Natürliche Ressourcen sind die weltweite Landfläche, Wasserfläche, der Luftraum und allgemein die Umwelt. Deren Übernutzung stellt eine volkswirtschaftliche Fehlallokation dar.[2] Ergreift ein Staat keine Umweltschutzmaßnahmen, entstehen hierdurch hohe Umweltschäden, die Umweltkosten nach sich ziehen. Umweltziel der neoklassischen Umweltökonomie ist es, durch Umweltschutzmaßnahmen eine Internalisierung der Kosten herbeizuführen, um die Übernutzung der natürlichen Ressourcen so weit zu vermindern, bis ein Optimum zwischen den vermiedenen Umweltschadenskosten und den Umweltschutzkosten erreicht ist.[3]
Bei den meisten Arten tritt während ihrer Nutzung Rivalität auf, denn bei begrenzter Kapazität (Verkehrsstau auf Straßen) sinkt der Nutzen für weitere Nutzer (Verspätung und Staukosten durch Verkehrsstau). Diese Nutzer können jedoch nicht von der Nutzung ausgeschlossen werden.[8] Da Wirtschaftssubjekte auch nicht von der Nutzung des Allmendeguts Umwelt ausgeschlossen werden können, kommt es zur Übernutzung der Ressource Umwelt.[9] Von Bedeutung ist auch, ob die Übernutzung zu bleibenden Substanzschäden führt (Überweidung, Überfischung) oder nicht (Verkehrsstau).
Das beste Beispiel für Übernutzung ist die Fischerei in den Ozeanen, wo es jedermann außerhalb der Hoheitsgewässer freigestellt ist, Fischfang zu betreiben.[10] Der freie, kostenlose Marktzutritt ist ein Anreiz, möglichst viele Speisefische zu fangen, so dass ein maximaler Erlös entsteht. Hierin liegt die Tendenz zur Überfischung. Dies ist ein soziales Dilemma, denn jeder einzelne hat einen Anreiz, die Nutzung des Allmendegutes zu steigern, die daraus resultierende Übernutzung senkt jedoch den gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Heute ist Raubbau zur Metapher geworden, die eine Übernutzung anzeigt.[13] Allgemein wird von einem „Raubbau am Körper“ oder „Raubbau an der Gesundheit“ gesprochen, wenn der Körper übermäßig beansprucht und damit geschädigt wird (z. B. zur Begründung von Arbeitszeitvorschriften).[14] Ein weiteres Beispiel für eine metaphorische Verwendung ist das Schlagwort vom „Raubbau an der Natur“.[15]
Aufgrund des Raubbaus im Wald dehnen sich die Dürre- und Ödländer immer weiter aus. UNEP zufolge sind 75 % der LandmasseAustraliens, 55 % Afrikas, 25 % Asiens und 20 % Nordamerikas in Wüste verwandelt.[18] Die FAO geht davon aus, dass mehr als 25 % aller Fischbestände erschöpft oder von Erschöpfung durch Überfischung bedroht sind, weitere 50 % werden am biologischen Limit befischt.[19]
Die Übernutzung natürlicher Ressourcen führt zu einer Dezimierung der Bestände von Pflanzen oder Tieren bis hin zum Artensterben und stellt eine nicht nachhaltige Nutzung der Natur dar, weil die Entnahme rascher erfolgt als der natürliche Zuwachs.[22] Dabei ist zu bedenken, dass die Nutzung oder der Verbrauch von Land, Wasser oder Luft diese nicht verschwinden lässt, sondern sie in ihrer Qualität verschlechtert (aus Trinkwasser wird Abwasser). Um den ursprünglichen Qualitätsstandard wiederherzustellen, entstehen Kosten (Errichtung und Betrieb von Kläranlagen). Würden diese Investitionen nicht vorgenommen, entstünden dauerhafte Umweltschäden.
Nicht nachhaltige Landwirtschaft und der Raubbau an Wäldern erhöhen das Risiko von Naturkatastrophen.[24] Die Übernutzung der natürlichen Umwelt kann nach dem umweltökonomischen Grundmodell durch die Internalisierung der negativen externen Effekte vermieden werden. Wenn den Verursachern negativer externer Effekte die sozialen Kosten ihrer Aktivitäten zunehmend angelastet werden, führt dies zu einer effizienten Verwendung der natürlichen Umwelt.[25] Die Umwelt würde dann nur so lange belastet wie die Grenzkosten der Umweltbelastung unterhalb der Grenzkosten der Schadensvermeidung liegen.
Übernutzung ist eine Erscheinungsform des Extraktivismus, einem „Akkumulationsmodell, das auf einer übermäßigen Ausbeutung immer knapper werdender, meist nicht erneuerbarer, natürlicher Ressourcen beruht, sowie auf der Ausdehnung dieses Prozesses auf Territorien, die bislang als ‚unproduktiv‘ galten“.[26]
↑Elinor Ostrom, Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action, 1990, S. 1 ff.
↑Merlin R. Mechler, Naturkatastrophen und Globaler Wandel, in: Carlo J. Burschel/Martin Weigert/Werner F. Schulz (Hrsg.), Lexikon Nachhaltiges Wirtschaften, 2001, S. 258
↑Maristella Svampa, Bergbau und Neo-Extraktivismus in Lateinamerika, in: Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (Hrsg.), Der Neue Extraktivismus, 2012. S. 14