit 2003 war er zusätzlich Global Head of Corporate Investments.[8] In dieser Rolle trug er P&L-Verantwortung für das im Unternehmensbereich Corporate Investments gebündelte Beteiligungsportfolio der Bank mit einem Gesamtvolumen von mehreren Milliarden EUR.[3]
Hypo Real Estate
Im Oktober 2008 kündigte der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück an, dass der gesamte Vorstand der infolge der Finanzkrise ab 2007 in finanzielle Schieflage geratenen Hypo Real Estate ausgetauscht werde. Axel Wieandt wurde daraufhin auf Bestreben eines Konsortiums aus Finanzdienstleistern zum neuen Vorstandsvorsitzen der damaligen DAX-30-Aktiengesellschaft Hypo Real Estate Holding AG ernannt.[9] Am 25. März 2010 bot Axel Wieandt dem Aufsichtsrat der HRE seinen Rücktritt vom Amt des Vorstandsvorsitzenden an. Der Aufsichtsrat nahm das Angebot an und entband ihn von seinen Ämtern. Hintergrund waren laut HRE-Presseerklärung unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Geschäftsleitung zwischen dem Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin und dem Vorstandsvorsitzenden.[10] Der Spiegel bestätigt diese Unstimmigkeiten. Wieandt soll, so Der Spiegel, diese Streitigkeiten als Zumutung empfunden haben.[11] Nach Ansicht von Insidern forderte Wieandt mehr Freiheit gegenüber dem Staat als Alleinaktionär der Bank. Die Kernkapitalquote sollte nach seinen Vorstellungen über 10 Prozent gehalten werden, wohingegen der SoFFin-Chef Hannes Rehm einen „schonenden Umgang“ mit Steuermitteln versprach und auf eine Absenkung drängte. Das Manager Magazin zitiert den Aufsichtsrat der HRE, Wieandt habe einen „wesentlichen Anteil an der Stabilisierung und Neuausrichtung des Konzerns“ gehabt.[12] Eigendorf und Jost schreiben in Der Welt, Wieandt habe „Gute Arbeit bei [der] HRE geleistet“. Sie meinen, dass Wieandt darüber frustriert gewesen sei, „dass Entscheidungen zu lange dauerten und er bei der Bezahlung von Mitarbeitern zu wenig Freiraum hatte“.[13]
Rückkehr zur Deutschen Bank
Am 1. Juni 2010 kehrte Wieandt zur Deutschen Bank zurück. Er war als Managing Director im Corporate Center tätig und kümmerte sich um Integrationsprojekte.[14][15] Oliver Stock schrieb im Juli 2010 im Handelsblatt, dass Wieandt zukünftig als Vorstand den Verkauf der BHF-Bank managen werde, deren Geschäft sich zu sehr mit jenem der Deutschen Bank überschnitt. Stock nannte die Aufgabe wegen ihrer Schwierigkeit einen „Feuerwehreinsatz“ und bezeichnete Wieandt in diesem Zusammenhang als „Frankfurts Feuerwehrmann“.[16]
Eigendorf und Jost schrieben im September 2010, dass die Berufung von Axel Wieandt zum Chef der Deutsche-Bank-Tochter BHF-Bank überraschenderweise an Bedenken der zuständigen Mitarbeiterin der BaFin gescheitert sei und die Deutsche Bank daraufhin von einem formalen Antrag abgesehen hätte. Sie vermuteten dahinter eine „Retourkutsche“ gegen Wieandt.[13] BaFin-Präsident Jochen Sanio hat jedoch mögliche Einwände in einem persönlichen Gespräch mit Axel Wieandt in Bonn ausgeräumt und auch gegenüber der Presse bestätigt, dass „er keinen bankaufsichtsrechtlichen Grund sehe, warum Wieandt nicht für künftige Geschäftsleiterposten infrage komme“.[17]
Credit Suisse
Zum 1. Juli 2011 wechselte Axel Wieandt als Managing Director in den Bereich Investmentbanking der Credit Suisse Deutschland. Dort war er für die Betreuung von Finanzdienstleistern in Deutschland, Österreich, Skandinavien und weiteren Ländern sowie ausgewählten Kunden aus anderen Branchen zuständig.[18] Wieandt verließ die Credit Suisse bereits nach einem Jahr im Juni 2012.[19]
Valovis Bank
Am 26. Oktober 2012 wurde Axel Wieandt auf Bestreben der EdB zum Vorstandsvorsitzenden der Valovis Bank bestellt. Durch die notwendig gewordene Wertberichtigung von Griechenland-Anleihen im Dezember 2011 war die Bank in eine Schieflage geraten und musste vom Bundesverband deutscher Banken gestützt und übernommen werden. Damit übernahm Wieandt nach Einschätzung der Frankfurter Allgemeine Zeitung „einen schwierigen Sanierungsfall“.[20] Zum 30. Juni 2015 schied er aus dem Vorstand der Valovis Bank aus.[21]
Ehemalige Beratertätigkeiten
Von Dezember 2003 bis Juni 2010 war Wieandt Aufsichtsratsmitglied beim Kreditversicherer Atradius.[22] Im Februar 2011 wurde Wieandt Mitglied im Beirat von Aquila Capital. Diese Position hatte er bis Juni 2017 inne.[23] Im April 2017 wurde bekannt, dass Wieandt als Berater für die Corestate Capital Group tätig wird. Er leitete die Post Merger Integration und Repositionierung von Beteiligungen bei Corestate. Er unterstützte das Management bei der Vorbereitung der Akquisition der Hannover Leasing Gruppe.[24] Von Juli 2017 bis Januar 2022 war Wieandt Aufsichtsratsvorsitzender der Hannover Leasing Investment GmbH.[25]
Aktive Beratertätigkeiten
Im Juli 2016 wurde Wieandt vom Fintech Debitos in den Beirat berufen. Wieandt soll das Unternehmen dabei unterstützen, in Europa weiter zu expandieren.[26] Darüber hinaus ist er seit Oktober 2018 Berater bei der Exporo AG und seit September 2020 bei HPE Growth.[25] Bereits ab Oktober 2012 war Wieandt Mitglied des Advisory Boards von Auxmoney. Im Frühjahr 2021 teilte das Unternehmen mit, dass Wieandt in das neugegründete „Strategic Advisory Council“ von Auxmoney berufen wurde.[27]
Weitere Tätigkeiten
Seit 2002 ist Axel Wieandt als Lehrbeauftragter an der WHU tätig, an der er auch studierte. Seit Oktober 2004 lehrt er mit dem Titel eines Honorarprofessors die Fächer Betriebswirtschaftslehre und Bankwirtschaft an der WHU.[2] Darüber hinaus lehrt Wieandt als Lehrbeauftragter Bank Management an der Goethe Business School in Frankfurt am Main und hatte im Frühjahr 2016 als Adjunct Professor Finance einen Lehrauftrag für das Seminar „European Banking and the Financial Crisis“ an der J.L. Kellogg School of Management in Evanston/Illinois.[5] Axel Wieandt forscht zu den Themen Bank Management, Finanzintermediation, Finanzmarktaufsicht, Too-Big-To-Fail und digitale Vermögenswerte.[28]
Ebenfalls seit 2009 amtiert Wieandt als Chairman Europe, Middle East, Africa des Kellogg Alumni Council.[30]
Veröffentlichungen
Axel Wieandt ist Autor mehrerer Veröffentlichungen, insbesondere zu Banking- und Wirtschaftsthemen. Neben Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften verfasst Wieandt auch Artikel in deutschen überregionalen Zeitungen.[28]
Unfinished Business: Putting European Banks (and Europe) Back on Track, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3847107156
Aufsätze (ausgewählte Beiträge)
Contestable markets – ein Leitbild für die Wettbewerbspolitik? (mit Harald Wiese), in: ORDO, Band 44, 1993, S. 185–202.
Versunkene Kosten und strategische Unternehmensführung, in: ZfB, 64. Jg. (1994), H. 8, S. 99–116.
Innovation and the Creation, Development and Destruction of Markets in the World machine Tool Industry, in: Small Business Economics, Vol. 6, 1994, pp. 421–437.
Biotechnology: The emerging battlefield for US and Japanese pharmaceutical companies (mit Naseem Amin), in: Technology Analysis & Strategic Management, Vol. 6, No. 4, 1994, pp. 423–435.
Die Entwicklung von Märkten durch Innovationen, in: ZfbF, Heft 10, Oktober 1994, S. 852–870.
Deutsche Bank: Auf profitables Wachstum eingestellt (mit Michael Bachschuster), in: Sebastian Raisch, Gilbert Probst, Peter Gomez (Hrsg.): Wege zum Wachstum - Wie Sie nachhaltigen Unternehmenserfolg erzielen, April 2007, S. 218–233.
Neuausrichtung der Deutschland AG (mit Anna Magdalena Haslinger), in: Martin Glaum, Ulrich Hommel, Dieter Thomaschewski (Hrsg.): Internationalisierung und Unternehmenserfolg, November 2007, S. 339–359.
Herausforderung Klimawandel - Die Finanzmarktperspektive (mit Thorsten Peppler), in: Die Bank, Heft September 2008, S. 12–17.
Deutsche Pfandbriefbank als Immobilien- und Staatsfinanzierer, in: Immobilien & Finanzierung, Oktober 2009, S. 658–660.