ArcaOS ist ein Betriebssystem von Arca Noae und als solches die OEM-Weiterentwicklung und der Nachfolger von OS/2. Arca Noae übernahm 2015 die Firma Serenity Systems,[5] die bis dahin das Betriebssystem unter dem Namen eComStation (kurz eCS) vertrieb. eComStation war eine Weiterführung des 32-Bit-Betriebssystems OS/2 von IBM, bis 1991 auch Microsoft, dessen Entwicklung und Vermarktung IBM 1999 einstellte. Danach wurde die Weiterentwicklung hauptsächlich durch Mitarbeiter der niederländischen Firma Mensys, freiwilligen Helfern und durch die Open-Source-Entwicklergemeinschaft Netlabs.org getragen. Unter dem Dach von Netlabs.org wurden zahlreiche Erweiterungen entwickelt oder portiert. So stammt unter anderem der Dokumentbetrachter Lucide, der PDF-, JPEG- und DjVu-Dateien anzeigen kann und in eComStation 2.0 integriert wurde, von Netlabs. Auch das Projekt Odin wurde von Netlabs betreut, mit dessen Hilfe eine größere Anzahl von Windowsprogrammen auf OS/2, eComStation und ArcaOS verwendet werden können.
Eine Demoversion von eComStation 1.2R und die Betaversion 2.2 waren als Live-System verfügbar (ähnlich Knoppix), bei dem kein (schreibender) Zugriff auf die Festplatte nötig ist. Bestimmte Netzwerkkarten werden unterstützt und automatisch erkannt. Die Netzwerkkonfiguration erfolgt automatisch per DHCP, so ist z. B. der Zugriff auf das WWW mit dem enthaltenen WebbrowserMozilla Firefox möglich.
Wie OS/2 basiert auch ArcaOS und eComStation auf einer Ringarchitektur. Im inneren Ring 0 laufen Systemkern und Gerätetreiber. Ring 2 wird für Grafiktreiber benutzt. Im Ring 3 laufen Anwenderprogramme. Das System ist ein Single-User-Multitasking-System.[6]
Ohne zusätzliche Installation virtueller Maschinen können neben OS/2-eigenen Anwendungen (GUI- und Konsolenprogramme) auch folgende ausgeführt werden:
DOS-Sitzungen, einzeln gekapselt (integrierte virtuelle Maschine); dadurch können alte DOS-Programme benutzt werden.
Windows-3.1-Sitzungen (integrierte virtuelle Maschine) für Windows-3.x-Programme (Win16).
ArcaOS wie auch eComStation integriert sich mit Samba in Windows-Netzwerke und mit eCUPS in Unix/Linux und macOS-Druckumgebungen, auch über WLAN.
Als 32-Bit-Betriebssystem stehen unter OS/2 nur maximal 4 GB Arbeitsspeicher für Programme zur Verfügung, wobei über PAE zusätzlicher Arbeitsspeicher z. B. als RAM-Disk genutzt werden kann.[8]
Beschreibung
Oberfläche
EComStation bietet eine objektorientierte Arbeitsoberfläche (Workplace Shell WPS) mit mehreren auswählbaren Bildschirmen. Drag and Drop erfolgt im Unterschied zu vielen anderen Systemen mit der rechten Maustaste.
Skripte und Programmierung
Mitgeliefert wird die leistungsfähige Skriptsprache REXX und Object REXX. Optional kann zusätzlich der erweiterte Kommandointerpreter 4OS2 installiert werden. Für eComStation existieren Laufzeitumgebungen für Java und Qt.
Software-Verwaltung
Ein effektives Software-Verwaltungswerkzeug für Installation und Deinstallation von Software ist WarpIN. Vielfach wird Software aber auch als ZIP-Archiv verteilt. Der Anwender packt das Archiv aus und verschiebt die ausgepackten Dateien in den Programmpfad. Weiterhin wurde das RPM/Yum-System portiert, welches auch Abhängigkeiten einzelner Softwarepakete überprüft.
Abgrenzung zu anderen Betriebssystemen
Hauptunterschiede zu OS/2
ArcaOS bzw. eComStation ist die kompatible Weiterentwicklung von OS/2. Das System wurde an moderne Hardware angepasst (Motherboard mit UEFI als System-Firmware, Drucker, USB, große Festplatten, JFS-Dateisystem, aktualisierter Bootmanager, Rechnernetz, Scanner).
Wegen der geringen Verbreitung ist die Entwicklung von Schadsoftware für das Betriebssystem und die OS/2-Plattform unattraktiv.
Vorteile
Langzeitstabilität: Es ist möglich, Anwendersoftware und Treiber seit dem Erscheinen von OS/2 (1987 16-Bit, 32-Bit seit 1992) kontinuierlich zu verwenden, ohne dass Betriebssystemaktualisierungen neue Anwendungen erforderlich gemacht hätten. Dies ist insbesondere bei Geschäftsanwendungen ein wichtiger Aspekt.
Geringe Hardwareanforderungen
Nachteile
Während seit Mitte der 2010er Jahre so gut wie alle aktuellen Betriebssysteme die Umstellung auf 64-Bit abgeschlossen haben, verbleibt bei ArcaOS unter der Haube im Wesentlichen der von IBM für OS/2 Version 4 in den 1990er Jahren entwickelte 32-Bit-Kernel, mit allen sich dadurch ergebenden Nachteilen.[8]
Gerätetreiber sind nur in geringerer Anzahl verfügbar; je neuer und spezieller die Hardware, desto unwahrscheinlicher ist die Existenz eines Treibers. (Seit der Beta-Version von ArcaOS 5.1 waren Unterstützung für USB 3.0 und UEFI verfügbar.[9]) Für die Zusammenarbeit mit Smartphones und Tablets sind derzeit keine Lösungen bekannt. Für Bluetooth sind keine Treiber vorhanden.
Das Softwareangebot ist weit geringer als z. B. für Windows oder freie Unix-artige Systeme wie Linux oder *BSD. Windows oder andere Betriebssysteme können allerdings in einer virtuellen Maschine ausgeführt werden. Verschiedene Programme aus der Unix-Welt wurden portiert.
Trotz ähnlicher grafischer Nutzeroberfläche kann die Bedienung für neue Anwender ungewohnt oder unbekannt sein.
In der „Home & Student Edition“ sind die „Software Subscription Services“ für einen Zeitraum von sechs Monaten enthalten.[10] Diese Variante wird für den Einsatz bei bis zu fünf Arbeitsplätzen empfohlen.
Die „Business Edition“ ist für Nutzer gedacht, die eComStation auf mehr als fünf Arbeitsplätzen einsetzen wollen. In der Business Edition sind die „Software Subscription Services“ für einen Zeitraum von zwölf Monaten enthalten.[11]
Das „Media-Pack“ erhält drei CDs (System, Bonussoftware und Apache OpenOffice). Der Download erhält nur die System-CD.
Liste: Funktionsumfang
In den letzten stabilen Versionen 2.1 von eComStation sind unter anderem folgende Programme und Treiber zu finden (Auswahl):
Neuer Bootloader AiR-BOOT (version "1.0.7 final") erlaubt die Installation von Multi-Boot-Systemen, ohne die primäre Partition aufzugeben (erforderlich z. B. für vorab installiertes Windows 7).
Aktueller OS/2-Kernel 14.105
ACPI 3.18 für neuen Kernel 14.105
Überarbeiteter ACPIWIZARD, um APM Maustreiber zu unterstützen
AHCI-Unterstützung mit Treiberversion 1.12, ermöglicht die Installation von Systemen, die ausschließlich auf AHCI basieren. AHCI-Controller versprechen eine bessere Leistung als übliche SATA-Controller.
Neue AHCI-Option im Prebootmenü (zurzeit manuell auszuwählen)
Neuer BOOTDLY-Treiber mit 20 Sekunden Verzögerung beim Booten, so dass SCSI-Controller und Festplatten Zeit zum Initialisieren haben. Der Treiber wird von OS2CSM und HWMERGE hinzugefügt, wenn ein SCSI-Treiber ausgewählt wird.
Verbesserter Festplattenintegritätstest mit graphischer Bedienmöglichkeit
SciTech SNAP-ENT-Grafiktreiber (unterstützt werden mehr als 240 Chipsätze, Overlay, DualHead und DVI je nach Chipsatz).
Verbesserter VESA-Grafiktreiber Treiber VBE2GRAD.DLL (universeller Grafikkartentreiber) zur verbesserten Arbeit in VirtualBox (seit eCS 2.0, bietet eine verbesserte VESA-Unterstützung und erlaubt Breitbildformate bei Intel- und AMD/ATI-Grafikchips durch die Manipulation des Grafikkarten-BIOS).
USB-Unterstützung: OHCI-, UHCI- (USB 1.1) und EHCI-Treiber (USB 2.0) für Drucker, Tastaturen, Mäuse, USB-Sticks und weiterer USB-Hardware
Treiber für Netzwerkkarten (wird mit eCS 2.0 durch GenMAC >=2.2 erweitert)
Treiber für WLAN-Karten (wird mit eCS 2.0 aktualisiert; GenMAC >=2.0 unterstützt dann auch die WPA-Verschlüsselung)
Treiber für Soundkarten oder Soundchips durch Uniaud, eine Portierung des Linux ALSA-Subsystems.[12]
EIDE- (PATA) und SATA-Treiber von Daniela Engert
Bootfähiges Filesystem JFS 1.9.4 (schon seit dem Erscheinen von eCS 2.0 wird auch der Bootvorgang von einer JFS-Partition unterstützt).
Erweiterte Hardwareerkennung nun auch für Intel PRO/1000 PCIe
NTFS-Unterstützung (nur lesend)
FAT32-Unterstützung
eCUPS macht so gut wie alle neueren Drucker nutzbar (PostScript-, PCL-, Tintenstrahldrucker, sowie Plotter).
Wireless-LAN-Monitor[13] für die Konfiguration des WLAN-Netzwerkinterfaces (nutzt den GenMAC-Treiber und integriert sich in xWorkplace oder eWorkplace).
Software Subscription Services (12 Monate Laufzeit; Zugriff auf Beta- und neue eCS-Versionen, wenn diese in den 12 Monaten erscheinen)
Liste: Verfügbare Software für ArcaOS (OS/2)
Unter anderem sind folgende Pakete aus dem Open-Source-Bereich für ArcaOS direkt verfügbar oder wurden von anderen Betriebssystemen auf OS/2 portiert:
↑unbekannt: OS/2-Nachfolger eComStation 1.1 in Deutsch erhältlich. In: Heise online.27. September 2003. Abgerufen am 7. November 2023.; Zitat: „Knapp fünf Monate nach Erscheinen des englischsprachigen eComStation 1.1 (eCS) hat die Firma Serenity Systems die deutschsprachige Version des Betriebssystems freigegeben.“.