Früh gelang es Luithle in Einzel- und Gruppenausstellungen an die Öffentlichkeit zu treten. Sie zeichnet und malt. Bekannt wurde sie jedoch durch ihre kinetischen Skulpturen, von denen einige im öffentlichen Raum dauerhaft ihren Platz gefunden haben. Meist sind es überlebensgroße Frauenkleider, denen der Körper abhandengekommen ist und die sich dennoch bewegen: wie etwa ein weißes Kleid, das über einen See schwebt (Ein Vielleicht auf der Welle, 2017), Röcke, die ein Händeklatschen zu einem Hüftschwung bewegt (Broadway, 2008), die Gratwanderin, die seit 2002 am First des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg hin- und herwandelt.[3] Auch bei kleineren Objekten hat Luithle Vergnügen daran, mit sich bewegenden Objekten Schocksituationen hervorzurufen: So fällt etwas das Ölgemälde China moves immer wieder 20 cm in die Tiefe, um anschließend wieder an den angestammten Platz gezogen zu werden.[4]
Luithle möchte mit ihrer Kunst überraschen, Denkanstöße geben, neue Perspektiven ermöglichen, kommunizieren. Durch die mechanische Bewegung von Kleidern, Schuhen und Handtaschen soll der Betrachter emotional angesprochen werden. Häufig setzt Luithle die Farbe rot ein, mit der sie Erotik, Liebe, Schmerz, Passion verbindet, aber auch eine Signalwirkung hervorrufen möchte.[5]
Ihre bewegten Kleider baut sie auf, indem sie zunächst das Stahlgerüst vorbereitet. Es wird ein Kleid aus Stoff darüber geworfen, mit Farbe getränkt und schließlich mit Epoxidharz versteift. Für die komplexe elektronische Steuerung arbeitet sie mit Hanns-Martin Wagner und seiner Firma zusammen, der eine zuverlässige nachhaltige Beweglichkeit gewährleisten kann.[6]
Luithle ist seit 2013 Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg.[8]
Werke
In öffentlichen Sammlungen
Anja Luithles Werke sind in folgenden öffentlichen Sammlungen vertreten: Artima der Mannheimer Versicherungen,[5] Musée d'art moderne e contemporain de Saint-Etienne in Frankreich, Kunstsammlung der Stadt Ehingen, Städtische Museen Heilbronn, Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen, Städtische Galerie Donzdorf, Stadt Hattingen (Essen), Galerie der Stadt Veszprém, Ungarn, Sammlung der Stadt Lodz, Polen, Sammlung der Stadt Fellbach, Kunsthalle Mannheim, Staatsgalerie Stuttgart, Kunsthalle Göppingen, Kunstsammlung der Stadt Nürtingen, Hörsaal Lehrerseminar Nürtingen, Stadt Essen, Borbeck, Kunstsammlung der Stadt Tuttlingen.[7]
Im öffentlichen Raum
seit 2000: Worte und Schuhe für Ruit, Stadtbahnhaltestelle Stuttgart-Ruit (abgebaut)[9]
seit 2002: Gratwanderin, Haus der Geschichte Baden-Württemberg[10]
seit 2009: Die Wegweiserin, Eislingen an der Fils[11]
seit 2012: Rote Dame für Borbeck, Borbecker Platz
seit 2013: Die Springerin, vor dem Familienbad Fellbach[12]
seit 2017: Ein Vielleicht auf der Welle (Schwimmende Figur), Stadt Ehingen[13]
seit 2022: Die Kreisläuferin, Kunstmuseum Albstadt[14]
seit 2023: Die Reisende, Bahnhof Wendlingen[15][16]
Dauerausstellungen
Für Museen entwickelte Luithle einige spielerische Szenarien.[17]
seit 2004: Steiff Museum: Objekttheater in zwei Räumen
Franz Schwarzbauer (Hrsg.): Privat. Über die Sehnsucht nach Geborgenheit in der Kunst der Gegenwart. Städtische Galerie Ravensburg, Ravensburg 2006, ISBN 978-3-9809080-8-5.Inhaltsverzeichnis
Helmut A. Müller, Isabell Schenk-Weininger: Anja Luithle - "Nehmen Sie Einmal An, Es Verpflichtet Sie Ja zu Nichts" und "Der Wolf Hat Rote Kreide Gefressen". Katalog der Ausstellungen im Hospitalhof Stuttgart und der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen. Hospitalhof, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-934320-02-4.
Sandra Elsner (Hrsg.): Anja Luithle - Ganz oben rückwärts um die Ecke. Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken 2013, ISBN 978-3-940517-83-8.
Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck. Übers. Pauline Cumbers: Anja Luithle - Die fünfundzwanzigste Stunde des Tages. Konferenzschrift. Galerie der Stadt Tuttlingen, Tuttlingen 2014, ISBN 978-3-9816930-1-0.
Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck: Notdürftige Kunst. Ein Interim-Projekt der Galerie der Stadt Tuttlingen hinter verschlossenen Türen. Die "Wertpapier"-Serie von Anja Luithle. Ausstellungskatalog. Galerie der Stadt Tuttlingen, Tuttlingen 2021, ISBN 978-3-9818691-8-7.
↑ abcdBiografie. Anja Luithle, abgerufen am 22. Januar 2024.
↑Germaid Ruck: Luithle, Anja. In: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank. BandLXXXV. K. G. Saur, Berlin, New York 2015, S.491.