Anette Sagen (* 10. Januar 1985 in Mosjøen) ist eine ehemalige norwegische Skispringerin. Mit insgesamt 45 Einzelsiegen und 88 Podiumsplatzierungen im Ladies-Continental-Cup ist sie eine der erfolgreichsten Skispringerinnen der Welt.
Werdegang
Sagen begann im Alter von elf Jahren mit dem Skispringen. Vier Jahre später nahm sie das erste Mal am FIS Ladies-Grand-Prix, einer Wettkampfserie mit vier Austragungsorten ähnlich der Vierschanzentournee, teil. Bei der 2000 noch nicht zu den offiziellen FIS-Wettbewerben zählenden Veranstaltung konnte sie sich zweimal unter den ersten Zehn platzieren und belegte in der Gesamtwertung den achten Rang.[1] Ein Jahr später belegte sie beim Springen in Schönwald den fünften Rang und wurde in der Gesamtwertung Zehnte.[2]
In der Saison 2001/02 gelang Anette Sagen der Durchbruch in die Weltspitze. Beim FIS Ladies Grand Prix erreichte sie bei allen vier Springen einen Platz auf dem Podest. In Saalfelden am Steinernen Meer und Rastbüchl wurde sie Zweite, in Baiersbronn und Schönwald jeweils Dritte. In der Gesamtwertung belegte sie den zweiten Platz hinter der überragenden Siegerin Daniela Iraschko aus Österreich.[3] In dieser Saison gewann sie bei den inoffiziellen Junioren-Weltmeisterschaften in Stryn die Goldmedaille sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft.
Gleich bei ihrem ersten internationalen von der FIS anerkannten Wettkampf bei den Senioren, dem Ladies-Continental Cup am 11. Januar 2003 im slowenischen Planica, gewann Sagen vor der Amerikanerin Lindsey Van. Sagen, die Van als ihr Vorbild angibt, sprang in beiden Durchgängen die Bestweite und siegte mit einem Vorsprung von knapp 30 Punkten. In dieser Saison nahm sie an neun Wettkämpfen teil, von denen sie fünf als Siegerin und vier als Zweitplatzierte beendete. Diese Platzierungen sicherten ihr unter anderem den Sieg beim FIS Ladies Grand Prix vor der Österreicherin Eva Ganster.
Ihre Ausnahmestellung bestätigte Sagen auch in der Saison 2003/04 mit fünf Siegen. So gewann sie wiederum den FIS Ladies Grand Prix. In der Saison 2004/05 siegte sie in acht Continental-Cup-Wettbewerben, wurde zweimal Zweite und einmal Dritte. Die erstmals ausgetragene Gesamtwertung im Ladies-Continental-Cup gewann Sagen mit knapp 300 Punkten Vorsprung vor Lindsey Van und Daniela Iraschko. In den darauffolgenden drei Saisons bestätigte sie dieses Ergebnis und entschied mit deutlichem Vorsprung die Gesamtwertung des Continental Cups für sich. In ihrer bisher erfolgreichsten Saison 2007/08 konnte sie eine Bilanz von zehn Siegen und fünf zweiten Plätzen bei 15 Teilnahmen an Continental-Cup-Wettbewerben vorzuweisen. 2006 und 2008 gewann sie des Weiteren erneut den FIS Ladies Grand Prix.
Bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 2009 in Liberec gewann sie im erstmals ausgetragenen Damen-Wettbewerb die Bronzemedaille. In der Saison 2008/2009 gewann sie zum fünften Mal die Gesamtwertung des Continental Cups, obwohl sie in dieser Saison nur in vier Springen siegte.
Ihre persönliche Bestweite von 174,5 Metern sprang Sagen 2004 auf dem Vikersundbakken in Vikersund als Vorspringerin beim Weltcup. Dem Sprung war ein in den norwegischen Medien stark beachteter Streit, ob Frauen von einer Skiflugschanze springen dürften oder nicht vorausgegangen. Dieser wurde zunächst nur zwischen Sagen und Torbjørn Yggeseth, dem Vorsitzenden des Sprungkomitees der FIS, geführt, eskalierte in der norwegischen Öffentlichkeit jedoch in einer Debatte über die Rechte von Frauen im Sport. Sagens Flug war bis zum 18. März 2023 der weiteste exakt verifizierte einer Frau,[4] da Daniela Iraschko-Stolz' Sprung auf etwa 200 m am Kulm im Jahr 2003 nicht genau gemessen wurde.
Für weitere Aufmerksamkeit in den norwegischen Medien sorgte Sagen im Januar 2007, als bei YouTube ein Video auftauchte, auf dem sich Sagen nach einer verlorenen Wette von Lindsey Van brutal niederschlagen lässt.[5][6]
Im März 2015 erklärte Sagen ihr Karriereende und begründete diese Entscheidung mit fehlender Freude am aktiven Skispringen.[7]
Sagen ist Athletenbotschafterin der Entwicklungshilfeorganisation Right To Play. Sie arbeitet heute als Krankenschwester.[8]
Erfolge
Weltcupsiege im Einzel
Nr. |
Datum |
Ort |
Typ
|
1. |
6. Januar 2013 |
Deutschland Schonach |
Normalschanze
|
Weltcupsiege im Team
Nr. |
Datum |
Ort |
Typ
|
1. |
23. November 2012 |
Norwegen Lillehammer |
Normalschanze Mixed-Team
|
Continental-Cup-Siege im Einzel
Nr. |
Datum |
Ort |
Typ
|
1. |
16. Januar 2005 |
Slowenien Planica |
Normalschanze
|
2. |
19. Januar 2005 |
Italien Toblach |
Mittelschanze
|
3. |
22. Januar 2005 |
Deutschland Oberaudorf |
Normalschanze
|
4. |
16. Februar 2005 |
Deutschland Breitenberg |
Normalschanze
|
5. |
19. Februar 2005 |
Osterreich Saalfelden |
Normalschanze
|
6. |
5. März 2005 |
Norwegen Vikersund |
Normalschanze
|
7. |
5. März 2005 |
Norwegen Vikersund |
Normalschanze
|
8. |
12. März 2005 |
Norwegen Oslo |
Großschanze
|
9. |
11. August 2005 |
Deutschland Pöhla |
Mittelschanze
|
10. |
14. August 2005 |
Deutschland Meinerzhagen |
Mittelschanze
|
11. |
8. Oktober 2005 |
Vereinigte Staaten Lake Placid |
Normalschanze
|
12. |
9. Oktober 2005 |
Vereinigte Staaten Lake Placid |
Normalschanze
|
13. |
14. Januar 2006 |
Slowenien Ljubno |
Normalschanze
|
14. |
18. Januar 2006 |
Italien Toblach |
Mittelschanze
|
15. |
9. Februar 2006 |
Deutschland Baiersbronn |
Normalschanze
|
16. |
15. Februar 2006 |
Osterreich Saalfelden |
Normalschanze
|
17. |
18. Februar 2006 |
Deutschland Breitenberg |
Normalschanze
|
18. |
6. August 2006 |
Deutschland Klingenthal |
Großschanze
|
19. |
12. August 2006 |
Deutschland Meinerzhagen |
Mittelschanze
|
20. |
15. August 2006 |
Osterreich Bischofshofen |
Normalschanze
|
21. |
15. Januar 2007 |
Italien Toblach |
Mittelschanze
|
22. |
16. Januar 2007 |
Italien Toblach |
Mittelschanze
|
23. |
10. Februar 2007 |
Deutschland Breitenberg |
Normalschanze
|
24. |
9. März 2007 |
Japan Sapporo |
Normalschanze
|
25. |
18. August 2007 |
Osterreich Bischofshofen |
Normalschanze
|
26. |
28. August 2007 |
Vereinigte Staaten Lake Placid |
Normalschanze
|
27. |
29. August 2007 |
Vereinigte Staaten Lake Placid |
Normalschanze
|
28. |
11. Dezember 2007 |
Norwegen Notodden |
Normalschanze
|
29. |
12. Dezember 2007 |
Norwegen Notodden |
Normalschanze
|
30. |
23. Januar 2008 |
Italien Toblach |
Mittelschanze
|
31. |
16. Februar 2008 |
Deutschland Breitenberg |
Normalschanze
|
32. |
23. Februar 2008 |
Deutschland Schönwald |
Normalschanze
|
33. |
8. März 2008 |
Japan Yamagata |
Normalschanze
|
34. |
9. März 2008 |
Japan Yamagata |
Normalschanze
|
35. |
16. August 2008 |
Osterreich Bischofshofen |
Normalschanze
|
36. |
27. September 2008 |
Deutschland Oberstdorf |
Normalschanze
|
37. |
14. Januar 2009 |
Slowenien Ljubno |
Normalschanze
|
38. |
3. März 2009 |
Japan Yamagata |
Normalschanze
|
39. |
4. März 2009 |
Japan Yamagata |
Normalschanze
|
40. |
8. März 2009 |
Japan Sapporo |
Normalschanze
|
41. |
14. August 2009 |
Deutschland Oberwiesenthal |
Normalschanze
|
42. |
8. Dezember 2009 |
Finnland Rovaniemi |
Normalschanze
|
43. |
10. Dezember 2011 |
Norwegen Notodden |
Normalschanze
|
44. |
13. Dezember 2013 |
Norwegen Notodden |
Normalschanze
|
45. |
14. Dezember 2013 |
Norwegen Notodden |
Normalschanze
|
National
Norwegische Junioren-Meisterschaften
|
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Norwegen 2002 Hurdal
|
Gold im Einzel Großschanze
|
|
Norwegen 2002 Hurdal
|
Gold im Einzel Normalschanze
|
Junioren-Meisterschaft (inoffiziell)
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Norwegen 2004 Stryn
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Gold im Einzel
|
|
Norwegen 2004 Stryn
|
Gold im Team
|
Schanzenrekorde
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gesamtwertung FIS Ladies-Grand-Prix 2000 (PDF; 67 kB)
- ↑ Wertung Breitenberg und Gesamtwertung FIS Ladies Grand Prix 2001 (PDF; 50 kB)
- ↑ Wertung Schönwald und Gesamtwertung FIS Ladies Grand Prix 2001 (PDF; 83 kB)
- ↑ Eberhard Jurgalski, Paweł Borkowski, Sascha Hädrich & Luis Holuch: Bestweiten der Damen. skisprungschanzen.com, 31. Oktober 2022, abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Dagbladet: Her blir Anette Sagen slått ned (Memento vom 7. Januar 2012 im Internet Archive) (norwegisch)
- ↑ Pressebericht (norwegisch)
- ↑ Anette Sagen beendet ihre Karriere. Meldung auf skispringen.com. Abgerufen am 10. März 2015.
- ↑ Hopper over til sykepleie, sykepleien.no (norwegisch), abgerufen am 7. Dezember 2022.