Antigona (Traetta)

Werkdaten
Titel: Antigona

Titelblatt des Librettos, Sankt Petersburg 1772 (Nachdruck Florenz 1773)

Form: „Tragedia per musica“ in drei Akten
Originalsprache: Italienisch
Musik: Tommaso Traetta
Libretto: Marco Coltellini
Literarische Vorlage: Sophokles: Antigone
Uraufführung: 31. Oktoberjul. / 11. November 1772greg.
Ort der Uraufführung: Kaiserliches Theater in Sankt Petersburg
Spieldauer: ca. 3 Stunden[1]
Ort und Zeit der Handlung: Theben (Griechenland),
mythische Zeit
Personen
  • Antigona/Antigone, thebanische Prinzessin (Sopran)[1]
  • Ismene (Sopran)
  • Creonte/Kreon, ihr Onkel (Tenor)
  • Emone/Haimon (Alt, Kastrat)
  • Adrasto/Adrastos, ein thebanischer Edler (Tenor)
  • Richter (stumme Rolle)
  • Herold (stumme Rolle)
  • Eteocle/Eteokles (Tänzer)
  • Polinice/Polyneikes (Tänzer)
  • Volk der Thebaner, Soldaten der Argiver, Wachen, Krieger, junge Männer, Jungfrauen, Mädchen, Priester (Chor, Statisten)
  • Krieger der Argiver und Thebaner, junge Männer, Jungfrauen, Mädchen (Ballett)

Antigona ist eine Oper (Originalbezeichnung: „tragedia per musica“) in drei Akten mit Musik von Tommaso Traetta und einem Libretto in italienischer Sprache von Marco Coltellini, basierend auf der Tragödie Antigone von Sophokles. Sie wurde am 31. Oktoberjul. / 11. November 1772greg. am Kaiserlichen Theater in Sankt Petersburg, Russland, uraufgeführt.

Handlung

Die Geschichte, die erzählt wird, ist die klassische Geschichte der Antigone, wenn auch mit einem glücklichen Ende. Der Oper geht der Mythos von Ödipus voraus, der aus Theben vertrieben wurde. Der Thron wird von seinen beiden Söhnen Eteocle und Polinice besetzt.

Erster Akt

Kampfplatz vor den Toren Thebens und dem Lager der Argiver

Eteocle und Polinice, gespielt von Tänzern, kämpfen gegeneinander und töten sich gegenseitig. Creonte nimmt die Krone von Theben an sich und ordnet an, dass Eteocle mit Ehren begraben wird, Polinice aber unbestattet bleibt.

Zweiter Akt

Verlassene weite Ebene am Fuß kahler Berge; in der Mitte ein brennender Scheiterhaufen; Nacht

Antigona, die Schwester der beiden Toten, verbrennt nachts den Leichnam von Polinice. Ihr Geliebter Emone trifft ein, um sie zu warnen, kurz bevor Adrasto und seine Wachen eintreffen.

Tempel des Zeus Eirenopoios; Tag

Zuerst denken sie, dass Emone das Gesetz gebrochen hat, aber Antigona sagt, dass sie es war, und Creonte verurteilt sie dazu, lebendig begraben zu werden.

Dritter Akt

Feld am Fuß eines schroffen Felsens mit dem Eingang zur Grabeshöhle für die Rechtsbrecher

Im dritten Akt beobachten Creonte und die Thebaner, wie Antigona in eine Höhle gesperrt wird. Adrasto trifft mit der Nachricht ein, dass Emone offenbar Selbstmord begangen hat.

Schaurig-finstere Grabeshöhle

Aber Emone hat überlebt und erreicht die Höhle, in der er mit Antigona sterben will. Gerade als sie daran denken, sich schnell zu Tode zu stechen, kommen Soldaten, um die Mauer abzureißen. Creonte hat seine Tat bereut und hebt das Todesurteil auf.

Liebliche Umgebung des prächtig beleuchteten Königspalasts

Die Oper endet mit einer Hochzeitszeremonie für die beiden geretteten Liebenden.

Gestaltung

Die Orchesterbesetzung der Oper umfasst die folgenden Instrumente:[1]

In allen drei Akten gibt es Chöre und Ballette.[1]

Werkgeschichte

Die Uraufführung fand am 31. Oktoberjul. / 11. November 1772greg. am Kaiserlichen Theater in St. Petersburg in Russland statt.[2] Caterina Gabrielli sang die Titelrolle und ihre Schwester Francesca Gabrielli der Partie der Ismene. Die übrigen Sänger waren Antonio Prati (Cronte), Angelo Monanni „Manzoletto“ (Emone) und Antonio Amati (Adrasto). Die Bühnenbilder stammten von Francesco Gradizzi, die Theatermaschinen von Giuseppe Brigonzi und die Kostüme von Augusto Genard. Die Tänze choreografierte Antoine Pitrot.[3] Eine Wiederaufnahme in Sankt Petersburg gab es 1774. Wahrscheinlich gab es auch später noch Aufführungen, doch sind solche nicht nachweisbar.[1]

Eine Neuausgabe von Aldo Rocchi wurde 1962 beim Maggio Musicale Fiorentino gespielt. 1964 zeigte das Nationaltheater Mannheim eine deutsche Fassung von Joachim Popelka. 1997 gab es beim Festival della Valle d’Itria in Martina Franca eine konzertante Aufführung. Eine Inszenierung von Werner Schroeter wurde 1988 beim Festival dei Due Mondi in Spoleto gezeigt.[1] 2001 gab es eine Produktion der Staatsoper im Schiller Theater Berlin.[4] 2015 gab es eine Neuinszenierung von Wassili Barchatow in der Zweitspielstätte des Theater an der Wien, der Wiener Kammeroper. Die musikalische Leitung hatte Attilio Cremonesi.[5] Eine Inszenierung von Stephan Müller wurde 2017 im Staatstheater Kassel gespielt.[6] Das Theater Osnabrück zeigte 2018 in Koproduktion mit der Opera Trionfo (Niederlande) eine Inszenierung von Floris Visser.[7]

Aufnahmen

Literatur

  • Antigona. In: Amanda Holden (Hrsg.): The Viking Opera Guide. Viking, London / New York 1993, ISBN 0-670-81292-7, S. 1112.
Commons: Antigona – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Silke Leopold: Antigona. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 6: Werke. Spontini–Zumsteeg. Piper, München/Zürich 1997, ISBN 3-492-02421-1, S. 320–322.
  2. Daniel Heartz, Marita P. McClymonds, George W. Loomis: Traetta [Trajetta], Tommaso (Michele Francesco Saverio). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  3. Datensatz zur Uraufführung in Sankt Petersburg im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  4. Georg Beck: Die „Antigona“ des Tommaso Traetta. Feminine Herrscherkritik? Werkinformationen auf Deutschlandfunk Kultur. 27. Mai 2020, abgerufen am 27. April 2022.
  5. „Antigone“ an der Wiener Kammeroper. Beitrag im Morgenjournal des Radiosenders Österreich 1. 30. Oktober 2015, abgerufen am 20. Oktober 2024.
  6. Michael Schäfer: Im Raumschiff nach Theben. Rezension der Aufführung in Kassel 2017. In: Die Deutsche Bühne. 4. Juni 2017, abgerufen am 27. April 2022.
  7. ANTIGONA, Tragedia per musica in drei Akten von Tommaso Traetta, Theater Osnabrück. In: Theaterkompass. 2018, abgerufen am 27. April 2022.
  8. Tommaso Traetta. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen (= Zeno.org. Band 20). Directmedia, Berlin 2005, S. 18894.
  9. Guido Fischer: Rezension der CD Decca 460 204-2. In: Rondo. 5. Juli 2001, abgerufen am 27. April 2022.

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