Alfred Dorfer

Alfred Dorfer (2014)

Alfred Dorfer (* 11. Oktober 1961 in Wien[1]) ist ein österreichischer Kabarettist und Schauspieler.

Er gehört zu den bekanntesten Kabarettisten Österreichs, nicht zuletzt aufgrund seines Engagements bei zahlreichen österreichischen Filmproduktionen. Nach ersten Erfolgen mit der Gruppe Schlabarett erlangte er neben Josef Hader als Hauptdarsteller im Film Indien überregionale Bekanntheit.

Ausbildung

1980 machte Alfred Dorfer die Matura und begann, als er am Reinhardt-Seminar nicht aufgenommen wurde, Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien zu studieren. Zwei Jahre später brach er das Studium ab, um bei Herwig Seeböck und Reinhard Tötschinger eine Schauspielausbildung zu beginnen.

Im Jahre 2005 nahm er das Studium wieder auf und schloss es 2007 mit dem Magistergrad ab. Während er sich in seiner Diplomarbeit (Titel: Kabarett und Totalitarismus) mit dem Nationalsozialismus und der DDR auseinandersetzte, erweiterte er das Thema in seiner Dissertation auf den Faschismus in Italien und das Vichy-Regime in Frankreich. Der Titel seiner 2011 abgeschlossenen Doktorarbeit lautet Satire in restriktiven Systemen Europas im 20. Jahrhundert.[2][3][4]

Theater

Dorfer wandte sich 1982 der Schauspielerei zu und engagierte sich 1983 am Theater in der Josefstadt mit „Christinas Heimreise“, 1989 dann in „Rikiki“ (Cami) bei den Wiener Festwochen. 1990 übernahm er die Regie bei „Educating Rita“ mit Seeböck/Mottl für das Volkstheater in den Außenbezirken, im Jahr darauf folgte das Theaterstück Indien, das er gemeinsam mit Josef Hader verfasst hatte und das mit dem Hauptpreis des Österreichischen Kleinkunstpreises ausgezeichnet wurde.

Kabarett

Soloprogramm bisjetzt 2012

Nach ersten Erfolgen mit der Kabarettgruppe Schlabarett seit 1984 trat Dorfer 1989 zusammen mit Josef Hader im gemeinsamen Kabarettprogramm „Freizeitmesse“ auf. Ab 1993 entstanden die ersten drei Soloprogramme „Alles Gute“, „Ohne Netz“ und „Badeschluß“. Nach einer ausgedehnten Tournee durch Österreich und Deutschland folgte im Jahr 2000 sein viertes Soloprogramm „heim.at“, das 2002 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde. Die Premiere von „fremd“ im Münchener Lustspielhaus hatte Dorfer am 14. März 2006, ab Ende 2010 tourt er mit dem Programm „bisjetzt“, womit er unter anderem im Dezember 2011 am 20. Arosa Humor-Festival auftrat. Von 2017 bis 2024 führte Dorfer sein Programm „und...“ auf.

Am 40 Jahrestag seines ersten Kabarettauftritts, dem 29. Februar 2024, hatte sein kabarettistisches Ein-Mann-Theater „GLEICH“ Premiere im Lustspielhaus München. Im Oktober desselben Jahres fand dessen Wien-Premiere im Stadtsaal statt.

Alfred Dorfer, 2024

Programme

  • GLEICH (2024)
  • und... (2017)
  • bisjetzt bzw. bisjetzt – solo (2010)
  • fremd (2006)
  • heim.at (2000)
  • Badeschluß (1996)
  • Ohne Netz (1994)
  • Alles Gute (1993)

Film und Fernsehen

1993 bekleidete Alfred Dorfer neben Josef Hader eine der Hauptrollen im Film Indien unter der Regie von Paul Harather. Das Drehbuch verfassten beide Darsteller auf Basis ihres gleichnamigen Bühnenstücks. Im Jahr darauf folgte der Kinofilm Muttertag und 1995 Freispiel unter der Regie von Harald Sicheritz. Danach übernahm er in Qualtingers Wien die Hauptrolle. Im Jahr 1999 folgte der Kinofilm Wanted und 2003 Ravioli. Bis auf "Qualtingers Wien" verfasste er für alle genannten Filme auch das Drehbuch oder arbeitete daran mit, die stets ein von Dorfer alleine oder mit seinen Kolleginnen verfasstes Bühnenstück als Ausgangsbasis hatten.

1998 startete die Fernsehsitcom MA 2412, in der Dorfer die Figur des Herrn Weber darstellte. 2003 fand die Serie mit dem Kinofilm MA 2412 – Die Staatsdiener ein vorläufiges Ende. Als "Weber & Breitfuß" kehrten die beiden Hauptfiguren 2022 für zwei Folgen aus der Pension zurück auf die Bildschirme.

Von 2004 bis 2010 war Dorfer Gastgeber der satirischen Late-Night-Show Dorfers Donnerstalk, die auf ORF 1 und im Nachtprogramm von 3sat ausgestrahlt wurde.

Bei der ORF-Late-Night-Show "Gute Nacht Österreich" ist er in unterschiedlichen Rollen Gast bei Peter Klien.

Filmografie

Literatur

Alfred Dorfer veröffentlichte im Frühjahr 2007 sein erstes Buch Wörtlich. Satirische Texte (Karl Blessing Verlag, 2007, ISBN 978-3-89667-330-5). Es enthält neben den Texten zu seinen Programmen Indien und fremd satirische Kommentare zu politischen und gesellschaftlichen Vorgängen in Österreich und Deutschland, die zum Großteil in seiner Kolumne namens Donnerstalk auf den Österreichseiten der Wochenzeitung Die Zeit erstveröffentlicht wurden.

Veröffentlichungen

Alfred Dorfer hat beinahe all seine bisherigen Programme auf VHS, DVD bzw. CD veröffentlicht. Außerdem existieren zwei Best-of-CD-Veröffentlichungen namens Eins und Zwei. Zu den Filmen Muttertag und Freispiel wurden Musik-CDs veröffentlicht, an deren Produktion Dorfer beteiligt war. Auch liegen alle Staffeln der Sendung Dorfers Donnerstalk auf DVD vor.

Auszeichnungen

Sonstiges

  • Alfred Dorfer ist ein großer Fan des Fußballklubs FK Austria Wien, dessen Spiele er seit Kindertagen regelmäßig besucht. Zur 90-Jahr-Feier des Klubs produzierte er ein kabarettistisches Video, in dem er die Geschichte der Austria – teilweise humoristisch und selbstironisch – Revue passieren ließ. Er stand der damaligen Klubführung unter Frank Stronach kritisch gegenüber, was sich in Dorfers Donnerstalk mit einer eigenen „Stronach-Folge“ zeigte.
  • Seit dem Wintersemester 2001/02 gibt es das Alfred-Dorfer-Stipendium, das alleinerziehenden Studierenden in finanzieller Notlage die Studiengebühren ersetzt. Die finanziellen Mittel dieses Stipendiums werden von Alfred Dorfer nach seinen Auftritten in Form von Spenden gesammelt, von ihm aufgestockt und der ÖH zweckgebunden zur Verfügung gestellt.
  • Während der Covid19-Pandemie arbeitete Dorfer zweieinhalb Jahre lang als Gemüseverkäufer an einem Marktstand.[7]
Commons: Alfred Dorfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Interviews

Belege

  1. Alfred Dorfer. In: kabarettarchiv.at. Abgerufen am 29. Mai 2021.
  2. br-online: Alfred Dorfer, Kabarettist, im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer (Download als PDF-Datei; 52 kB), 5. November 2007.
  3. Dissertation von Alfred Dorfer (PDF), Universität Wien, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  4. Birgit Braunrath: Dorfer: "Mir ist viel zugeflogen". In: Kurier (Tageszeitung). 5. Dezember 2011, abgerufen am 11. Januar 2017.
  5. Oltner Kabarett-Tage 2016 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  6. Deutscher Kabarett-Preis wird an Alfred Dorfer verliehen. Artikel vom 14. Jänner 2017, abgerufen am 14. Jänner 2017.
  7. Alfred Dorfer: "Ich bin nicht der Jesus von Mariahilf!" In: derStandard.at. 16. Oktober 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.

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