Dymschitz stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus, das enge Verbindungen zu Deutschland hielt; unter anderem war Deutsch seine zweite Muttersprache.[2] Er studierte zunächst in Leningrad Kunstgeschichte und arbeitete dort ab 1930 am Institut für russische Literatur. 1936 promovierte er mit einer Arbeit zur Poesie der bolschewistischen Presse zwischen 1890 und 1917.
Karriere
Seit 1934 war Dymschitz Mitglied des sowjetischen Schriftstellerverbandes. Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt in der Abteilung Literaturkritik der Zeitschrift Swesda. Daneben schrieb er an seiner Habilitationsschrift über Wladimir Majakowski. Deren Begutachtung zog sich bis 1943 hin, wurde aber schließlich abgelehnt.
Armeezeit
Ab 1941 war Dymschitz als Politischer Offizier in der Armeezeitung Snamja pobedy tätig und hielt vor Soldaten Vorträge über den Zustand der deutschen Armee in Russland. Nebenbei veröffentlichte er zu seinen Fronterlebnissen kurze Berichte und literarische Skizzen. Er war auch für die Propagandatexte zuständig, die per Lautsprecherwagen einmal wöchentlich über die Frontlinie hinweg für die deutschen Soldaten ausgestrahlt wurden.
Im Mai 1945 wurde Dymschitz als Presseoffizier nach Deutschland geschickt. Nach einer Zwischenstation in Potsdam arbeitete er in der Kulturredaktion der Täglichen Rundschau. Ab November 1945 wirkte er in der Kulturabteilung der SMAD. Er betreute dabei die Wiederinstandsetzung und Wiedereröffnung von Theatern, Zusammenstellung von Spielplänen, Engagement von Schauspielern und vieles mehr. Auch an der Gründung der DEFA war er wesentlich beteiligt. Während er sich einerseits für die Aufführung umstrittener Stücke einsetzte, veröffentlichte er gleichzeitig auf Parteilinie liegende Artikel in der Täglichen Rundschau zu neuen Kunstentwicklungen.
Ein von Dymschitz verfasster und am 19. und 24. November 1949 in der Täglichen Rundschau veröffentlichter Artikel bildete den Auftakt zur Formalismusdebatte in der DDR. In diesem Artikel warf er Pablo Picasso, Marc Chagall, Karl Schmidt-Rottluff und Karl Hofer „Mummenschanz“ und „Wirklichkeitsfälschung“ vor.[3]
Hochschullaufbahn
Anfang 1949 wurde Dymschitz nach parteiinternen Anschuldigungen von seinem Posten abberufen. Er kehrte im März 1949 nach Leningrad zurück, nahm seine Hochschullaufbahn wieder auf und wurde später Leiter des Instituts für Theater, Film und Musik.
Werke
Wandlungen und Verwandlungen des Antikommunismus - Essays zu Literatur und Ästhetik. Berlin 1977.
Zven'ja pamjati - portrety i zarisovki. Sov. Pisatel', Moskau 1975.
Niščeta sovetologii i revizionizma. Chudožestvennaja literatury, Moskau 1975.
Reichtum und Wagnis der Kunst - Aufsätze über Kunst und Literatur. Berlin 1974.
K. Marks i F., Engel's i nemeckaja literatura. Chudožestvennaja Literatura, Moskau 1973.
Neoavangardistskie rečenija v zarubežnoj literature 1950-60g.g. Chudož. Lit., Moskau 1972.
Problemy i portrety. Sovremennik, Moskau 1972.
Ideologičeskaja bor'ba v literature i estetike - sbornik statej. Izdat. “Chud.Lit.”, Moskau 1972.
Ein unvergeßlicher Frühling - Literarische Porträts und Erinnerungen. Dietz, Berlin 1970.
Der Bildhauer Hans Kies. Seemann, Leipzig 1970.
K. Marks i aktual'nye voprosy ėstetiki i literaturovedenija. Izdat. Nauka, Moskau 1969.
Marks, Engel's i Gejne - Vozvraščenie k teme. [s. l.]: [s.n.] 1968.
Zven'ja pamjati: portrety i zarisovki. Sovet. Pisatel', Moskau 1968.
V velikom pochode - sbornik statej. Sovetskij pisatelʹ, Moskau 1962.
Die ästhetische Anschauungen Georg Büchners. 1961.
Hans Kies: Alexander Dymschitz / sowjetischer Kulturoffizier und Literaturwissenschaftler (Porträtbüste, 1968, Bronze)[5]
Literatur
Klaus Ziermann, unter Mitarbeit von Helmut Baierl (Hrsg.): Alexander Dymschitz. Wissenschaftler, Soldat, Internationalist. Henschelverlag, Berlin 1977.
Anne Hartmann, Wolfram Eggeling: Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und der frühen DDR 1945–1953. Akademie-Verlag, Berlin 1998, S. 167–173 (ausführliche Biografie).
↑Gerda Wendermann: Zwischen den Blöcken. Heinz Trökes und die Formalismusdebatte in Weimar 1947 bis 1948. In: Irmtraud von Andrian-Werburg (Hrsg.): Heinz Trökes. Werke und Dokumente. Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Nürnberg 2003, S. 31–43.
↑Eckhard Rehnert (Hrsg.): Leukersdorf im Erzgebirge. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Festschrift 575 Jahre. Hrsg. im Auftrag der Gemeindeverwaltung. Gemeindeverwaltung, Jahnsdorf/Erzgebirge, 2017, DNB1148438645, S. 189.