@fire – Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e. V. ist eine gemeinnützige, nichtstaatliche Hilfsorganisation, die international Hilfe bei Naturkatastrophen leistet. Der Verein mit Sitz in Osnabrück wurde 2002 als ehrenamtliches Netzwerk von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehrleuten gegründet. Derzeit sind rund 500 Mitglieder ehrenamtlich aktiv. Aktueller Vorsitzender und Mitbegründer des Vereins ist Jan Südmersen.
@fire ist seit November 2010 Mitglied der UN-Organisation INSARAG (International Search and Rescue Advisory Group). Als erstes internationales Such- und Rettungsteam der Kategorie „Light“ wurde die deutsche Hilfsorganisation im November 2021 von den Vereinten Nationen (UN) klassifiziert. Ferner ist der Verein Mitglied der Internationalen Rettungshunde Organisation (IRO). Die Wortmarke setzt sich zusammen aus dem At–Zeichen für das Netzwerk und fire für die englischen Begriffe fire und rescue.
Einsatzschwerpunkte sind die Trümmerrettung‘ (USAR – Urban Search and Rescue – Suchen und Retten von Verschütteten) und ‚Vegetationsbrandbekämpfung‘ (WFF – Wildland Fire Fighting).
Trümmerrettung und Flutkatastrophen
Die Hilfsorganisation arbeitet im Bereich Suchen und Retten nach den Vorgaben der Vereinten Nationen und ist darauf vorbereitet, mit einem Team der Kapazität „light“ gemäß den INSARAG–Richtlinien innerhalb von 24 Stunden weltweit im Katastrophengebiet vor Ort zu sein, um Hilfe zu leisten. Der Schwerpunkt liegt hierbei darin, Verschüttete nach Erdbeben oder ähnlichen Ereignissen in den Trümmern zu lokalisieren, sie zu befreien und medizinisch zu versorgen. Für diese Aufgabe hält die Organisation Ausrüstung bereit, die von Ortungstechnik über Bergungsgeräte bis zu medizinischer Ausrüstung und Einsatzlogistik reicht. So unterstützte sie z. B. 2005 die Organisation Help – Hilfe zur Selbsthilfe e. V. beim Aufbau eines Hilfsprojektes in Pakistan.
Vegetationsbrandbekämpfung
Die Hilfsorganisation kann kurzfristig Einheiten unterschiedlicher Größe und Ausrichtung zur Bekämpfung von Wald- und Flurbränden in den Einsatz bringen. Vom Fachberater Waldbrand über mobile „Handcrews“, welche in unwegsamem Gelände Schneisen zur Brandbekämpfung schlagen, bis hin zu Helikoptermannschaften („Helitack“) kann der Verein flexibel auf die Einsatznotwendigkeiten, v. a. in Südeuropa, aber auch innerhalb Deutschlands, reagieren. Dabei arbeitet er mit Methoden, die es möglich machen, Vegetationsbrände ohne oder mit nur sehr wenig Wasser, zu bekämpfen. Zusätzlich engagiert er sich bei der Ausbildung von kommunalen Feuerwehren im Bereich der Vegetationsbrandbekämpfung und unterstützt die Forstwirtschaft sowie Ökologen bei der Landschaftspflege und Renaturierung durch kontrolliertes Abbrennen, beispielsweise von Heideflächen.
Der Verein gliedert sich neben dem Vorstand in Fachbereiche, innerhalb welcher die verschiedenen Aufgabenfelder bundesweit gebündelt sind, sowie regional organisierte Dependancen. Die Fachbereichs- und Regionalleiter treffen sich in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit dem Vorstand und weiteren Funktionären in einem Lenkungsausschuss, in welchem strategische und konzeptionelle Beschlüsse gefasst werden.[3]
Standorte und Ausrüstung
Die Ausrüstung und Fahrzeuge werden dezentral an innerhalb Deutschlands und der Schweiz verteilten Standorten vorgehalten. Das Zentrallager für Auslandseinsätze ist nahe Köln gelegen, mit einer Außenstelle in Bad Kreuznach nahe Mainz[4].
Grundsätze der Humanitären Hilfe
Bei der Arbeit orientiert sich die Organisation an den zwölf Grundregeln der Humanitären Hilfe des Auswärtigen Amtes. Die Hilfeleistung erfolgt ohne Ansehen von Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, politischer Überzeugung oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen für jedermann gleichberechtigt. Alle Einsätze erfolgen grundsätzlich nur auf Anforderung des betroffenen Landes.
Mitglieder und Ausbildung
Die Hilfsorganisation setzt sich vornehmlich aus ehrenamtlichen Helfern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die Vollendung des 18. Lebensjahres sowie eine körperliche als auch geistige Eignung. Ein Großteil aller Helfer sind ehrenamtlich oder hauptberuflich in einer Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk oder im Rettungsdienst aktiv.
Die Ausbildung für das Suchen und Retten von Verschütteten erfolgt nach den internationalen INSARAG–Richtlinien der Vereinten Nationen. Die Ausbildung der Vegetationsbrandspezialisten basiert im Wesentlichen auf den Standards der amerikanischen National Wildfire Coordinating Group (NWCG). Ein großer Teil der Führungsausbildung wird im Ausland, insbesondere in Spanien, Portugal und den USA durchgeführt.
Neben Deutsch wird satzungsgemäß auch Englisch als Verkehrssprache innerhalb des Vereins genutzt.[1]
Als spendensammelnde Hilfsorganisation verpflichtet sich der Verein zur Transparenz im Umgang mit finanziellen Mitteln. Grundlage hierfür ist eine Selbstverpflichtung als Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Deutschen Spendenrat und der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ).
In den Medien
In einer Folge der ARD–Kinderreportagesendung neuneinhalb stellte @fire Ausrüstung und Techniken zur Waldbrandbekämpfung vor.[6]
In der 2020 auf ProSieben ausgestrahlten TV–Reportage Green Seven Report – Unser Wald brennt wurde ein Team von @fire bei der Durchführung einer Waldbrandübung im Harz begleitet.[7]
In der am 4. November 2020 ausgestrahlten Dokumentation „Waldbrände in Deutschland – eine unterschätzte Gefahr?“ des Bayerischen Rundfunks hat ein Filmteam @fire über mehrere Tage begleitet.
In der am 10. Januar 2023 ausgestrahlten zweiten Folge der Dokumentationsserie „Feuer, Wasser, Erde, Luft – Retter in ihrem Element“ des Fernsehsenders VOX hat ein Filmteam @fire bei den Waldbränden im Harz und in Falkenberg 2022 begleitet.
In der am 29. April 2023 ausgestrahlten und seit dem 26. April auf YouTube verfügbaren Dokumentation „Feuer, Flammen, Funkenschlag“ des Fernsehsenders ARTE wurden @fire bei Lehrgängen und Einsätzen 2022 begleitet.[8]
In der am 21. Juli 2024 ausgestrahlten und auf YouTube, Joyn sowie in der ProSieben Mediathek verfügbaren Episode "European Wildfire Academy: Der Kampf gegen Waldbrände" der Dokumentationsreihe „Galileo X-Plorer“ des Fernsehsenders ProSieben wurden @fire bei einer Ausbildung in Portugal begleitet.[9]
Sonstiges
Im Jahr 2024 erhielt Vorstandsmitglied Andreas Weber das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein jahrelanges Engagement im Bereich der Katastrophenhilfe[10]