Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten des Königreichs Thailand (Thai: กระทรวงการต่างประเทศ, krasuang kan tang prathet) ist die wichtigste Regierungsbehörde für die Beziehungen zwischen Thailand und dem Ausland.
Abteilung für südasiatische, Nahost- und afrikanische Angelegenheiten
Geschichte
Während der Zeit der Absoluten Monarchie wurden auch in Siam die Beziehungen zu anderen Ländern vom jeweiligen König gepflegt, der mittels verschiedenster Mittel die Außenpolitik beeinflusste. So versuchte Ramkhamhaeng von Sukhothai (reg. 1279 bis 1298) den Handel mit China durch Tribute in Gang zu bringen, die er regelmäßig an den Kaiser sandte. König Ramathibodi I. (reg. 1350 bis 1369) des mit Sukhothai rivalisierenden Königreichs Ayutthaya führte eine Verwaltungsreform durch, der dem König die zentrale Rolle für die in vier Abteilungen gegliederte Verwaltung zumaß: (1) Wiang (die lokale Verwaltung), (2) Wang (Hof), (3) Khlang (Schatzkammer) und (4) Na (Landwirtschaft). Phra Khlang (Thai: พระคลัง), also der Vorsitzende der Schatzkammer – und damit auch des Außenhandels, war in dieser Ordnung zuständig für die Außenpolitik, wobei der König deren Richtlinien bestimmte.
Blieb die erste Begegnung mit Europäern in Gestalt der Portugiesen im Jahre 1510 noch ohne größeren Einfluss auf den Lauf der Geschichte Siams, änderte sich dies im 17. Jahrhundert, als französische katholische Missionare ins Land gelassen wurden und danach trachteten, nach bewährtem Muster zunächst das Oberhaupt (König Narai, reg. 1648 bis 1688) und danach dessen Untertanen zu bekehren. Zu jener Zeit entsandten beide Länder Legaten, wie den Siamesen Kosa Pan an den Hof König Ludwigs XIV., der ein Bruder des Phra Khlang war.
Die Ausweitung des Handels, der ja meist über das Meer abgewickelt wurde, führte später zur Bildung der Unterabteilung des Khrom Tha (กรมท่า), die für die Verwaltung der Häfen des Reiches zuständig war. Doch kamen über das Meer nicht nur Kaufleute, sondern auch Gefahren in der Gestalt kolonialer Interessen europäischer Mächte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkamen. Siam unter den Königen Rama III. (reg. 1824 bis 1851) und Rama IV. (reg. 1851 bis 1868) konnte sich aus zunächst aus Händeln heraushalten, die England und Frankreich in Birma, Malakka, Laos, Kambodscha und Vietnam zur Bildung ihrer Kolonialreiche genutzt hatten. Die vollständige Niederlage des chinesischen Reiches gegenüber England führte zu der Erkenntnis, das Siam sich auf sich selbst verlassen müsste, um weiter unabhängig bleiben zu können.
1861 wurden erstmals Beziehungen zwischen deutschen Staaten (den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck) und Siam aufgenommen.[1] Bis 1875 blieben Phra Khlang und Khrom Tha unter derselben Führung, sodass also außenpolitische und wirtschaftliche Angelegenheiten gemeinsam behandelt wurden. Erst König Chulalongkorn (Rama V., reg. 1868 bis 1910) schuf ein modernes Außenministerium, für das offiziell seit 1885 Prinz Devawongse (เทวะวงศ์) zuständig wurde und bis zu seinem Tod 1923 blieb. Er gilt als Vater der modernen thailändischen Außenpolitik und führte das Land unter anderem durch die Krise, die durch den Pak-Nam-Zwischenfall ausgelöst wurde, die massiven Bedrohungen der nationalen Unabhängigkeit durch englische und französische Kolonialinteressen in Indochina und den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918)[2]. Er konnte die lange geltenden Vorrechte europäischer Staatsbürger (und deren kolonialer Untertanen in Südostasien) in einem langen Prozess zurückführen auf die heute üblichen zwischenstaatlichen Rechtsansprüche von Bürgern im Ausland.
Das Ministerium bestand ursprünglich aus sieben Abteilungen[3]:
Ministerbüro (Senabodi)
Abteilung des Untersekretärs
Übersetzungsbüro
Empfangsabteilung
Archiv
Rechnungsstelle
Diplomatische Abteilung
Konsularabteilung
Größere und kleinere Umorganisationen führten zu der heutigen Organisationsstruktur (siehe oben), darunter die Etablierung der Abteilung für den Völkerbund nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Nach dem Umsturz von 1932 war der König nur noch Oberhaupt gemäß der siamesischen und später thailändischen Verfassung, jedoch ohne absolute Gewalt. Die Richtlinien der Außenpolitik gingen demgemäß in zivile Gewalt über, unter anderem in die von Pridi Phanomyong.
Thailändische Außenminister
Eine Übersicht der thailändischen Außenminister[4]
Phraya Srisena (Srisena Sombatsiri) (1. August 1935 – 12. Februar 1936)
Pridi Phanomyong (12. Februar 1936 – 21. Dezember 1938), einer der führenden politischen Köpfe hinter dem Umsturz von 1932, der den Weg zur heutigen konstitutionellen Monarchie bereitete
Prinz Narathip Phongpraphan (Wan Waithayakon) (28. März 1952 – 23. April 1957, 1. Januar 1958 – 20. Oktober 1958), brachte Thailand in der Zeit des Kalten Krieges an die Seite des Westens
Thanat Khoman (10. Februar 1959 – 17. November 1971), vermittelte während des Vietnam-Krieges die Schaffung der SEATO und verschaffte der thailändischen Außenpolitik weltweiten Respekt