Armand Weiser entstammte einer gut situierten Kaufmannsfamilie mit kosmopolitischem Hintergrund. Sein Vater Max Weiser war Fabrikdirektor in Istanbul. Er wurde zwar in der Schweiz geboren, kam aber schon früh nach Wien, wo er seine Schulzeit absolvierte und anschließend ab 1908 an der Technischen Hochschule Architektur studierte. Er absolvierte ein längeres Praktikum beim ungarischen Architekten Oskar Kaufmann in dessen Berliner Atelier. Kaufmann war auf den Bau von Theatergebäuden spezialisiert.
Aufgrund des Ersten Weltkrieges ging er vorübergehend in die Schweiz und konnte dort eine großzügige Spende der Schweizer Architektenschaft für die quasi beschäftigungslosen, Not leidenden Architekten in Österreich erwirken. Damit konnten Ideenwettbewerbe finanziert werden.
Mitte der 1920er Jahre kehrte Weiser erneut nach Wien zurück, von wo aus er auch einige Aufträge in Znaim in der Tschechoslowakei übernahm. 1925 beteiligte er sich gemeinsam mit Karl Lehrmann am Wettbewerb für den Bahnhof Genf-Cornavin, allerdings erfolglos. 1930 plante er das Haus Goldstein, außerdem wurde ihm der Entwurf eines großen Gemeindebaus im dritten Wiener Gemeindebezirk übertragen. Die Wohnhauslage wurde schließlich unter Denkmalschutz gestellt und trägt seit 2009 den Namen Alice-und-Heinrich-Scheuer-Hof, benannt nach zwei Opfern des NS-Regimes.
Wie viele seiner Kollegen war Weiser auch als Innenarchitekt und Möbeldesigner tätig. Neben seiner praktischen Tätigkeit verfasste er zahlreiche Artikel für Fachzeitschriften wie die Architekturzeitschrift Moderne Bauformen, für Die Kunst und die Deutsche Bauzeitung, für Innendekoration und Deutsche Kunst und Dekoration. Er fungierte auch als Herausgeber der Monatsschrift Österreichische Bau- und Werkkunst, die zu einem wichtigen Forum der zeitgenössischen Architektur wurde.
Weiser lebte zuletzt in Mödling, wo er auch mit knapp 46 Jahren verstarb. Er war verheiratet mit Natalie ("Natti") Weiser, einer Kunsthandwerkerin. Das Paar hatte zwei Söhne, den Kulturmanager Peter Weiser (1926–2012) und den Industriedirektor Clemens Weiser (1930–2020).
Rang
Das Architektenlexikon Wien 1770–1945 schreibt: „Weiser gehörte zu den Protagonisten einer gemäßigt modernen Architektur, die sich in der Zwischenkriegszeit im Umfeld von Adolf Loos, Josef Hoffmann und Josef Frank in Wien etabliert hatte, wobei er sich nahezu ausschließlich auf den Wohnhausbau konzentrierte. Sein architektonisches Werk ist aufgrund seines frühen Todes und seiner umfassenden publizistischen Tätigkeit jedoch relativ klein.“
Weiser gilt als typischer Vertreter der „Wiener Wohnkultur“, die „sich durch Leichtigkeit und Eleganz auszeichnete.“ Nachhaltigen Einfluss erarbeitete er sich als Publizist und Mentor der österreichischen Zwischenkriegs-Architektur. Er wurde zu einem der Vordenker und Theoretiker für unprätentiöse und funktionelle Architektur. Er verhalf der österreichischen Kollegenschaft auch durch rege Publikationstätigkeit in deutschen Medien zu grenzüberschreitender Aufmerksamkeit.
↑Max Eisler: Ein Wohnhaus von Armand Weiser. In: Moderne Bauformen, Jg. 28 (1929), S. 163–171 (Digitalisat).
↑Gregor Gatscher-Riedl: Armand Weiser: Ein vergessener Mödlinger Baukünstler und Architekturschriftsteller. In: Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mödling, 53. Jg., Nr. 3, Mödling, 5. September 2017, 17 ff.
↑Armand Weiser: Das Haus H. W. in Znaim. Architekt Dr. Armand Weiser–Wien. In: Innendekoration, Jg. 39, 1928, S. 412–439 (Digitalisat)