Aadhaar (HindiआधारIASTādhār, deutsch ‚Basis, Fundament‘[1]) ist eine persönliche Identifikationsnummer für jeden Bürger und jede Bürgerin Indiens. Unter dieser zwölfstelligen Nummer werden biometrische und biographische Daten in einer zentralen Datenbank bei der Unique Identification Authority of India (UIDAI) gespeichert. Dieses System wurde 2009 auf freiwilliger Basis eingeführt und ist seit dem 12. Juli 2016 faktisch verpflichtend, um sämtliche Staatsleistungen in Anspruch nehmen zu können.[2] In einem nächsten Schritt sollen die Gesundheitsdaten jedes Bürgers mit seiner Aadhaar verknüpft werden.[3] Der Oberste indische Gerichtshof entschied am 26. September 2018 in einem umstrittenen Urteil, dass Aadhaar grundsätzlich mit der indischen Verfassung und dem indischen Datenschutzrecht vereinbar ist.[4]
Mit 1,2 Milliarden eingetragenen Mitgliedern ist Aadhaar die größte biometrische Datenbank weltweit (Stand: 11. Juni 2017).[5] Schätzungsweise sind 99 % der Bevölkerung über 18 Jahren erfasst.
Die folgenden Zahlen basieren auf dem „State-Wise Saturation Report“.[6] Die Prozentangaben beziehen sich auf die vermuteten Bevölkerungszahlen.
Rang
Bundesstaat
Bevölkerung
AADHAAR-Accounts
% der Bevölkerung
INDIEN
1.278.229.800
1.162.041.325
91 %
1
Delhi
17.720.573
21.479.439
121 %
2
Haryana
26.816.977
28.007.365
104 %
3
Telangana
37.253.813
38.237.092
103 %
4
Punjab
29.303.888
30.159.891
103 %
5
Himachal Pradesh
7.252.406
7.494.280
103 %
6
Chandigarh
1.115.584
1.152.420
103 %
7
Lakshadweep
68.149
69.517
102 %
8
Goa
1.541.892
1.578.121
102 %
9
Kerala
35.315.493
35.591.640
101 %
10
Dadra & Nagar Haveli
362.649
364.560
101 %
11
Uttarakhand
10.700.897
10.702.135
100 %
12
Puducherry
1.316.320
1.301.836
99 %
13
A & N Islands
401.882
397.365
99 %
14
Jharkhand
34.869.720
34.364.493
99 %
15
Chhattisgarh
27.014.896
26.577.971
98 %
16
Andhra Pradesh
52.229.924
51.045.447
98 %
17
Madhya Pradesh
76.789.374
73.506.231
96 %
18
Gujarat
62.100.000
59.370.087
96 %
19
Maharashtra
118.861.427
112.880.753
95 %
20
Tripura
3.882.999
3.677.735
95 %
21
Karnataka
64.660.412
61.358.420
95 %
22
Sikkim
642.776
599.620
93 %
23
Tamil Nadu
76.304.287
70.811.070
93 %
24
West Bengal
96.622.186
89.880.278
93 %
25
Odisha
44.369.413
40.549.662
91 %
26
Rajasthan
72.583.213
65.226.218
90 %
27
Uttar Pradesh
211.105.381
185.446.237
88 %
28
Bihar
109.798.353
93.063.492
85 %
29
Daman & Diu
256.937
211.187
82 %
30
Manipur
2.878.911
2.161.895
75 %
31
Arunachal Pradesh
1.462.443
1.024.769
70 %
32
Mizoram
1.154.010
804.972
70 %
33
Jammu Kashmir
13.273.505
9.136.975
69 %
34
Nagaland
2.094.963
1.189.796
57 %
35
Meghalaya
3.135.150
317.143
10 %
36
Assam
32.968.997
2.291.348
7 %
Kosten
Seit dem Beginn des Projekts im Jahr 2009 hat die indische Regierung Steuergelder in Höhe von knapp 2 Milliarden Euro für Aadhaar ausgegeben (87.939 Mrd. INR zum Stand 31. März 2017).[7]
Emblem der Indischen Republik und Logo von AADHAAR
Allgemeine Informationen über AADHAAR
Text:
Aadhaar is a proof of identity, not of citizenship.
To establish identity, authenticate online.
This is electronically generated letter.
Aadhaar is valid throughout the country.
Aadhaar will be helpful in availing Government and Non-Government services in future.
Unterer Teil:
Government of India (In Amtssprache und Englisch)
Foto
Vollständiger Name
Geburtsdatum
Geschlecht
QR Code
Ausweisnummer
Aadhaar-Mitgliedsnummer
Unique Identification Authority of India
Name des Vaters oder des Ehemannes
Adresse
Der QR-Code enthält einen Auszug der Daten im XML-Format in Englisch.
Aadhaar-Mitgliedsnummer
Vollständiger Name
Geschlecht
Geburtsjahr
Name des Vaters oder des Ehemannes
Adresse
Vollständiges Geburtsdatum
Aadhaar als Digitale Identität
Faktisch stellt die Aadhaar-Nummer eine digitale Identität dar. Das Dokument wird grundsätzlich als PDF bereitgestellt, enthält einen QR-Code mit Daten im XML-Format und ermöglicht die Erweiterung um zahlreiche weitere Daten wie Iris-Scans, Fingerabdrücke und Fotos. Dies kann zum Beispiel zu Multi-Faktor-Authentifizierungen verwendet werden.
Die Journalistin Rachna Khaira wurde wegen Betrugs angeklagt, obwohl sie einen Datenschutzskandal beim Zugriff auf die Datenbank aufdeckte. Für lediglich 500 Rupien ist es ihr gelungen, sich einen Zugang zu erkaufen.[9]
Nur mit Aadhaar kann man ein Bankkonto eröffnen, eine Telefonnummer oder Kreditkarte erhalten, Sozialleistungen in Anspruch nehmen, seine Steuererklärung abgeben oder eine Ehe schließen. Indiens Oberster Gerichtshof prüft daher, ob Aadhaar derart obligatorisch staatlichen Aufgaben dienen darf oder ob dies die Privatsphäre der Bürger verletzt.[10]
Schwachstellen bei Sozialleistungen
Bedürftige authentifizieren sich zum Erhalt von Nahrungsmittelhilfen ebenfalls mit Aadhaar. Aktivisten dokumentierten 2019 Fälle, bei denen das System die Personen nicht erkannte, oder ganze Gebiete wegen Internetausfalls keinen Zugang zum zentralen Server und damit keine Möglichkeit zum Datenabgleich hatten. Mehrere Todesfälle durch Verhungern wurden Aadhaar zugeschrieben.[11]
Datenschutzverletzungen
Seit Oktober 2023 werden Daten von 815 Millionen Indern für 80.000 US-Dollar angeboten. Diese wurden bei der Verbindung der Aadhaar-Daten mit Auswertungsdaten von COVID-Tests abgegriffen.[12]
Nandan Nilekani, Viral Shah: Rebooting India: Realizing a Billion Aspirations. Hrsg.: Penguin Group. India 2015, ISBN 978-0-670-08789-1, S.340 (Google Books [abgerufen am 15. Januar 2021]).
Kritische Stimmen
Namrata Kolachalam: Der gläserne Inder. In: welt-sichten, 8. Januar 2018 (aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Steinweg-Fleckner).