91. Infanterie-Division (Wehrmacht)

91. (Luftlande-)Infanterie-Division

Truppenkennzeichen der 91. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen
Aktiv 15. Januar 1944 bis 10. August 1944
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Division
Stärke ~10500
Unterstellung LXXXIV. Armeekorps, 7. Armee
Standort Normandie, Frankreich
Zweiter Weltkrieg Schlacht in der Normandie:
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 91. (Luftlande-)Infanterie-Division war mit zwei Infanterie-Regimentern ein (leichter) Großverband der deutschen Wehrmacht.

Geschichte

Aufstellung

Die Division wurde im Januar 1944 als Division der 25. Aufstellungswelle auf dem Truppenübungsplatz Baumholder (Wehrkreis XII) aufgestellt.

Umgliederung

Sie war ursprünglich für den Luftlande-Einsatz vorgesehen, die Umbewaffnung wurde mit Befehl vom 6. März 1944 geregelt.

Verlegung nach Frankreich

Nach der beendeten Aufstellung wurde die Division nach Frankreich verlegt, wo sie auf der Cotentin-Halbinsel in der Normandie stationiert wurde. Die Division war Teil des LXXXIV. Armeekorps und wurde als Korpsreserve im Inland der Halbinsel bereitgehalten.

Operation Overlord

Die alliierte Angriffsoperation in der Normandie mit Landungstruppen, Luftstreitkräften und Marine umfasste auch eine große Luftlandeaktion britischer und amerikanischer Fallschirmjäger. Bei ihrem nächtlichen Absprung landeten amerikanische Truppen mitten im Stationierungsraum der 91. Infanterie Division.

In der Landungszone

Im Bereich der Division hatten die Amerikaner für den D-Day die Luftlandung der 82. und 101. US-Luftlandedivision geplant, sowie amphibische Landungen an der Küste im Bereich des sogenannten Utah Beach.

In den ersten Stunden des 6. Juni wurde Kommandeur der 91. Infanterie-Division, Generalleutnant Wilhelm Falley, von Fallschirmjägern der 82. Airborne Division auf dem Rückweg von dem abgesagten Kriegsspiel in Rennes zu seinem Gefechtsstand in Pont-l’Abbé in seinem Fahrzeug aus einem Hinterhalt erschossen. Übergangsweise übernahm Oberst Bernhard Klosterkemper, Kommandeur des Grenadier-Regiments 920 der 243. Infanterie-Division, den Befehl über die Division. Vier Tage später übernahm Oberst König das Kommando der Division, der bis dahin Kommandeur des Grenadier-Regiments 1057 der Division war.

Die Absprungzonen der 82. und die 101. US-Luftlandedivision lagen mitten in den Unterkunftsbereichen und Verfügungsräumen der 91. (LL)Infanterie-Division; dadurch war ein systematischer Gegenangriff auf die Luftlandung erschwert.

Sainte-Mère-Égilse

Ein geschlossener Gegenangriff auf sich bei Sainte-Mère-Église sammelnde Fallschirmjäger konnte nicht organisiert werden.

Schwere Verluste

Die Division stand von Beginn der Luftlandung an im pausenlosen Gefechten mit größeren und kleineren Gruppen gut ausgebildeter Fallschirmjäger. Bis zum 10. Juni summierten sich die Verluste auf ca. 3.000 Mann also etwa ein Drittel der Grabenstärke der Division. Da keine klare Frontlinie gegeben war, gab es keine sicheren Wege, auf denen Munition für die eigenen Geschütze herangeführt werden konnte, so dass der Artillerie die Munition ausging.

Unterstellung des Gren.Rgt. 920

Die sich entwickelnde lange Front entlang des Flusses Merderet, von Carentan bis Le Ham war für die bereits abgekämpfte Division ohne Verstärkung bald nicht mehr zu verteidigen. Aus diesem Grund wurde die Division durch das Grenadier-Regiment 920 der 243. Infanterie Division unter Oberst Klosterkemper weiter verstärkt.

Spaltung der Division

Die der Division zugeführten Kräfte reichten angesichts der gegnerischen Stärke nicht aus, um in die Gegenoffensive überzugehen. Die 91. (LL)Inf.Div. blieb gezwungen, sich zur Verteidigung einzurichten und einen Abwehrkampf gegen die Amerikaner zu führen. Letztlich hielt der Verband einem Angriff der 9. US-Infanterie-Division nicht mehr stand. Durch den Angriff der 9. US-Infanterie-Division wurden die deutschen Truppen auf der Halbinsel Cotentin voneinander getrennt.

Die Reste der Division organisierten sich in zwei Kampfgruppen. Im Süden zur Kampfgruppe „Hellmich“, wo sich die Hauptteile der 91. (LL)Inf.Div. befanden und im Norden zur Kampfgruppe „Schlieben“, wo die nunmehr abgeschnittenen Teile der Division standen.

Allgemeine Situation

Zwar standen sechs deutsche Infanterie- und eine Panzergrenadier-Division insgesamt vier US-Infanterie- und zwei US-Airborne-Divisionen gegenüber, jedoch waren alle deutschen Verbände durch die bisherigen Kämpfe und durch ständige Luftangriffe und den Beschuss der schweren Schiffsartillerie in einem desolaten Zustand; der Kampfwert aller Verbände war äußerst gering. Die Versorgung mit Ersatzmannschaften und Munition war durch die Zerstörung des Bahnnetzes im Bereich der Normandie kaum noch möglich. Trotz aller Unzulänglichkeiten leisteten die Deutschen verbissenen Widerstand. Besonders das Gelände mit seinen Hecken und Überflutungsgebieten hemmte die Amerikaner, weil es für den Verteidiger alle Vorteile bot, trotz materieller und personeller Unterlegenheit.

Divisionskampfgruppe 91. ID

Im weiteren Verlauf der Kämpfe war die 91. (LL)Inf.Div. nur noch eine Kampfgruppe aus Restteilen der Division. Sie wurde verschiedenen anderen Infanterie-Divisionen zur Verstärkung unterstellt.

Auflösung

Am 10. August 1944 wurde die Division nach den schweren Verlusten in den Kämpfen um die Normandie aufgelöst.

Wiederaufstellung mit Teilen der 172. ID

Bei der 7. Armee in der Eifel begann aus Teilen der Walküreeinheit Kampfgruppe Castorf (ehemals Division Nr. 172) eine neuerliche Aufgestellung der Division.

Abbruch der Aufstellung durch Umbenennung

Eine volle Aufstellung erfolgte nicht. Am 5. November 1944 erfolgte die Umbenennung in 344. Infanterie-Division.

Kommandeure

  • Generalleutnant Bruno Ortner, 15. Januar bis 25. April 1944
  • Generalleutnant Wilhelm Falley, 25. April bis 6. Juni 1944
  • Oberst Bernhard Klosterkemper, 6.–10. Juni 1944
  • Oberst Eugen König, 10. Juni bis 10. August 1944 (Auflösung)
  • Oberst Eugen König, 15. September (Neuaufstellung) bis 5. November 1944

Gliederung

  • Grenadier-Regiment 1057
    • I.–III. Bataillon
  • Grenadier-Regiment 1058
    • I.–III. Bataillon
  • Artillerie-Regiment 191
  • Füsilier-Bataillon 91
  • Panzerjäger-Kompanie 191
  • Flugabwehr-Kompanie 191
  • Pionier-Bataillon 191
  • Feld-Ersatz-Bataillon 91
  • Nachrichtenabteilung 191
  • Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 191
  • Verwaltungsdienste 191
  • Sanitätsdienste 191
    • Sanitätskompanie 191
    • Truppenentgiftungszug 191
  • Veterinärkompanie 191

Unterstellte Einheiten

  • Fallschirmjäger-Regiment 6
  • Panzer-Ersatz-Ausbildungsabteilung 100
  • Artillerieregiment z. b. V. 621
  • schwere Artillerie-Abteilung 456 (mot.)
  • schwere Artillerie-Abteilung 457 (mot.)

Gesamtstärke

  • 91. Luftlande-Infanterie-Division – 10.550 Soldaten
  • Fallschirmjäger-Regiment 6 – 3.500 Soldaten
  • Panzer-Ersatz-Ausbildungsabteilung 100 ~ 400 Soldaten

Literatur

  • Alex Buchner: Das Handbuch der deutschen Infanterie 1939–1945 : Gliederung, Uniformen, Bewaffnung, Ausrüstung, Einsätze. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Utting 2001, ISBN 3-89555-041-8.
  • Terry Gander u. a.: Small arms. Enzyklopädie deutscher Waffen 1939–1945 – Handwaffen, Artillerie, Beutewaffen, Sonderwaffen. ISBN 3-613-02481-0.
  • Volker Griesser: Die Löwen von Carentan – Das Fallschirmjäger Regiment 6 1943–1945. VS-Books, Herne 2007, ISBN 978-3-932077-25-8.
  • Tony Hall: Operation „Overlord“: Die Landung der Alliierten in der Normandie 1944. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02407-1.
  • Utah Beach to Cherbourg, June 6–27, 1944/Book and Maps.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 6: Die Landstreitkräfte 71–130. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979, ISBN 3-7648-1172-2.
  • Helge Sven Nauroth und Boris Steinberg: Die Geschichte der 91.Luftlande-Division - Rekonstruktion eines Großverbandes der Deutschen Wehrmacht. Tredition Verlag 2017, ISBN 978-3-7439-4009-3.

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