Altes Grassimuseum

Altes Grassimuseum, um 1905
Die heutige Stadtbibliothek

Das Alte Grassimuseum wurde von 1894 bis 1897 durch den Leipziger Stadtbaurat Hugo Licht am Königsplatz (heute Wilhelm-Leuschner-Platz) errichtet und enthielt bis 1926 das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum. Es ist nach dem Kunstfreund Franz Dominic Grassi benannt, von dem ein Großteil der Bausumme stammte, und ist heute das älteste noch erhaltene Museumsgebäude Leipzigs.[1]

Seit 1927 sind die Sammlungen im Neuen Grassimuseum am Johannisplatz untergebracht.

Das Gebäude wurde von 1927 bis zum Zweiten Weltkrieg als Messehaus verwendet. Nach seiner schweren Beschädigung im Jahr 1943 während der Luftangriffe auf Leipzig und dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit wurde es als Kombinatssitz verwendet. Die Leipziger Stadtbibliothek eröffnete 1991 im Alten Grassimuseum ihre Hauptbibliothek, nachdem das ihr 1946 zugewiesene Gebäude Barthels Hof am Markt 8 seit 1984 zur Rekonstruktion geschlossen war.[2]

Von Januar 2010 bis Oktober 2012 wurde es saniert und umgebaut.[3]

Unaufgearbeitete Kolonialgeschichte

Die Fassade des ehemaligen Völkerkundemuseums zeigt bereits von außen das Programm des Museums auf: Einer ‚zivilisierten‘ europäischen Kultur unter den Säulen der linken wurde die ‚Exotik‘ und Andersartigkeit außereuropäischer Kulturen auf der rechten Seite gegenüberstellt.

Zahlreiche selten geraubte, konfiszierte oder entwendete Objekte, darunter menschliche Gebeine, werden bis heute in Leipzig aufbewahrt. Obwohl heute postkoloniale Nationalstaaten in Afrika und Asien diese menschlichen Relikte sowie ihr kulturelles Erbe seit Jahrzehnten zurück fordern, wurden bis heute nur vereinzelt menschliche Überreste und Gegenstände zurückgegeben. Eine umfassende Restitution und Repatriierung steht weiter aus.[4] Es gibt seit 2021 Bemühungen dies nachzuholen.[5]

Literatur

  • Hans-Christian Mannschatz: Die Leipziger Stadtbibliothek. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-934544-14-2.

Einzelnachweise

  1. Berühmte Baudenkmäler (Memento vom 17. Oktober 2007 im Internet Archive) Leipziger Stadtinfo 2000.
  2. Geschichte der Leipziger Städtischen Bibliotheken. Stadtbibliothek Leipzig, abgerufen am 6. Januar 2015.
  3. Christian Schmidt: Impressionen aus der wiedereröffneten Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz. Bibliotheken und Archive in Leipzig, 20. November 2012, abgerufen am 6. Januar 2015.
  4. Museum für Völkerkunde – Leipzig • Postkolonial. Abgerufen am 10. Juni 2021.
  5. Museum für Völkerkunde zu Leipzig: GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig. Abgerufen am 10. Juni 2021.

Koordinaten: 51° 20′ 1″ N, 12° 22′ 29″ O

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